OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

es bei den zunädist wirklich hinter dem Erzeugnis zu rücktretenden Herstellern der hüttengewerblichen Haus künstler (Sandl, Buchers) der Fall ist, als Werk von Malern mit gewissen persönlichen Geltungsansprüchen, unterscheidbar. Raimund Schuster geht den Erzeugern der Winklarner Bilder nach und findet in den Familien Roth (Mitte des 18. Jahrhunderts bis ins frühe 19. Jahr hundert), Ruff (frühes 19. Jahrhundert bis nach 1900) und Wellnhofer (bis Ende des 19. Jahrhunderts) die Urheber. Es ist vor allem bei den älteren, den barocken Winklarner Bildern schwer, den gemeinsamen Nenner der gesamten Schule zu umschreiben. Aber mindestens seit 1796 (vgl. das Votivbild mit dem hl. Leonhard auf S. 31), durch das ganze 19. Jahrhundert (vgl. „Pieta mit Tiermotiv" auf S. 58) spielt die Sockelzone eine große Rolle, so zwar, daß der (oder die) Heilige dominiert und etwas entrückt die oberen zwei Dritel des Bildes füllt und sich im unteren Drittel die Opfernden und das Geopferte des Bildanliegens tummeln. Es handelt sich mithin meist um Votivbilder. In dem Votivbild zu Ehren des hl. Leonhard bemerkt man gleich — das tote Wickel kind mit eingerechnet — neun Personen, sonst ist es etwa ein einzelnes Tier (S. 32), ein Votant (S. 33) oder jeweils eine Mehrzahl davon. Im Kolorit ist eine ge wisse Bevorzugung eines gelblichen Rot unverkennbar. Beziehungen zur „Neukirchner Schule", die insgesamt der Hochkunst etwas nähersteht, werden vom Autor aufgezeigt. Die häufige Neigung, das Motiv in einen gemalten Kartusch-Rahmen zu stellen (S. 16, 23, 31, 42, 56, 72), unterscheidet jedoch das Winklarner Bild vom Neukirchner, an dem sie nicht festgestellt wurde. Für die Volkskunde von größtem Interesse sind die Auf zeichnungen im Auftragsbüchel des Winklarner Malers Carl Ruff d. J., die bis ins 20. Jahrhundert hereingeführt wurden. Da heißt es etwa: „Muttergottes von Dautersdorf, unten 1 Frau in Betstat, 1 großer Bub und 3 Mädel, eine gewisse Person hieher verlobt, Wegmacherin ihre Mutter" oder „Mutter Lourdes, 1 alte 8 junge Schweine, 1 Kuh 2 Kälber, gewisse Person Maria hat geholfen wird weiter helfen" usw. Raimund Schu ster bemerkt dazu „All diese Notizen sind eingestreut zwischen Bestellungen für Totentaferl, Kirchenstuhltaferl, Marterln und Totenbretter". Allein dieser Hinweis bindet das Teilgebiet der Hinter glasmalerei in den umfassenden Lebensbereich der reli giösen Volkskunde und Volkskunst konkret ein und rückt ihn von bloßer Ästhetik auf den ihm zugehörigen Platz. Mit diesem Carl Ruff d. J. endet die zweihundertjährige Maltradition von Winklarn, deren Erschließung nun vor liegt. Es ist richtig, was der Autor und wissenschaftliche Ent decker ausspricht: „So steht heute die Winklarner Schule gleichberechtigt allen übrigen schon bekannten gegen über ..." Unser oberösterreichisches Sandl hat im Bay rischen Wald ein neues, wohlentwickeltes Geschwister erhalten. H. Heinischel: Schmiedeeisen. Einleitung von Helmuth Huemer. Innsbruck 1973 (Pinguin-Verlag), 16 Textseiten, 100 Bildseiten. S 198.—. In gleicher Ausstattung wie der Bildband „Volkskunst in den Alpen"* präsentiert der Verlag nun ein Buch über „Schmiedeeisen". Kunstgeschmiedete Arbeiten wer den in neuester Zeit als Schmuckelemente am und im Haus, als Grabkreuze (sowohl in alten wie auch in neuen Formen) und als Zierrat verschiedenster Art wie der besonders geschätzt. Leider begegnen einem dabei nicht immer nur volkskulturell gute Erzeugnisse. Das Buch wendet sich daher — wie so manche andere dieser Art — nicht nur an Freunde alter Volkskunst, sondern desgleichen an Kunstschmiede, Architekten und Bauher ren, die aus den vorgelegten Beispielen sicher wert volle Anregungen finden können. Oberösterreich hat durch seinen „Eisenfachmann" O. Kastner bereits einige großartige Veröffentlichungen vorlegen können; in diesem Bildband ist es wieder ein Oberösterreicher, der die kurze, aber inhaltsreiche Einführung dazu schrieb, nämlich der Leiter des Oö. Heimatwerkes, Dr. Helmuth Huemer. Das Haupt augenmerk richtet er dabei weniger auf stilkundliche, technische und örtliche Einzelheiten, sondern er ver weist auch auf die mit dem Eisen und seiner Bearbeitung verbundenen alten mythischen Vorstellungen, brauch tümlichen Erscheinungsformen bis hin zu den Schutz heiligen der eisenver- und bearbeitenden Berufe. Selbst die Bauernheiligen Isidor und Notburga werden wegen ihrer Attribute (Schaufel bzw. Sichel) erwähnt im Hin blick auf die von Leopold Schmidt geprägte „Gestalt heiligkeit". Erfreulich an der auch sachlich gut getroffenen Bild auswahl ist auch der Umstand, daß keine lokale Be schränkung vorliegt. Neben Beispielen aus dem Engadin, Tirol, Bayern u. a. ist auch unser Bundesland vertreten. So sind z. B. unter den Türgittern, Füllgittern, Tür beschlägen, Türklopfern und -bändern, Kreuzblumen, Grabkreuzen usw. auch Exponate aus dem Heimathaus der Eisenstadt Steyr vertreten, das auch eine eiserne Kaffeemühle und einen alten Pfannenknecht beisteuerte. Ein schöner oberösterreichischer Fensterkorb im Heimat haus Waidhofen an der Ybbs — ebenfalls ein altes „Eisenzentrum" — ist auch abgebildet. D. Assmann Samuel Guys und Henri Michel: Uhren und Meß instrumente des 15. bis 19. Jahrhunderts. Mit einem Vorwort von Nicolas E. Landau. Zürich 1971 (Orell Füssli-Verlag), 298 Textseiten, 295 Abb., 20 Farbtafeln. Mit dem vorliegenden Werk hat der Verlag den Bücher markt zweifellos mit einem der schönsten Bücher des Jahres bereichert. Welche rein künstlerischen Werte in alten Uhren und wissenschaftlichen Instrumenten stek ken, wird auch für den, der sich mit dieser Materie noch nie beschäftigt hat, evident, wenn er das hervorragende Franz Lipp * „Oö. Heimatblätter", 27. Jg. (1973), S. 264.

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