OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

Die einzig mögliche Lösung in jeder Hinsicht wäre die Verheiratung mit Antonie gewesen, der Knoten hätte nicht zerhauen, sondern auch auf der andern Seite geknüpft werden sollen. Stelzhamer hat das auch angestrebt, aber Anto nie ließ ihm darüber keinen Zweifel, daß er zuvor erst etwas werden müsse. Wien: 1827—1832 Das letzte Jahr seiner juridischen Studien absol viert Stelzhamer in Wien an der Universität, vom 8. November 1827 datiert der Immatrikulierungsschein der Universität Wien. Im Oktober hatte er Salzburg und Antonie in Glücklichkeit und hoffnungsfreudigster Stimmung verlassen. Nach dem bald eingetretenen Zerwürfnis mit Antonie kommt zu der inneren Not ein wohl durch das Ausbleiben der Hilfe von Antonie mitverursachter heftiger Einbruch äußerer, ma terieller Not. Das Stipendium und die elterlichen Hilfsmittel reichen nicht mehr aus, sein Kredit bei Verwandten und der Geistlichkeit in der Heimat ist erschöpft, denn er hatte sich wohl in den Ferienzeiten dort nicht ganz vertrauenerwekkend aufgeführt. Ein sehr bezeichnender Ant wortbrief der Mutter auf mehrere Bittbriefe Stelzhamers beleuchtet dieses Verhältnis. Es heißt in diesem Brief vom 3. März 1828 unter anderem: „Ich bin mit Dir so satt, als ich es mit dem Peter ge worden bin, und Du hast mir gesagt, auf das Geld schlägst keinen Wert; und warum schreibst Du so er bärmlich, wenn Du keinen Wert darauf schlägst. Du schreibst an den Herrn Pfarrer und an den Kaspar, es ist bei keinem nichts, denn deine Eltern sind es. Du schreibst freilich, wo man dich verstoßen und verlassen hat, oh nein, man hat Dir noch immer Hilfe geleistet und jetzt noch, ... aber Franz, es muß Dich nicht verdrießen, ich schreibe die Wahrheit, aber wir als Eltern verlassen Dich nicht. Daß Du dich alle Zeit versäumt hast, mußt Du selbst leiden, wir sind gottlob gesund, aber kein Geld in Händen." Der Notwinter 1827/28, von dem er in „Hun dert Gulden" (1. Moment) spricht, führt im März 1828 eine Nervenfiebererkrankung herbei, die ihn wieder ins Spital bringt. Auch von die sem Spitalsaufenthalt und den darauffolgenden Genesungswochen liegen einige Besinnungs gedichte vor, die sich aber jetzt um ein anderes Thema drehen: um die Auseinandersetzung mit der unbarmherzigen Welt, deren Forderungen er sich immer weniger gewachsen fühlt, soweit er ihnen nicht überhaupt bewußt entgegenhan delt. Das Gedicht „Ehr und Reputation" vom 20. April zeigt, wie er sich, bürgerlich genommen, bereits auf der schiefen Bahn befindet. Aber bald kehrt ein „jubelnder Lebensgeist" nach dem an dern wieder, und Liebesgedichte vom Mai bis August 1828 lassen keinen Zweifel, daß er wie der seine alten Wege wandelt. Seine Studienzeit geht zu Ende. Dem juristischen Fach hatte er sich anscheinend auch ohne Prinzip zugewendet. Zur Theologie fühlte er sich nicht veranlagt, für das medizinische Studium konnte er die Kosten nicht aufbringen, es blieb daher nur Jus übrig. „Gab es jemals einen Unberufeneren dabei, so war ich es. Das was durchaus nicht ist, sondern wäre, weim die Menschen so wären, wie sie sein sollten, mußte idi studieren; alle Poesie ist da zu Ende und wird daran zu Schanden." Mit solchen Gesinnungen fühlt er sich allerdings auch in seinem Fach recht unsicher, als es zu den Schlußprüfungen kommt. Über ihren Ausgang genügt wohl zu wissen, daß er 1836 (!) neuerlich nach Wien geht, um seine Studien zu vollenden. Verlor er so zusehends den Anschluß an das bürgerliche Leben, so suchte er um so mehr den Anschluß an die Künstlerkreise. Er hatte im Herbst 1828 eine Instruktorstelle bei den Kin dern des Apothekers Michael Ostertag in WienReindorf (XV. Bezirk) angenommen und dort auch Quartier bezogen. In der Nähe hatte er mit einer Netty Gobenherger ein Liebesverhältnis angeknüpft, das wohl durchaus dem niederen Typus angehörte und vielleicht neben den wie der mit Antonie angeknüpften Beziehungen un terhalten wurde. In den März 1829 fällt sein leidenschaftliches Werben um eine Magdalene, unter der wir uns wohl ein Wirtstöchterchen zu denken haben. Ein lebhaftes Bier- und Kaffee schenkentreiben, wenn das Geld nicht mehr reichte, auf Kredit, ist überhaupt das Milieu, in dem wir uns Stelzhamer in den folgenden Jahren vorzustellen haben. Er wird so mit einem Kreis von Wiener Schriftstellern bekannt, die freilich auch nicht auf allzu hoher Stufe stehen. Es handelt sich wohl um den Rattenschwanz, den die Journalliteratur der Zeit nach sich zog.

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