Bildmaterial einmal bloß durdigeblättert hat. Nicht ohne Grund gehören Uhren und Meßinstrumente heute zu den beliebtesten, aber auch kostbarsten kunstgewerb lichen Sammlungsobjekten. Für die Qualität des flüssig lesbaren und leicht verständlichen Textes bürgen die beiden Autoren, die sich schon längst als hervorragende Sachkenner einen Namen gemacht haben. Bei diesem gelungenen Werk handelt es sich zweifellos um eine Veröffentlichung, die nicht nur den an der Materie unmit telbar interessierten Sammler oder Fachmann begeistern und anregen wird, sondern um ein Buch, das man jedem als repräsentatives Geschenk geben kann, ohne Enttäu schungen befürchten zu müssen. Josef Reitinger Anton Dolleczek: Geschichte der Qsteireichischen Artil lerie von den frfihesten Zeiten bis zur Gegenwart. Unveränderter Nachdruck der 1887 erschienenen Aus gabe. Graz 1973 (Akad. Druck- und Verlagsanstalt), VII und 734 Seiten. Dolleczek ist unserer Generation vor allem durch seine Monographie der Blanken- und Handfeuerwaffen be kannt, weil dieses Buch für jeden Waffenhistoriker und -Sammler trotz einer Flut neuerer Literatur immer noch ein geradezu unentbehrliches Hilfsmittel ist. Ist das Sammeln von Militärwaffen heute zu einem weitver breiteten Hobby geworden, gibt es historisches Artillerie material in größerem Ausmaße verständlicherweise nur in den wenigen Spezialmuseen. Aus diesem Grunde mag es wohl auch verständlich sein, daß das eigent liche Hauptwerk Dolleczeks, seine groß angelegte Ge schichte der k. u. k. Artillerie, nicht mehr in dem Maße bekannt ist, wie es seiner Bedeutung zukommen würde. Daher ist es besonders verdienstvoll, daß sich der bewährte Verlag auch um dieses seltene Buch angenom men und es als Neudruck wieder zugänglich gemacht hat. Der Verlag war bei diesem Unternehmen sicherlich nicht schlecht beraten, denn gerade dieses Buch ist noch viel mehr als sein kleiner Bruder ein Handbuch, das in den 85 Jahren, die seit seinem Erscheinen verflossen sind, durch nichts ersetzt worden ist. Im Raum der ehemaligen k. u. k. Monarchie dürfte es heute überdies kaum noch jemand geben, der zu diesem Thema über eine gleiche Fülle praktischen und theoretischen Wissens verfügen würde wie Dolleczek, so daß dieses Buch auch in naher Zukunft keinen Konkurrenten zu erwarten hat. Das Werk beginnt schon mit der Zeit, die vor Anwen dung des Schießpulvers liegt. Es behandelt daher bei spielsweise auch die Konstruktion und Anwendung der mittelalterlichen Schleuder- und Wurfmaschinen, die bei der Belagerung von Burgen und befestigten Städten in Einsatz waren, in umfassender Weise. Es endet mit dem Geschützwesen des späten 19. Jahrhunderts. Das Thema wird vom Verfasser von den verschiedensten Seiten aus geleuchtet und mit bewunderungswürdigem Wissen und erstaunlicher Quellenkenntnis behandelt. Daher be schränkt sich das dickleibige und auch für heutige An sprüche noch hervorragend illustrierte Werk nicht nur auf die Darstellung, Produktion und Anwendung des Artillerie-Materials und die Geschichte und Organisation der Artillerie, sondern berücksichtigt auch viele Grenz bereiche. Es ist daher zu hoffen, daß dieses Buch geeignet ist, nicht nur in den Bibliotheken der Waffenkundler, Historiker und Militärs eine Lücke zu füllen, sondern daß es auch in zahlreichen Nachbardisziplinen Interes senten finden wird. Josef Reitinger Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Hrsg. von Heinrich Beck, Herbert Jankuhn, Kurt Ranke und Reinhard Wenskus; 4. und 5. Lieferung des 1. Bandes, Berlin 1972/73 (Walter de Gruyter), Seite 385 bis 512 und 513 bis 627, viele Textabb. und Bildtafeln. DM 34.— und 40.—. Nur sehr zögernd geht die Fortführung dieses großartig angelegten Lexikons vor sich, doch liegt dies einfach in der Vielfalt der Beiträge und Autoren begründet. Wie in unserer letzten Rezension* befürchtet, hat sich an der langsamen Erscheinungsweise leider nichts geändert; es wäre schade, wenn dieses bis jetzt hervorragend redi gierte Werk seine hochgesteckten Ziele nicht erreichen könnte. Von der 4. Lieferung seien etwa die Stichwörter „Arzt" mit dem interessanten Kapitel über das Gesundheits wesen in den alten Klöstern (dazu jener Teil des Sankt Galler Klosterplanes von 820, der den Krankenteil und den Heilkräutergarten zeigt), der „Asch" (ein Last schiff auf der oberen Donau, Inn und Salzach), die „Asen", das „Asylrecht", ein ausführlicher Artikel über den Hunnenkönig „Attila", der auch in seinem Fortleben in Sagengestalten behandelt wird, das „Auge" samt -darstellungen, -fibeln, oder die „Aunjetitzer Kultur" hervorgehoben; der Beitrag „Austrasia/Austria" interes siert uns vor allem namenkundlich. In der 5. Lieferung, mit der nun der erste Band der Neuauflage komplett ist, sind u. a. ausführliche Bei träge über das Bilder- und Runenkästchen von „Auzon", die „Awaren", die „Axt" und den „Axtkult" (beide Artikel besonders reich illustriert); während die Artikel über „Baderäume" und „Badewesen" sehr ausführlich gehalten sind, wird dem „Backofen" relativ wenig Auf merksamkeit geschenkt. Auch die „Badener Kultur" kommt im Vergleich mit analogen Ausführungen etwas zu kurz. Unser besonderes Interesse gilt dem die 5. Lieferung abschließenden Beitrag „Bajuwaren" (von H. Beck, St. Hamann und H. Roth). Das Unterfangen, in 26 Sei ten das gesamte Problem zu behandeln — Name, Sprache, Literatur, Herkunft, Politische Entwicklung, Stammesbil dung, Siedlungswesen, Hausformen, Tracht, Geräte, Re ligiöse Vorstellungen, Wirtschaft usw. — mag in der lexikalischen Gewichtigkeit am Platze sein, kann aber in Details nicht ganz befriedigen (z. B. zu ungenaue Dar stellung der Verbreitung der bajuwarischen Reihen gräberfelder im oberösterreichischen Bereich und höchst problematische Grenzziehung zwischen Germanen und Slawen auf Karte Abb. 138; I. Zibermaiers gründliche * „Oö. Heimatblätter", 26. Jg. (1972), S. 176.
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