anzuhin aufgelegt ist. Der ihn immer neu gebä rende Frühling treibt vollends all seine alte Kraft empor: „Doch gebt ihr mich nicht willig frei. So spreng ich selbst die Fesseln entzwei Und spuck in eure Angesichter — Meines Geistes edle Kraft Fordern edlere Geschäfte — Denn wißt, ich bin ein Dichter und draußen ist der Mai." „Schlappt um den dürren Bauch mir der Rock, So wär ich mit Freuden ein Theolog, Doch gleich bin ich wieder ein freier Poet, Wenn mir der Rock nicht wohl in die Knöpfe geht." Im „Novizenlied" vom 29. Mai ertönt in jäh aufflammender Leidenschaft der heiße Schrei nach dem weiblichen Geschlecht: „Macht mir die Augen blind Und reißt mir geschwind Das Herz und den Arm aus dem Leib; Sonst kann ich das liebliche Weib Nicht hassen, nicht lassen; Muß folgen mit sonnigen Blicken der Wonnigen — Muß, muß sie umfassen!" Die „neuen Liebesgluten" beweisen ihm, daß seine Vermutung, sein Herz sei gestorben, eine irrige war. An eine Leonfeldnerin richten sich im Juli und August seine Gedichte. Sein Stolz und seine Gemütsunbändigkeit brechen mit elemen tarer Gewalt durch. „Mein Übermut ist so groß geworden, daß ihn die Menschen nicht mehr strafen können." Doch läßt ein Blatt, datiert vom 28. Juni 1833, ein leidenschaftliches Ringen mit seinem Inneren ahnen: „Vater im Himmel, mein Gehirn zerrütten mir die wider sprechendsten Gedanken über den wahren Zweck des Menschenlebens und insbesondere des meinen. Jetzt er hebt mich plötzlich ein Anfall von Kraft in schwindeln der Höhe und im nächsten Augenblick stürzt mich ein Gefühl von Unzulänglichkeit meiner Kraft gegen die feindseligen Verhältnisse wieder herab. .. Vater im Himmel... hilf mir um der frommen Tränen willen, die bessere Menschen — meine armen Eltern — für mein Heil zu dir empor weinen. . . rette mich vor dem Ab grund der Welt, der sich meinen verblendeten Augen so reizend malt, rette mich vor mir selbst..." Von den Freunden dieses Jahres werden zwei erwähnt, die sich beide in ähnlicher Lage wie er befunden haben mochten und beide auch das theologische Studium aufgaben: Ignaz Podozhnick, dem er „in Erinnerung an das Jahr 1833" widmet, und Josef Schaller, mit dem ihn bis an sein Lebensende eine nähere Freundschaft, spä ter auch eine Familienfreundschaft, verbindet. Mit diesen beiden trieb er die allerdings recht undogmatischen religionsphilosophischen Stu dien, die dann in seinen Aphorismen, deren Quelle in diesem Jahr zu suchen ist, und im „Bunten Buch" ihren Niederschlag gefunden ha ben, wie überhaupt ein gewisser Ernst in religiö sen Dingen von da an in Stelzhamers Haltimg unverlierbar bleibt. Was wir über das Ende von Stelzhamers theolo gischen Studien wissen, ist zwar nur aus münd licher Überlieferung in die biographischen Dar stellungen übergegangen, klingt aber nicht un wahrscheinlich. Danach hätte Stelzhamer bei der Schlußprüfung auf eine Frage über das Wunder der Vermehrung der Brote und der Fische eine Antwort im Sinne eines Poeten gegeben, die ihm eine scharfe Rüge eintrug, worauf er tief ge kränkt den Saal verließ und nicht wiederkam. In einem „Epilogus, gehalten von einem alten Studenten am Ende seiner Studien", den er einige Wochen danach beginnt, zieht er die Summe von seinem bisherigen Studienbetrieb. Das Ergebnis motiviert er zu einem Drittel we nigstens (er weiß noch zwei andere, hier ver schwiegene Ursachen anzugeben, von denen die eine gewiß Antonie ist) mit seinem grenzen losen Übermut; ferner verachte er die positiven Wissenschaften und die, die ihnen obliegen, und schließlich bekräftigt er sein Poetentum: „Ich bin ein Poet und will es bleiben immerdar, will mutig und unverdrossen hinwandeln durch den düsteren Wald der drohenden Gesichter, über die Klippen und Abgründe der Mißgunst... rasdi vorbei an den Lockun gen des bürgerlichen Glüdces ... bis hin an den strahlen den Fels des Nachruhmes ..." Den fragmentarischen „Epilogus" endigt er in einem überschwellenden Dithyrambus der Hei mat, in der er sich jetzt wieder aufhält. Gegen Ende des Jahres 1833 finden wir ihn wie der in Salzburg. Seine poetischen Aspirationen verdichten sich zu dem Plane der Herausgabe eines Buches, für das er in Salzburg einen Ver leger gefunden zu haben meint, zu dem er auch eine Vorrede schreibt. Es handelt sich um zwei Novellen als erste Gabe an das Publikum. Von weiblicher Hand erhofft er sich für die Heraus gabe ein Darlehen (vgl. „Hundert Gulden",
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