OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

Die weichen Sedimente des Schlierhügellandes wurden in der vorangegangenen langen Zeit des Pliozäns stark ausgeräumt, und die Verebnungsflächen des Alpenvorlandes lagen zu Beginn der Eiszeit bei ungefähr 250 m Seehöhe. Aus diesem Schlierhügelland erhoben sich schon die Schotter des Hausrucks mit rund 500 m Seehöhe heraus, doch hatten sich infolge Abtragung auch bereits tiefere Schotterniveaus, wie z.B. am Geiersberg, herausgebildet. Bezüglich des Hohen Dachsteins liegen aus der Eiszeit keine direkten Höhenbeziehungen vor, seine ältestpleistozäne Seehöhe kann mit unge fähr 2700 m und die des Plateaus „Am Stein" mit etwa 1800 m angenommen werden. Das ganze Dachsteinmassiv war jedoch von mächti gen Gletschermassen bedeckt, die sich weit in das Vorland hinauszogen. Die Jetztlandschaft wurde in der Eiszeit, in der letzten Jahrmillion, entwickelt. Einerseits be wirkte die epirogenetische Landhebung eine zu nehmende Höherschaltung des Alpenkörpers und der Böhmischen Masse und andererseits beding ten klimatischen Faktoren ein Vorrücken und Halten, bzw. Abschmelzen der gewaltigen Glet scher, die im Vorland die Salzkammergutseen ausschürften und altersmäßig unterscheidbare Moränenwälle aufschütteten. Die Verknüpfung dieser quartärgeologischen Vorgänge verursachte ein zeitweises Einschnei den der Flüsse beim Rückzug der Gletscher und zeitweise eine Akkumulation von Schottern und Feinsedimenten, wenn die Gletscher länger hiel ten oder neuerlich vorrückten. Diese jüngste Landschaftsentwicklung zeigt somit eine stufen förmige Absenkung des Entwässerungssystems und die Anlage breiter quartärer Terrassen ent lang der großen Flüsse. Die Landoberfläche, die Bergesgipfeln und die ehemaligen Verebnungsflächen wurden auf ihre heutige Seehöhe geho ben, die Flüsse haben sich immer tiefer einge schnitten und ihre Talböden veschmälert. Die vorliegenden Untersuchungen zeigen, daß die Landschaftsentwicklung Oberösterreichs von der Tektonik, die in den vorhandenen Großre gionen sich jedoch sehr unterschiedlich auswirkte, und seit dem Oberpliozän bedeutend verstärkte, maßgebend beeinflußt wurde. Das von der Geo logie bewiesene Aufgleiten der Nördlichen Kalk alpen auf die Böhmische Masse wirkt sich auch in der Landschaftsentwicklung aus, indem seit dem Obermiozän eine ständige Heraushebung des oö. Raumes stattfindet. Infolge der Aufschie bung der mesozoischen Schichten auf die „schiefe Ebene" des paläozoischen Grundgebirges tritt bei diesem eine Kippung ein, wodurch das Hebungs ausmaß der Landschaftsgebiete verschiedene Be träge aufweist (siehe Diagramm 3). Aus den aufgezeigten Belegen ergibt sich nach folgende tabellarische Übersicht der stattgefun denen Landhebungen (siehe Tabelle 2), die so wohl die zeitliche Rekonstruktion der Hebungs beträge als auch die schematische Darstellung der erdgeschichtlichen Entwicklung im Landschafts querschnitt ermöglichen. Das verwirrende Bild der Flächensysteme wird dadurch klargelegt und, wenn die Interferen zwischen tektonischen (endogenen) und klimatischen (exogenen) Vor gängen erkannt wird, lösen sich auch die Pro bleme des Eiszeitalters, über das andermalig be richtet wird. In der Landschaft ist vielfältiges, stetiges und Millionen von Jahren umfassendes Geschehen verwoben. Wir sollten ihre Entste hung und ihre Schönheit bewußt erleben und ehrfürchtig werden vor dieser wunderbaren Schöpfung.

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