dem großen, weitgereisten Schiifs-Meister Fink Näheres über den verstorbenen Stockerauer Fuhrmann Hofstätter, einen Bruder seiner Mut ter, der gerüchtsweise 72.000 Gulden hinterlas sen haben sollte, zu erfahren oder sonst wie von ihm unterstützt zu werden. Im Februar 1848 ist er noch in Linz, wird durch ein Darlehen von Ritter von Laveran in der Höhe von 300 Gulden aus der Bedrängnis gerissen, kann seine Familie in Vöcklabruck auslösen und nach Ried zurück kehren. Dort treffen ihn nun die Märzereignisse in dem geschwächten Maße, wie sie von Wien aus ihre Wellen schlugen. Stelzhamer hatte sich früher nie um Politik ge kümmert, war durchaus loyal gesinnt gewesen und hatte die Ursachen seines bisherigen Miß geschickes, wenn überall, so doch nicht in dem herrschenden System gesucht. Er war 1845 in Ried zwar gleich nach seiner Ankunft dem „Innerösterreichischen Industrieverein", jenem vormärzlichen Vorläufer des bürgerlichen Libe ralismus, beigetreten, hatte aber in demselben, wo es sich hauptsächlich um bürgerlich-wirt schaftliche Interessen handelte, keine Rolle ge spielt. Gerade am 13. März hatte er, im Anblick seiner notleidenden Familie, den Entschluß gefaßt, nach Wien zu gehen. „Baron Hügel soll die Freude haben, daß ich mich endlich bereit erkläre, sein längst für mich projektiertes Buch, die ,Geschichte des deutschen Volksliedes', auszuarbeiten, und Fürst Metternich wird mit dem mir längst erlaubten Besuch überrascht." Über Beziehungen zu Fürst Metternich wissen wir noch aus dem undatierten Brief — wohl aus dem Jahre 1845 — an seinen Freund und Gönner Josef Krenmayer, Magistratsbeamten in Wien: „Sag doch Deinem verehrten Herrn Rat', er möge an meinem Aufbrausen kein Ärgernis nehmen. Allein als mich im vorigen Sommer in Ischl Fürst Metternich ken nenzulernen wünschte, trat er mir mit dem Kompliment entgegen: ,Es freut mich, Herr St., Sie kennenzulernen, Sie sind ein außerordentliches Talent im Lande, Sie haben eine neue Bahn gebrochen, usw.' Auch stellte er mich dem eintretenden Fürst Wittgenstein vor mit den Worten: ,Ja, Herr Fürst, ich muß ihnen diesen Mann vorstellen! Das ist unser berühmter Volksdichter St.' Darauf entließ er mich mit der freundlichen Zusicherung, midi für einen Abend zu sich zu bitten. Aber wovon ich lebe, fragte er mich nicht. Auch die Glieder unseres Kaiserhauses, als ich den zweiten Abend darauf die hohe Ehre hatte, ihnen und ihren werten Gästen, dem preu ßischen Königspaar einiges aus meinen Büchern vorzu lesen, waren huldreich und fragten lücht, wovon ich lebe!" Die ersten Nachrichten aus Wien „rissen mir das Herz im Leibe los, mir sprang der Kopf aus sei nen Wirbeln ... gerechter Gott im Himmel, lehre mich's begreifen, laß mich's erfassen und meiner Mitmenschheit verkündigen". Mit der neuen, überraschend hereingebrochenen Freiheit, mit dem neuen Geist weiß er zunächst nichts anzu fangen, weiß ihm keinen Inhalt zu geben. Die Märzereignisse sind für ihn durchaus Herzens erlebnisse. Es dauert eine ganze Weile, bis er dem Verlangen seiner Freunde, zu der neuen Zeit poetisch Stellung zu nehmen, nachkommt und sein erstes politisches Gedicht: „Osterreich frei" abfaßt. Er läßt es als Flugblatt drucken für die Bauernschaft, damit „sie am nächsten Wo chenmarkttag das gedruckte Gedicht, die voll kommenste Aufhellung ihrer Unwissenheit be treffs der ungeheuren Weltvorgänge und noch dazu in ihrer Mundart, für ein paar lumpige Sechser erwerben und in ihren Dorfschenken sich gegenseitig vorlesen kann". Er hofft von diesem Lied, dem sich später drei weitere in Mundart gesellen, („Des Kaisers Flucht", „Des Kaisers Rückkehr", „Erzherzog Johann Reichs verweser") auch Ersatz für das entgangene Ge schäft in Wien. „Aber der Markt war bereits bis zu uns an der äußersten Grenze der Monarchie überschwemmt mit den Eruptionen der Wiener Presse, und da kostete Artikel für Artikel, groß oder klein, gut oder schlecht, einen, höchstens zwei Kreutzer! Wie könnte ich da konkurieren?" „Das griff mir in die Seele, das erweckte mir bis dahin ganz unbekannte Gedanken und Gefühle schwerster Be sorgnis und Demütigung, die, wenn ich sie mit diesem Buch nicht wegschreiben kann, in mir dauernd zu werden drohen." Sein Flugblatt wurde zu Makulatur. Von den hochdeutschen „Satirisch-politischen Liedern" genügt es, die Überschriften anzufühI. Märzberauschung. II. Mai, Juni, Juli — Ernüchterung: „Wenn ich Minister wäre", „In der Aula", „Radikalismus — des Teufels Lehre", „Dem Entdecker sein Lohn". Gemeint ist wohl Dr. Eduard Wlassak, der Sekretär des Fürsten Metternich.
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