der Redaktionen zustande gekommen zu sein. Im ganzen dürfte ihm diese Tätigkeit eine aus kömmliche Lebensführung während der Jahre 1840 bis 1842 gesichert haben. Sie erstreckte sich auf „Saphirs Humorist", Witthauers „Wie ner Zeitschrift", Vogls „Morgenblatt", Bäuerles „Theaterzeitung" und die verschiedenen Wiener Almanache der Jahrgänge von 1841 an. Die kunstkritische Tätigkeit war eigentlich von vornherein eine Vermessenheit. Wir finden in Stelzhamers Aufzeichnungen kaum etwas ange deutet, daß er ein bestinuntes Verhältnis zu den verschiedenen Kunstgebieten oder Kunstrichtun gen — außer wohl der zu Jean Paul und E. T. A. Hoffmann — gehabt hatte. Woher hätte er auch die sachlich-kritischen Gesichtspunkte genom men? Zur bildenden Kunst und deren Technik stand er nur in dem schon angedeuteten losen Verhältnis, zur Musik kaum in dem eines Dilet tanten. Und doch hat er Tagesereignisse auf diesen beiden Gebieten auch besprochen, freilich durchwegs in der Art freier Phantasien über das Künstlertum und das Wesen der Kunst an sich. Ähnliches gilt von seinen Berichten über die von durchreisenden Erfindern vorgeführten physika lischen Kuriositäten, die er mit der E. T. A. Hoffmannschen Phantastik behandelte. Auf das Sachliche kommt es ihm auch hiebei nicht an. So suchen diese Kritiken ihre Berech tigung in sich selbst und vor allem in ihrem kapriziösen Stil, der auch sehr bald als ein eige ner, frischer und neuer den Lesern aufgefallen ist. Hier hat sein autochthoner Geist wirklich zu seinem Glück nichts gelernt und nichts ange nommen von der ihn umgebenden Flachheit. Seine Rezensionstätigkeit ist ihrer Art entspre chend natürlich auch nicht in die Breite gewach sen, wie sie überhaupt nicht systematisch betrie ben wurde; die vorliegenden Stücke sind aus Gelegenheiten entstanden, an denen sich seine Gefühlsdialektik entzünden konnte, die dann raketenhoch aufstieg. Wo sich diese Gelegen heit nicht findet, gibt es für ihn nichts zu berich ten. Den Hauptteil seiner Beiträge macht aber über haupt der Abdruck von kurzen Novellen und Capricen und Genrebildern aus, die in früherer oder in letzter Zeit entstanden waren, daneben einzelne seiner mundartlichen und hodideutschen Gedichte und seine Aphorismen. Von seiner ganzen bisherigen literarischen Tätigkeit bringt er hier Proben, mit Ausnahme der „Urey -Frag mente, denn diese in ihrer innigen Liebesgläubig keit mußten ihm dem herrschenden modernen Journalton gegenüber als veraltet erscheinen. Mit dem Voglschen Kreis, der sich inzwischen doch um eine Stufe höher geschraubt hatte und dessen regelmäßige Zusammenkünfte jetzt den Charakter von Akademien trugen, hatte er wie der Fühlung genommen. Wie weit er auch zu anderen Künstlergesellschaften, etwa zu der im silbernen Kaffeehaus, Zutritt erlangt hat, muß bei dem Mangel an Zeugnissen im unklaren bleiben. Von Nikolaus Lenau erwähnt er später eine an ihn gerichtete Äußerung®; ein aufbe wahrtes Billet vom 30. November 1841 sagt eine Abendunterhaltung beim Maler Josef Kriehuber ab. Der Maler Joseph Danhauser hat ihn für Bäuerles Theaterzeitung gezeichnet. Eine Bekanntschaft hätte aber für seine prosa ischen Schriften von größter Bedeutung werden können, nämlich die mit Adalbert Stifter. Stifter hatte Stelzhamers „Neue Gesänge in oherösterreichischer Volksmundart", die dieser 1841 her ausbrachte, besprochen und ihn auch zur Mit arbeit eingeladen in seinem Sammelbuch „Wien und die Wiener in Bildern aus dem Leben" (er schienen 1844 bei Heckenast in Pest). Zwischen beiden wurde das Du-Wort getauscht, und man ches deutet auf den Bestand einer näheren Freundschaft hin. Aber Stelzhamer, sich durch den Erfolg seiner Mundartdichtungen bereits auf einer festen literarischen Position fühlend, hat dieser Freundschaft kaum andere als menschliche und gesellige Seiten abgewinnen können, und bald ging sie im Allzu-Menschlichen unter. Stif ter hatte Stelzhamer teils als Verlagsvertreter von Heckenast (für das Buch „Wien und die Wiener") teils vielleicht auch aus eigener Hand mehrere Teilbeträge vorgeschossen, die Stifter bei der Heckenast-Abrechnung natürlich fehlen. Bei der Abrechnung des genauen Stifter, in der derselbe auch all die Gelegenheiten und Zeugen anführt, bei denen er ihm die Beträge ausgefolgt hat, ist zu lesen: „Stelzhamer dem Stifter schul5 Vgl. S. 30.
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