Schon nach wenigen Wochen kommt es zu einer Entlassung, die wieder zurückgenommen wird, weil er in einem andern Fach wieder benötigt wird. In einem prätentiösen Brief an den Direk tor August Bechtold vom 3. November 1835 antwortet er auf die Entlassung: „Herr Dir. haben in mir... einen jugendlichen Lieb haber acquirieren wollen — ach, daß Gott davor! Meine Liebe (lachen Sie nicht!) ist so innig und hochpoetisch, daß ich in ihrer plastischen Darstellung nur plump oder täppisch erscheinen könnte. Ich bin im Leben treuherzig, in meiner äußeren Erscheinung melancholisch und ruhig bis zur ärgerlichen Indolenz. Im Kopfe spuken Schel menbilder aller Art (Intrigue) und eine bis zum Wahn witz exzessierende Lustigkeit (Komik, Karikatur) und ein brennender, verzehrender Eifer peinigt mich bis zu dem seligen Augenblick, wo ich diese Welt erschließen kann und darf." Er bietet sich an, seine sonstigen Mängel füh lend, „durch schleunigste Produktion eines effektvollen Lokalstückes dienstlich zu werden". Aber statt all dem werden ihm bald nur mehr die Bedientenrollen überlassen. Die Theater geschäfte in Passau gehen überdies schlecht. Noch ist es ihm gegönnt, mit der gastierenden Sophie Schröder auf denselben Brettern zu ste hen. Am 16. Jänner 1836 aber, über einen geckenhaften Kollegen erregt, hat er es satt, „zwischen einem solchen Komödianten und einem albernen, unartigen Handvoll Publikum" länger seine „Demutproben" abzulegen, und er kündigt seine Stelle. Von Passau kann er aber schuldenhalber nicht los. Es kommt nun zu der, zwar in seinen Schrif ten und seinem Nachlaß nirgends erwähnten, aber durch seine zeitgenössischen Biographien mehrfach bezeugten bekannten Episode: Seine alte Mutter macht die weite Fußreise nach Passau und löst ihn dort aus. Von seiner schauspieleri schen Anmaßung war er aber für immer geheilt. Es findet sich zwar noch ein undatiertes Brief konzept im Nachlaß, in dem er in sehr kapri ziösen Worten den Theaterdirektoren Neufeld und Börnstein in Linz und Wels seine Dienste anbietet. Es ist aber wohl vor seinen Auftritten in Passau einzusetzen. Auf Vortragsreisen, in der Heimat und in Wien: 1836—1845 Neue Pläne tauchen nun in Stelzhamer auf. Am 10. April 1836 schreibt er von Schärding: „Ich bin auf meinem ersten Kunstausflug mit dem alten dramatischen Darsteller Karl Gottfried Bose aus SachsenWeimar. Unsere Absicht ist, den Schärdinger Herrschaf ten für viele klingende Worte einiges Geld abzunehmen. Ich will zum erstenmal versuchen, welche Aufnahme meine Volksdichtungen durch meinen — vielleicht (7) — Vortrag finden werden. Finden sie die gewünschte, so ist beschlossen, mit ihnen das Ländchen ob der Enns zu durchwandern und Subskribenten zu sammeln, daß end lich mein erstes Werklein im Druck ausgehe und meine Sendung offenbare." Vier Tage später schreibt er: „Wir haben bereits zwei Vorstellungen gegeben. Mit welchem Erfolg? Mein Gott — mit keinem. Die Zahl der Besuchenden war gering . .." Bei den Augustiner Chorherren des Klosters Reichersberg findet er aber begeisterte Auf nahme und in seinem ehemaligen Seminarkame raden Eduard Zöhrer den ersten Komponisten seiner mundartlichen Lieder. Die Subskribenten gelder soll er zwar leichtsinnig in Aurolzmünster bei Ried auf der Kegelbahn verspielt haben, aber er hält den eingeschlagenen Weg nun zähe fest. Er dehnt seine Vortragsfahrten über das ganze Innviertel aus, trägt in Städten und Märkten seine Gedichte vor, sammelt Pränumeranten und Subskribenten, lebt einstweilen von den Prä numerantengeldern und hofft, mit Hilfe der Subskribenten einen Verlag für seine Mundart gedichte zu finden. Sein Publikum ist natürlich nicht das Landvolk selbst, sondern die Geist lichen und Beamten, die Ärzte und Apotheker in den Märkten und Städten. Neben dem reinen Verlagsgeschäft und der späteren feuilletonistischen Tätigkeit füllt diese Art von Erwerbstätig keit seine Lebensführung in den folgenden Jah ren aus, und es wird auch später, wenn die Not drängt, noch öfter darauf zurückgegriffen. Wenn er auch dabei noch oft genug in schiefe Lagen kam, da die Pränumeranten an der Erfüllung ihrer Ansprüche manchmal schier verzweifelten, wenn auch jetzt noch die bitterste Not Stelzhamers Wander- oder Stubengefährtin war, wenn er auch oft große Gasthaus- oder Hotel schulden auflaufen ließ, zu deren Deckung er dann wieder Kredit nehmen mußte, so bedeutet der nunmehr eingeschlagene Lebensweg wenig stens die Idee einer bürgerlich-soliden Existenz grundlage und vor allem: Seine bürgerliche Kre ditfähigkeit war damit wieder gegeben.
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