noch die Gedichtreihen: „Melancholische Wei sen" und „Täuschungen", in denen er den Ver lust Antoniens betrauert, aber dann findet er sich langsam damit ab. Literarisch findet er nun in Wien Anschluß und Aufnahme in einen festgefügten Kreis, zu des sen Mittelpunkt sich immer mehr Johann Nepomuk Vogl entwickelt. Die den Tag und Ort wechselnden Zusammenkünfte bringen neben dem Austausch der literarischen Erzeugnisse al lerdings recht viel an derber Geselligkeit. Es hätte zweifellos auch hier für Stelzhamer man ches zu lernen gegeben, aber seine künstlerische Selbstgewißheit macht ihn dazu nicht aufgelegt. Statt dessen hält er sich mehr an die gesellige Seite und an die materiell Unterstützenden die ses Freundschaftskreises, die er in aller erdenk lichen Form in Anspruch nimmt. Außerdem er wartet er sich von den fortgeschrittenen Genos sen Unterbringung seiner nunmehr meist novel listischen oder feuilletonistischen Produktionen, ohne daß wir erfahren, daß er damit Glück ge habt hätte. Die Streck-Geschichte „Der Fund" blieb mehrere Jahre tmgedruckt bei Adolf Bäuerle in der Redaktionsstube der „Wiener Thea terzeitung" liegen, und seine novellistische Erst geburt „Die alte Schwäbin" war schließlich bei einem Kollegen, dem er sie zur Kritik übergeben hatte, überhaupt nicht mehr auffindbar. Freilich, für die nicht ganz unbedeutende feuilletonistische Tätigkeit eines späteren Lebensabschnittes war diese Betriebsamkeit vielleicht die notwendige Vorbedingung. Bei all dem war aber Stelzhamer seit Bielitz ohne geregeltes Einkommen. Die kleinen Unter stützungen von Freunden und die größeren Dar lehen von immer schwieriger zu gewinnenden Gönnern des poetischen Klubs konnten natür lich seinen Lebensbedarf nicht decken. Die Schriftstellerei warf so gut wie nichts ab. So verfiel er buchstäblich in Elend. An verschiedenen Stellen spricht er von diesen Jahren, 1830 bis 1832, von den Notjahren. Nur Anfang 1832 hatte er eine Lehrerstelle in dem Erziehungs institut Blöchlinger auf der Wieden gefunden. Vielleicht war damit die Redaktion einer Jugend zeitschrift verbunden, jenes „poetischen Hunger brünnleins", von dem die „Ausleitung" zu „Morgensturm und Abendrot" spricht. Die Tiefe des Elends, ja die verkommenen Umstände, in denen sich Stelzhamer damals bewegte, zeigt uns am besten ein Brief vom 7. April 1832 an einen seiner Wiener Gönner, „Herrn v. Krenmayer": „Was habe ich nicht alles getan und unternommen, um aus meinem Elend zu kommen, um mir das allenthalben verlorene Vertrauen wieder zu erwerben; umsonst. Tiefer noch als damals, wo Sie mich das erstemal unterstützten, versank ich in Not und Mühsal, so tief, daß mir das Ärgste widerfuhr, daß ich schon selbst zu mir alles Ver trauen verlor... Aber ich sollte auch diesmal nicht un terliegen, ich fand zufällig mit Anfang dieses Jahres honette Unterkunft und leidliches Auskommen, ich konnte wieder meine Stiefel sohlen, meine Kleider aus bessern, meinen Mantel auslösen lassen; noch mehr, ich konnte alte Wäscheschulden und kreditierten Mietzins bezahlen, ich konnte guten, aber auch armen Freunden die erbärmlichen Kreuzer- und Groschenschulden ab tragen ... Ich fühlte mich wieder von einigem Wert und wollte eben den ersten freien Atemzug tun..." Aber nach wenigen Wochen ist es damit auch schon wieder vorbei. Was nun folgt, ist nicht anders zu deuten, als die Flucht in die Bürger lichkeit. „Drei Jahre waren vergangen, Jahre öde und unfruchtbar wie die Welser Heide, Jahre lang und kummervoll wie das Gesicht des Ritters von der traurigen Gestalt, bittere, erfahrungsreiche Jahre, drei an der Zahl! Da geschah einmal in einer schlaflosen Nacht eine wunderbare Be wegung in meinem Herzen, und mit einer früher tue gehabten Erleichterung und Klarheit erkannte ich die Nichtigkeit meines bisherigen Strebens und Treibens und zugleich auch die Notwendigkeit und die Mittel und Wege, es zu ändern... Ich beschloß nichts weniger als mich augenblicklich von der schnöden, schlüpfrigen Welt ab- und in reinerem, höherem Leben dem hehren Him mel zuzuwenden." Stelzhamer beschloß, dem elterlichen Wunsch Folge zu leisten und mit dem nächsten Studien jahr in das Priesterseminar in Linz einzutreten. Linz, Salzburg, München, Passau: 1832—1836 Überall in Stelzhamers Erinnerungen, wo er von seinem Entschluß, in den Priesterstand einzutre ten, spricht, finden wir als dessen Tendenz die entscheidende Rückkehr zur Bürgerlichkeit ange deutet, am deutlichsten aber in den zwei Doku menten, die den verlassenen Vogl'schen Kreis schildern. Das ist die „Ein- und Ausleitung" zu „Morgensturm und Abendrot" rmd ein Brief-
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