schrieben waren, von denen eine, das Schuster handwerk, wie es scheint, auch von Stelzhamers Vater noch ausgeübt wurde. Der Vater Johann war nicht angestammt auf dem Siebengütl, son dern hatte hingeheiratet, vom benachbarten Dimmeigute her, wo er aus unbekannten Grün den einem jüngeren Bruder (vgl. Stelzhamers Dorfgeschichte „Vetter Jakob, der ,Baumtod'") hatte Platz machen müssen. Auch die Mutter Maria, geborene Hofstädter, wäre nicht unmittel bar übernahmsberechtigt gewesen, wenn es nicht ihre Brüder in die Ferne gelockt hätte, ein Trieb, der überhaupt im hofstädterschen Blute gelegen haben mag. Der eine ist Onkel Georg („Onkel Georgs Schatz"), der andere Josef, der Stocker auer Schwerfuhrmann mit seinen angeblich 70 bis 80.000 fl. Hinterlassenschaft, ein dritter dürfte mit dem „Soldatenvöda" des Mundart gedichtes gleichzusetzen sein. Sie alle spielen in Stelzhamers Leben noch eine Rolle. Die väter lichen Großeltern lebten im Auszug auf dem Dimmeigute, die Großmutter, aus besserem Bauerngeschlecht stammend, in vornehmer Zu rückhaltung gegen ihre ärmlichen Nachkommen. Von den mütterlichen Großeltern hören wir nichts, sie dürften nicht mehr in unseres Dichters Jugend hereingelebt haben. Vater Johann ragte durch die Klugheit, wie er seine geringen Besitzstände zusammenzuhalten und zu vermehren verstand, gewiß über die an deren Dorfinsassen hinaus, die sich in Stelz hamers Dorferinnerungen reich differenziert zei gen. Er hatte sich im Anfang seiner Ehe noch mit Gedanken und Versuchen von Schatzgräberei und ähnlichen, damals noch tief im Volksglauben sitzenden Hoffnungen auf schnelles Reichwerden abgegeben, die ihn aber bald zur heilsamen Erkenntnis führten: Bete und arbeite! (vgl. „Der Baumtod"). Dann aber nützte er die Franzosen zeit dazu, um im Lande durch Handel manches Außerordentliche zu verdienen, und er kehrte öfter mit recht ansehnlichem Verdienst heim (vgl. „Faust Urey"). Mit eiserner Sparsamkeit sammelt er für seine Söhne, auf die sich sein „Höher-Hinauswollen" übertragen hatte, um ih nen den Weg zum geistlichen oder weltlichen „Herrenstande" freizumachen, die Mittel zum Studium. Er schickt sie auch alle drei nachein ander auf das Gymnasium. Hatte man es ihm schon verübelt, daß er deren Ankunft auf der Welt jedesmal mit einem Schuß aus der Haus büchse angezeigt hatte, so erst dies noch viel mehr. Die Mutter Marie ist in unerschöpflicher Liebe und nie versiegender Hilfsbereitschaft für ihre Söhne, die ihr Studium nicht recht zu Ende zu bringen wissen, der Typus einer Mutter in sol cher Lage überhaupt. Ihr ist in Stelzhamers Mundartgedichten, von denen die von seinem „Müaderl" zu seinen besten gehören, der Dank zuteil geworden. Ist des Vaters Religiosität, von der uns Stelzhamer einige fast noch heidnische, naturgläubige Züge überliefert, eine der Selbst bewahrung, so ist die der Mutter in der Erzäh lung „Der Waldwurm" dazu in den schönsten, wenn auch friedlichsten Gegensatz gestellt und gezeigt, wie sie von einer rührenden Tapferkeit ist, wenn es gilt, ein Mittel zu gewinnen, um allen Menschen, Fremden wie Nachbarn, in ihren Krankheiten helfen zu können. Sonst weiß der Sohn noch von ihrer Reise- und Gehlust zu be richten, mit der sie die Zweitagereise von Piesenham bis Salzburg zu ihren Söhnen oftmals und fröhlich zurücklegte. Das Kind Franz, geboren am 29. November 1802 als das dritte Kind dieser Ehe, scheint in den ersten Jahren ein Zärtling gewesen zu sein, der sich nur im Dunstkreis des Häuslichen und der Familie wohl fühlte. Auch einiger Vorfälle, die eine außerordentliche körperliche Sensitivität vermuten lassen, weiß sich noch der 50jährige zu erinnern. In der Dorfschule gedieh er unter seinem ersten Lehrer, einem Prügelpädagogen, schlecht. Als aber ein neuer Lehrer kam, der liebevoll auf ihn einging, sprang sein Geist auf „wie der prachtvolle Blütenschaft aus der lang geheimnisvoll verschlossenen Aloe". Er wird bald der Erste in der Klasse und auch auf dem Schulweg der anerkannte Bubenkönig und bleibt es seine ganze Dorfzeit. In den schulfreien Zei ten auf der Weide als Hüterbube wird die „Ergründung der Naturgeheimnisse seine süßeste Plage", darin von den Dorfbuben bald nimmer verstanden und seine eigenen Wege gehend (vgl. die Erzählung „Die Dorfschule"). Sie wächst ihm zusammen mit naturnahen Anschauungen von den höchsten Mächten, die ihm seine Umgebung
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