OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

bend und ungestört verlaufen, wenn keine tektonischen (endogenen) Vorgänge tätig wären. Doch das Klima bewirkt nur eine Feinmodellie rung des geologischen Baues und ist somit der modifizierende und differenzierende Faktor in der Formung der Landschaft, die dadurch ihre eigenartige Schönheit und besonderen Zauber erhält. Hitze und Frost zersprengen die Felsen (physikalische Verwitterung), Regen und Wind bringen die Teilchen in Bewegung. Die Schwer kraft verursacht Bergstürze und Rutschungen, sie zwingt das Wasser zum Fließen, das als bedeu tender Energiefaktor ununterbrochen wirksam ist. Die Niederschläge fördern die chemische Ver witterung des Feinmaterials, so daß in feucht warmen Klimaten eine tiefgründige Zersetzung der Böden eintritt. Außerdem können die Pflan zenwurzeln und sogar verschiedene Mikroorga nismen Gesteine zersetzen (biologische Verwitte rung). Doch von all diesen Erscheinungen tritt das Wasser als Lösungs- und Transportmittel überaus wirkungsvoll hervor, insbesonders wenn es mit Säuren (Kohlensäure, Huminsäuren) oder sonstigen Lösungsmitteln gesättigt ist. Es karm darm Karbonate, Eisen- und andere Verbindun gen zersetzen, wobei höhere Temperaturen diese chemischen Prozesse beschleunigen. Aber noch größere Wirksamkeit erhält es durch die Schwerkraft beim dynamischen Fließen, wenn es als Gerirme oder in fester Form als Gletscher eis schürfend auf die Erdoberfläche einwirkt imd gleichzeitig das abgetragene Material verfrach tet. Da es sich im ständigen Kreislauf befindet, hat der Wasserhaushalt, die Bilanz von Nieder schlag, Ablauf und Verdunstung, für jede Klima zone, ja sogar für jeden Ort, einen charakteristi schen Wert, der neben den Temperaturverhältnissen sowohl für die Vegetation als auch für die Landschaftsformung eines Gebietes eine ent scheidende Bedeutung erhält; dabei ist die abtra gende Wirkung der fließenden Gewässer von der Widerstandsfähigkeit der Gesteine und vom Re lief abhängig. Im humiden Klimabereich summie ren sich die exogenen Kräfte und sind als Fluß energie besonders wirksam. Von dieser wird die Landschaft maßgebend geformt, indem sie als wichtigster Transport- und Auslesefaktor rdcht nur feinste Schwebstoffe sondern auch große Blöcke wegführen und ablagern karm, wobei sie gleichzeitig eine Sortierung nach Korngröße voll zieht. Da die Bäche und Flüsse ihr Gefälle immer auszugleichen versuchen, schneiden sie sich bei Landhebung in das Gebirge ein (Tiefenerosion), aber in Ebenen lagern sie an strömungsschwa chen Stellen das abgetragene Material wieder an (Akkumulation). Ihre Energie ist abhängig von der Strömungsgeschwindigkeit und Wasser menge, daher wirken Hochwässer besonders ver heerend und laufverändernd, indem sie infolge Seitenerosion die Uferwände zerstören. Ihre Ge fälle wird angepaßt der jeweiligen Erosionsbasis, die im allgemeinen ein Mündungsniveau dar stellt; örtlich jedoch kann auch ein harter Ge steinsfelsen die weitere Einschneidung verzögern und somit Flußlauf imd Flußarbeit wesentlich beeinflussen. Im Hochgebirge und in Polnähe bedecken Schnee und Eis große Gebiete, wodurch das Land zwar verhüllt aber der Erosion trotzdem preisgegeben wird. Die Gletscher schaffen neue Formen, durch sie werden Kare, Trogtäler und Zungenbecken ausgeschürft, sowie Moränen abgelagert. Alle diese Kräfte bewirken ein andauerndes Zer stören der ursprünglichen Landschaftsgestalt und bezwecken die Einebnung der Flächen durch Ab tragung der Höhen und durch Ablagerung in den Tiefen. Die tektonischen Vorgänge verstärken die Landschaftsentwicklung, derm durch Landhebung müssen sich die Flüsse in ihren Untergrund ein tiefen, womit ihr Gefälle der absinkenden Ero sionsbasis angeglichen wird. Dabei schneiden sich große Gewässer stärker ein als kleine, da diese infolge geringerer Energie in der Erosion zurück bleiben, so daß eine Versteilung der Gefällsver hältnisse zum Oberlauf und eine Verstärkung der Reliefsenergie eintritt (siehe Diagramm 1). Bei tektonischer Absenkung jedoch wird das Ge fälle sowie die Tiefenerosion und damit die Re liefsenergie verringert; die Flüsse müssen sodarm ihre Geschiebe und Schwebstoffracht ablagern, wodurch vielfältige Verzweigungen des Gewäs sernetzes und Mäanderbildungen eintreten. Das Mündungsgebiet und der Unterlauf der Flüsse werden vom vordringenden Meer überflutet, wo-

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