aus lyrisch, in rhapsodischen Kapiteln, „Qua dern", aus denen er ja später mehrfach seinen „Liebesdom" zusammenzustellen versuchte. Erhalten dagegen sind einige Gedichte vom Juni 1823. Er war in Salzburg geblieben und setzte dort seine Lycealstudien fort. Im Mai 1823 mußte er wegen eines schweren Halsleidens das Spital aufsuchen. Das Gedicht „Nachtphantasie im Spital" vom 10. Juni 1823 zeigt einen derb physischen Zynismus. In einem weiteren vom 13. Juni „Am Tage St. Antons von Padua" (dem Namenstag Antoniens) nennt er den Trübsinn seinen einzigen „Freund in der Not". Sein Selbst gefühl hatte also zweifellos schon den ersten Bruch erlitten. Doch durch den fast zwei Monate dauernden Spitalsaufenthalt und die erzwungene Stillhal tung wurde auch eine gewisse Besinnung, zu nächst in religiöser Beziehung, herbeigeführt. Aus dem selbstbiographischen Stück, wo uns dies erzählt wird („Eine kleine Novelle ohne Titel und keine Dichtung"), geht nicht deutlich hervor, wie weit er sich vom überlieferten Glau ben entfernt hatte. Es handelt sich wohl über haupt mehr um die damit gewonnene Überzeu gung von der Wunderkraft des Glaubens, ja von ihm als Zentralkraft überhaupt, als um eine Wiederbekehrung etwa. Er erzählt also in der erwähnten „Kleinen Novelle", daß er, nachdem der hartnäckige und äußerst quälende Krank heitszustand, den er für die Dörrsucht hielt, schon fast zwei Monate gedauert und er schon an einer Heilung gezweifelt hatte, ihm der ret tende Gedanke gekommen sei, „wenn die Men schen nicht mehr helfen können, so kann es Gott". Er bittet den Hausgeistlichen, die unter lassene Eintrittsbeichte nachholen zu dürfen und den heiligen Leib zu empfangen. „Denn wie könnte Jesus durch deinen Hals ziehen, ohne der armen Kranken am Wege, der da ruft: Jesus, du Sohn Davids, mach mich gesund!, nicht auch zu erhören und augenblicklich zu heilen?" Er empfängt die Hostie und ist in drei Tagen dar auf gesund. Die Art Stelzhamers liebt zwar, langwierige Entwicklungsprozesse nachträglich in die Form solcher entscheidender Erlebnisse zusammen gedrängt zu erblicken und darzustellen; sonst dürfte man diesem Glaubenswunder nicht ganz den richtunggebenden Einfluß zuschreiben, wie er es tut. Vergessen darf freilich nicht werden, daß gerade nach Fiebererkrankungen der erste folgende Eindruck die geistige Richtung oft dau ernd bestimmt. Er hatte schon im Spital vom Hausgeistlichen gläubig-mystische Lektüre wie: Kornmanns „Sybille der Zeit", Kosegartens „Le gende" und Holzhausers „Auslegung der Offen barung Johannis" zu lesen bekommen. Bald dar auf wurde er mit den Werken Jakob Böhmes und Johann Kaspar Lavaters bekannt, und seine Weltanschauung nimmt von da an die Richtung auf die Seite der Gefühlsphilosophie und der Gefühlsreligion. „Im Herzen wohnt der Glaube, drum ist er die Zentralkraft des Menschen" („Eine kleine Novelle"). Noch in einer anderen Hinsicht aber bringt der Spitalsaufenthalt und die folgende Zeit eine Besinnung: Er begann sich am Verlust Antoniens moralisch schuldig zu fühlen. Durch die Hin gabe an den gewissen anderen Typus von Weib hatte er sein hohes Idealbild der Liebe geschän det und sich ihrer unwürdig gemacht. Zwei um drei Jahre auseinanderliegende Gedichte („Präfiguration", 1824, und „Der böse Feind", 1827), aber auch das ganze Thema der „Urey"-Fiagmente, „Nachhall der Liehe" und „Sieben" zei gen, wie langdauernd und wie tiefgehend der Konflikt in ihm wühlte, der zwischen der hohen und der niederen Auffassung der Liebe klafft. Die ganze Problemlage scheint sich noch einmal auf breiterer Grundlage praktisch erproben zu wollen, wenn er im Herbst 1824 wieder nach Graz geht, um das juristische Fachstudium am Grazer Lyceum zu beginnen, und dem alten Treiben dort wieder verfällt, fast gleichzeitig aber Antonie Witwe wird und der Weg zu ihr für ihn nun wieder frei wäre. Aus diesem Konflikt, den sein Tagebuch im Spie gel auffing, entwickelt sich die Virtuosität des Gefühls, die den „Lfre3/"-Typus kennzeichnet. Im Herzen und im Gefühl sitzt ihm nicht nur in religiösen Dingen die Zentralkraft, und gegen über dem Fortschritt in der Gefühlsfähigkeit bedeutet ihm der verstandesmäßige Fortschritt nichts. Das Ergebnis ist die „Herzensweisheit", die ihm Zeit seines Lebens genüge tat. Sein
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