OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

dig 40 Kreuzer". Spätere briefliche Äußerungen Stelzhamers über Stifter verhehlen schlecht den Neid gegenüber dem ,/Pfiffikus", der so gerad linig den Weg des literarischen Erfolges gegan gen. Von erotischen Erlebnissen hören wir lange Zeit nichts. Mit dem Jahr 1841 datiert liegen in Ab schrift im Nachlaß eine Reihe von Gedichten, die einem weiblichen Teil in den Mund gelegt sind. Solche Rollenlyrik ist bei seinen hochsprachlichen Gedichten sonst durchaus unüblich. In eigener Handschrift von etwa 1840 sind einige Strophen „Lieder vom Wiedersehen" erhalten, in denen er selbst spricht: Im Herzen hab' ich wohl gewußt. Bezweifelt nur in schlimmster Stund, Was mir, geschwellt vor Liebeslust, Geoffenbaret einst dein Mund. Doch also sicher, also voll Von Trost, wie jetzt, war nie mein Herz. Jetzt mußte mit dem alten Groll Auch fort mein allerält'ster Schmerz. Es würde sich also um ein Wiederfinden mit Antonie oder doch um die Erlangung der Ge wißheit, von ihr noch immer geliebt zu werden, handeln. Denn alle in beiden Gedichtfolgen an gezeigten lokalen und realen Verhältnisse schei nen sich eindeutig auf Antonie und auf Salz burg zu beziehen. Das Jahr 1841 können sie nicht betreffen, denn da war Stelzhamer in Wien. Vielleicht gehören sie in das Jahr 1838, wo Stelz hamer in Briefen an Bruder Peter die Absicht äußert, von Piesenham nach Salzburg zu kom men. Wenn es sich nicht um eine poetische Fik tion handelt, die bei Stelzhamer allerdings wie der vereinzelt dastünde, müssen doch die Er lebnisgrundlagen dieser Gedichte über das be reits Erwähnte hinaus im unklaren bleiben. Im Jahr 1842 aber beginnt ein neues Verhältnis, das für ihn von größter Bedeutung wird. Es kommt erst jetzt, für den nunmehr 40jährigen, zur großen Auseinandersetzung mit dem realen Typus des weiblichen Geschlechts. Es ist nicht mehr der Traum des Tora-Märchens, sondern die Begegnung mit der Frau, die ihn durch alle für ihn möglichen Lebenslagen führt, von der leidenschaftlichen und streitbaren Liebe in ein unruhiges Eheleben, von der Beglückung durch das Weib mit einem schönen Kinde bis zu des sen Tode, von der Untreue dieser Frau bis zu ihrem Ableben. Sein Subjektivismus hat hier seine schwerste Probe zu bestehen, in dem Rin gen um das altruistische Verstehen eines selbst berechtigt sein wollenden Wesens, das ihn täg lich umgab und unausweichlich war. Für den Beginn der Beziehungen zu Barbara Reyß darf wohl die Rahmengeschichte von „On kel Georgs Schatz" als biographische Quelle ge nommen werden. Danach hätte er um diese Zeit die Erbschaft von Onkel Georg, dem Reichenhaller Hafnermeister und Geisterbeschwörer, gemacht und sie auch glücklich im Karneval in Wien bis auf geringe Reste durchgebracht. Am Aschermittwoch mit Besserungsgedanken heimkehrend, wird er von einem offenbar stadtfremden Mädchen um eine Gasse und eine Hausnummer gefragt, die er zufällig kennt. Er muß ihm aber auch sagen, daß die Wohnungsinhaberin vor wenigen Wo chen gestorben sei. Er bietet der Verlassenen fürs erste sein eigenes Quartier bei der „Frau Mutter" (die auch in Briefen zwischen Barbara und Stelz hamer vorkommt) an, er selbst wird bei Freun den schon unterkommen. Die aus den ersten Briefen hervorgehende Situa tion stimmt damit tatsächlich überein, nur hat sich das alles vielleicht nicht ganz so edel abge spielt. Bahette Reyß stammt aus Jechnitz in Böh men, der Vater war gestorben. Diese ersten in den März und April zu versetzenden Briefe, die innerhalb der Stadt gewechselt wurden, eröffnen einen Einblick in den von vornherein problema tischen Stand des Verhältnisses. Bettys Vergan genheit scheint trübe, auch in moralischer Hin sicht, gewesen zu sein, um so lichter ihre jetzigen Lebenshoffnungen. Sie sei durch ihn auf den Weg der Tugend zurückgebracht worden. Diese Briefe sprechen viel von Bildungs- und morali schen Hebungsversuchen Stelzhamers, aber auch von seinen Zweifeln und Härten gegen sie und von seinem Geldvertun. Ihren Unterhalt erwirbt sie durch Hausnähen, dürfte aber auch früh zeitig kleine Unterstützungen von Stelzhamer angenommen haben. Im April schon kommt es zu einem schweren Zwist, zu dessen Ende Betty bestimmte Selbst mordabsichten äußert. Das Verhalten Stelz-

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