OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

2. Moment), wird aber dann, wie das erstemal bei Antonie, enttäuscht. Daneben sucht er An schluß an das Salzburger Provinztheater. Er wendet sich auch brieflich an die Directrice des Innsbrucker Theaters, wo er unterkommen möchte und vor ihr Proben seiner schauspiele rischen Befähigung ablegen will. Er würde, meint er, „mit ,Lorenz Kindlein' und im ,Verhör' be ginnen, mit ,Gottlieb Kocke' und ,Franz Moor' fortfahren und mit ,Hamlet' schließen." Natür lich fehlt ihm für die Reise nach Innsbruck das Zehrgeld, so daß auch diese Anstrengungen er gebnislos bleiben. Die biederen Salzburger Bürger können sich seine beruflose Existenz so wenig erklären, daß sie ihn für einen Spitzel der geheimen Polizei halten, worauf er sich aufs äußerste entrüstet und die Stadt Salzburg als zweite unter die Zahl der Orte aufnimmt, die ihn beleidigt haben. (Bielitz, wo ihn der Schenkenwirt noch in den letzten Tagen auf die öffentliche Schuldentafel gekreidet hatte, war die erste.) Von da an kommt Salzburg als „Sauerhausen" oder „die schnöde Stadt" vielfach in seinen Schriften übel weg. Mit der Wiener Journalliteratur sucht er wieder Verbindung („Meine nachträglichen Gedanken über die Affendienerschaft", verfaßt vom 16. bis 24. Mai 1834 für ein Wiener Blatt). In Georg Abdon Pichler, einem angehenden geistlichen Professor, späteren Verfasser der ersten „Salz burger Landesgeschichte", findet er einen litera rischen Genossen, der ihm allerdings innerlich so unähnlich wie nur möglich war: Eine stille, fleißige Gelehrtennatur, die nur vorübergehend an poetische Lorbeeren dachte. Den schlimmen Winter verbringt er wieder da heim im warmen Nest in Piesenham. Vielleicht hat ihn auch der plötzliche Tod seines Bruders Andreas, der das väterliche Anwesen übernom men hatte, dorthin gerufen. Die Eltern lebten schon mehrere Jahre im Ausgedinge, und das Auszugstüberl ist als das eigentliche „Muadastüberl" anzusehen, wo die Mutter den emsig schreibenden Dichter fütterte. Durch die Wieder verheiratung der Witwe des Andreas geht das Siebengütl bald in fremde Hände über, und nach dem Tode der Eltern kommt es als Zufluchtsort für ihn nicht mehr in Betracht. Verschiedene Verbindungen und Vermittlungen hatten ihm die Aussicht auf eine Anstellung als Schauspieler in Regensburg eröffnet, wohin er etwa im März 1835 reist. Als er hinkommt, er weist sich die Hoffnung als trügerisch, auch in Ingolstadt und Eichstätt, wo er vorspricht, ist es nichts. So kommt er nach München, findet hier eine kurzfristige Aushilfsstelle als Schreiber bei einem Advokaten, im übrigen arbeitet er für ein Münchner Blatt, auf dessen Eingehen er große Hoffnung setzt, weil er dann selbst die Redaktion übernehmen könnte. Dieser Plan scheint gegen Mitte des Jahres ziemlich weit ge diehen zu sein, weil er G. A. Pichler bereits um Abonnenten, d. h. natürlich um Pränumeran ten werben läßt, und ihn zur Mitarbeit auffor dert. Wieder hätte er so etwa hundert Gulden zur Flottmachung des Journals oder zur Heraus gabe eines Buches nötig, und wieder wendet er sich an eine Frau um Hilfe, diesmal an eine reiche Brauerswitwe in seiner Heimatpfarre Pramet, mit der er den Fasching durchtanzt hatte und der gegenüber er sich jetzt, in der Entfer nung eben, sogar Ehehoffnungen hingibt. Er wird aber auf seine zwei Briefe vom August nicht einmal einer Antwort gewürdigt. Er gerät auch in München wieder in materielle Bedräng nis, wie eine Strophe vom 13. Mai, „als ich um 6 Uhr abends noch völlig nüchtern war", be weist. Ob der dritte Moment von „Hundert Gul den" auch soweit noch als Selbstbiographie zu nehmen ist, daß er ins Schuldgefängnis gesetzt wurde, muß dahin gestellt bleiben. Endlich im Herbst gelingt es ihm, in Passau ein Engagement als Schauspieler zu bekommen. Hier hatte er nun die Gelegenheit, seine schauspiele rische Begabung zu erproben. Denn bei Stelzhamers Naturell ist nicht anzunehmen, daß es ihm nur um eine Brotstelle zu tun war, sondern er wollte von da aus auf die höchste Höhe der Kunst kommen, zu deren Erreichung er sich fähig hielt. Auch hier hatte er alles dem Impetus seiner Gefühlskraft zugetraut und verläßliche Vorarbeit verschmäht. Seine Vorstudien hatten nur in einem zweimaligen Auftreten in einem Liebhabertheater vor längerer Zeit, in aphoristi schen Gedanken über das Theater und wahr scheinlich doch auch in Rollendeklamieren be standen. Das Ergebnis war dann auch danach.

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