OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

B) Der zeitliche Ablauf der Landschaftsentwicklung Zwecks Darstellung vergangener Landschaften müssen einerseits die von der Geologie und Pa läontologie erforschten Ablagerungen und Fossi lien als gesicherte Beweise gelten, anderseits aber auch die morphologischen Belege herangezogen werden. 1. Geologisch-paläontologische Beweise In Bezug zur Landschaftsentwicklung liegen vor allem im Alpenvorland geologisch-paläontologi sche Beweise vor, indem in der ehemaligen Geosynklinale bis 3000 m mächtige, feinkörnige (tonige) Ablagerungen, in Oberösterreich Schlier genannt, vorhanden sind. In diesen Schichten wurden zahlreiche fossile Arten der marinen, salzliebenden Mikro- und Makrofauna z. B. Foraminiferen, Muscheln, Gastropoden u. a. ge funden, wodurch die miozäne Transregression eines Weltmeeres, der Tethys, bewiesen ist (43). Außerdem liegen stellenweise am Südrand der Böhmischen Masse grobkörnige Sande (Linzer Sande), die eine ehemalige Küstenlinie markie ren. Die große Mächtigkeit dieser Ablagerungen weist auf ein langsames, ständiges Absinken ihres kristallinen Untergrundes in jener Zeit hin, und der damalige Meeresspiegel war das Mündungs niveau aller Flüsse, d.h. die absolute Erosions basis mit der Seehöhe Null Meter, unterhalb der sich keine Einschneidung vollziehen konnte. An derseits bedingte die langandauernde Meeres überflutung vom Unter- bis Obermiozän, d.h. durch etwa 8 Mill. Jahre, das Einspielen der Kü stenebenen auf das Meeresniveau, so daß diese Flächen etwas über Null Meter lagen. Dadurch ist ein ursächlicher Zusammenhang zwischen dem Höchststand des Miozänmeeres und den weiten Verebnungsflächen des Mühlviertels bei 600 bis 640 m jetzige Seehöhe als ehemalige Küsten ebene gegeben, so daß die Rekonstruktion einer Urlandschaft ermöglicht wird, aus der sich jün gere Landschaftsformen entwickelten. Somit ist in Oberösterreich nur die Landschaftsprägung ab Obermiozän (Jüngere Erdneuzeit) erklärbar, und ältere Landschaftsformen körmen nicht mehr ein deutig einer bestimmten Periode zugeordnet wer den. Einen weiteren paläontologischen Beweis liefern die bei etwa 600 m Seehöhe vorkommenden, kohlenführenden Süßwasserschichten des Haus rucks, die ein unterpliozänes Alter der Braun kohlen aufzeigen, wodurch die darüber liegenden bis 800 m Seehöhe befindlichen (hangenden) Schotter des Hausrucks und Kobernaußerwaldes gegen das Ende des Unterpliozäns zum Beginn des Mittelpliozäns gestellt werden müssen (41). Die unter den Kohlenflötzen, d.i. unterhalb von 600 m Seehöhe, vorhandenen Liegend-Schotter, die teilweise mit kieseligen Bindemitteln verkit tet wurden, sind jedoch älter als die Braunkohle und müssen dem Unterstpliozän zugeordnet werden. Solche fossile, quarzitische Schotter (Quarzitkonglomerate) findet man auch im Sau wald bei Münzkirchen in 570 m Seehöhe; diese können daher als gleich alt und ebenfalls als unterstpliozäne Ablagerung gelten. Zu obigen Belegen kommen noch verschiedene Schotter-, Sand- und Lößvorkommen, die z.gr.T. bereits der Eiszeit, der jüngsten Landschafts ge schickte zugehören und in den jeweiligen Land schaftsräumen beschrieben werden. Außerdem zeigen die Sedimente des Wiener Raumes und der Ungarischen Tiefebene, daß diese Gebiete noch im Pannon (Unterpliozän), bzw. das Alföld bis in das Altpleistozän (46) vom Meere überflutet waren. Somit vollzog sich in der jün geren Erdneuzeit ein Meeresrückzug von Ober österreich (Helvetmeer) zum Wiener Becken (Pannonmeer = Unterpliozän) ständig weiter gegen Osten bis zum Schwarzen Meer, woraus sich der jetzige Donaulauf entwickelte (siehe Dia gramm 2). 2. Landschaftsmorphologisdie Folgerungen Aus diesem eindeutigen Meeresrückzug und der Entwicklung des Entwässerungsnetzes müssen entsprechende Folgerungen für die Landschafts formung gezogen werden. Denn das Mündungs niveau der Donau, das zu allen Zeiten als allge meine Erosionsbasis mit Seehöhe Null gelten muß, wurde seit dem Miozän schrittweise gegen Osten bis in das Schwarze Meer verlegt. Da durch erst entstand ein Gefälle für den Donau-

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