konzept an Johann Nepomuk Vogl aus der Lin zer Zeit. Besonders in der „Ein- und Ausleitung" werden die Genossen dieses Kreises wie in einem verrückten Tanz oder Hexensabbat voll geistiger und materieller Armut dargestellt, dem er selbst glücklich noch entronnen sei, und am Schluß heißt es: „Ich valedizierte endlich den Poeten und den leeren Näpfen und setzte mich wieder mit bürgerlichen Leuten an die volle Schüssel". Außerdem bedeutet aber dieser Entschluß eine Versöhnung mit der Heimat und ihren Ansprü chen. Von jeher war es der Wunsch der frommen Eltern gewesen, ihn als geistlichen Herrn zu se hen, und es wird sogar berichtet, daß der Vater, seit Franz sich für das juridische Fach entschlos sen hatte, nichts mehr von ihm habe wissen wollen. Mit diesem jedenfalls sofort gehörig laut gemachten Vorhaben öffnen sich ihm das Eltern haus und die Heimat und ihre Hilfsmittel wie der. In die Heimat, nach Großpiesenham, reist er auch zu allernächst von Wien aus. Künstlerisch aber (denn sich selber als Poeten hatte er keineswegs valediziert) tritt eine erste Rückkehr zum Realismus, der mißverstandenen Grundlage seines Wesens ein, und zwar in seiner Mundartdichtung, deren Beginn in dieses Jahr 1832 und in diesen Aufenthalt in der Heimat zu setzen ist. Inhaltlich wie formell schöpft er da gleich aus der richtigen Quelle. Es sind uns glücklicherweise im Nachlaß ein paar Notizblät ter erhalten, aus denen wir den durchaus volks mäßigen Ursprung seiner Mundartdichtungen er sehen können. Ganz in der Art der derb spotten den „Gstanzln" und „Trutzgsangln" hechelt er die Bewohner des Dorfes und besonders die Mädchen durch, findet aber bereits den Über gang zu den besinnlichen Mundartgedichten (etwa „Zeit und Weil is unglei") und zu den typenschaffenden (etwa „Das anbrennt Rost"). In seinem Briefkonzept an Vogl deutet er sich als einen sonderbaren Vogel, den sie nur in sei ner Mauserzeit gesehen hätten, dem aber jetzt erst seine eigentlichen Federn wüchsen und der bald ein frisches Lied durch das Land pfeifen würde. Einer Weltflucht kommen seine theologischen Absichten also durchaus nicht gleich. Der Auf nahme des nun bald Dreißigjährigen in das bischöfliche Seminar in Linz stellen sich natür lich auch Schwierigkeiten entgegen; schließlich wird er als Extemist zugelassen. Auf verschie denen Wanderungen in der Heimat und zu sei nem Bruder Peter sehen wir ihn, noch in ganz ungeistlicher Haltung, mit Knotenstock und von einem Hund begleitet, vom weltlichen Treiben Abschied nehmen. Es gelingt ihm, ein Stipen dium und die Zusage seines Bruders Peter auf regelmäßige Unterstützung zu erlangen. Vom 24. August 1832 datiert die Bewilligung seines Ansuchens um Aufnahme unter die DiözesanTheologen in Linz, aber noch im Herbst bewirbt er sich um eine frei gewordene Skriptorstelle an der Studien-Bibliothek in Salzburg. In dem Brief an seinen ehemaligen Lehrer, den Direktor des Lyceums in Salzburg, legt er mit der Bitte um seine Protektion eine Generalbeichte ab, von der Zeit an, wo er dessen Ruf „fac te vocatum", d. h. geistlich zu werden, nicht Folge geleistet hatte, bis zum heutigen Tage. „Ich habe auch in Salzburg ein häusliches Glück und den heimischen Frieden gesehen, was mir alle Wanderselig keit benahm und mir die Bedeutungslosigkeit meines bisherigen Tun und Treibens in unverkennbarer Wahr heit zeigte. Friedlich siedeln möchte ich in bürgerlicher Gemeinnützigkeit und in den Mußestunden die mich umwohnenden Geister bitten, mir die Lücken meines Geistes ausbessern zu helfen; statt zu leben in streifen der Vogelfreiheit möchte ich auf einem festen Punkt evangelisch wuchern mit meinem Pfund." So schwer wird ihm schließlich doch der Abschied von der Weltlichkeit. Endlich, Anfang Dezember 1832 finden wir ihn in Linz. Er legt ein ordentliches „Haus- und Geschäftsbuch" an mit einer humoristischen In ventur seiner Kleidungsstücke, von denen sich erst wenige „kanonisiert" haben. „Den beiweitem wichtigeren Teil meines Besitztums machen meine Schriften aus, u. zw. A. mein Tagebuch seit dem Jahre 1822 B. meine Gedichte C. meine prosaischen Arbeiten, meistens Novellen und Aphorismen." Den Winter über arbeitet er sich fleißig in die hebräische Sprache, in die Archäologie und in die evangelischen Anfangsgründe ein. Aber es geht mit dem theologischen Studium bald, wie zu er warten war. Kaum hatte der bittere Stachel der Not nachgelassen, als wieder die alten Triebe erwachen. Die extraseminaristische Stellung legt ihm kaum mehr Zwang auf als er sich selbst
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