Das gegenwärtige Landschaftsbild der drei Groß regionen (Kristallines Grundgebirge, Alpenge birge und Alpenvorland) ist morphologisch mit folgenden Seehöhen charakterisiert: 1. Für das kristalline Grundgebirge wurde der Sternstein, derzeit 1125 m Seehöhe, als Beziehtmgspunkt für die Landschaftsentwick lung ausgewählt. 2. Für die Nördlichen Kalkalpen bieten sich der Hohe Dachstein, mit rund 3000 m, sowie das Plateau „Am Stein" mit rund 2100 m jetziger Seehöhe an. 3. Für das Alpenvorland ist der Göblberg im Hausruck mit 800 m derzeitiger Seehöhe ein gegebener Fixpunkt. 4. Als Erosionsbasis fast aller oberösterreichi scher Flüsse (nur im äußersten Norden des Mühlviertels fließen etliche kleine Gerinne zur Moldau) muß die Donau gelten, die von Passau (287 m) bis Grein (217 m) auf einer Strecke von rund 150 km ein Gefälle von 70 m hat. Ein ähnlicher Niveauunterschied ist auch zwischen Linz und Wien, indem die Donau bei einer Weglänge von 200 km von 250 m Seehöhe auf 150 m abfällt; aber von Wien bis zu ihrer Mündung in das Schwarze Meer hat sie für ihre Stromlänge von rund 1900 km nur 150 m Gefälle, da dieser Raum noch im Oberpliozän und in der Alteiszeit vom Meere überflutet war. 2. Die landschaftsgestaltenden Kräfte* Auf die dünne Erdkruste, aufgebaut aus ver schiedenen Gesteinen, wirken die Kräfte der Gebirgsbildung (Tektonik) als Folge von Druck und Spannung, verursacht durch die Abkühlung und Rotation unseres Gestirnes, ein. Diese ständigen Gleichgewichtsstörungen in der Erdrinde führen zu Auffaltungen und Bruchbil dungen einzelner Landschollen oder sie bewirken Hebungen und Senkungen, ja sogar Wanderun gen ganzer Kontinente, sowie Überflutung und Rückzug der Weltmeere. Die Tektonik, als innerbürtige, gewaltige Ener gie, werkt großräumig mit dem jeweilig vor handenen Baumaterial, andererseits wird die Erdoberfläche auch von außerbürtigen Faktoren beeinflußt, die sich aus der Stellung unseres Pla neten zur Sonne ergeben. Von ihr empfangen Lufthülle, Wasserflächen und Festländer enorme Strahlungsenergien und, da jede Zone auf diese zugeführten Hitzemengen anders reagiert, ent stehen bedeutende Gegensätze bei der Erwär mung, die sich in der Atmosphäre auszugleichen versuchen und als „Klima" zur Landschaftsent wicklung beitragen. Bestrahlung und Tempera tur, Niederschlag und Wind, kurz die klimati schen Bedingungen, sind unablässig als Verwit terungskräfte tätig, wodurch Steine zertrümmert, zersetzt oder gelöst werden, wobei deren ver schiedensten Eigenschaften, wie Festigkeit, Ge füge, Korngröße, mineralische Zusammenset zung, Schichtung und Schieferung, die Art und den Grad der Zersetzung bzw. die Löslichkeit durch Wasser und organischen Säuren bestim men. Bei allen Verwitterungsvorgängen ist festes Gestein widerstandsfähiger als lockeres Fein material, daher wird dieses leichter abgetragen und verfrachtet. Außerdem vollzieht sich ständig schon bei klein ster Hangneigung ein flächenhafter Abtrag (De nudation), indem die Feinstteilchen abge schwemmt und am Hangfuß abgelagert werden (Kolluvium). Da die klimatische Landschaftsentwicklung von der geographischen Breite, aber auch von der Meeresnähe, sowie von der Seehöhe und Him melsrichtung (Exposition) abhängig ist, wird die Vielfalt dieser exogenen Kräfte noch unermeßlich variiert. Damit ist die Zuordnung zu einer je weiligen Klimazone mit dem Einwirken bestinunter Energien und mit deren örtlich gegebenem Ausmaß verknüpft und dieser gesetzmäßige Ab lauf des Klimageschehens und der dadurch be dingten Landschaftsentwicklung kann nur durch einen Wandel der herrschenden Kräfteverhält nisse verändert werden, so daß die Tektonik letzthin auch dafür maßgebend ist. Denn (exo gene) Verwitterungsprozesse würden gleichblei- * Der Begriff „Kraft" wird nicht physikalisch als Ursache der Beschleunigung, sondern allgemein als Einwir kung auf die Erdoberflädie bzw. als gestaltender Faktor der Landschaftsform angewandt, ohne den sich keine Entwicklung vollziehen würde.
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