mand in der Festschrift für den Bonner Landes- und Volkskundler Univ.-Prof. Dr. M. Zender einen kultur geographisch und volkskundlich äußerst wertvollen Arti kel über unser Land vermuten, weshalb hier ausnahms weise auch einmal auf einen Beitrag in einem Sammel werk hingewiesen sei. E. Burgstaller konnte auf Grund seiner vielfältigen volkskundlichen Studien, von denen nur ein geringer Teil in dem von ihm jahrelang redigierten „Atlas von Oberösterreich" publiziert ist, interessante Grenzräume innerhalb Oberösterreichs festlegen. So wie man z. B. in Tirol in der Zusammenschau von Nord- und Südtirol eine volkskulturell gerechtfertigte Grenze zwischen einem westlichen und einem östlichen Gesamttirol er kennen kann, ist auch in Oberösterreich entgegen der horizontalen naturräumlichen Gliederung volkskulturell ein Nord-Süd-Grenzraum dominant. Auf drei Kärtchen bringt Burgstaller eine Fülle solcher Nord-Süd verlau fender Verbreitungsgrenzen volkskundlicher und mund artlicher Merkmale. Als Begründung dieser Situation verweist Burgstaller weniger auf die Territorial geschichte, als vielmehr auf die Volkstumsgeschichte des Landes, indem im Osten nicht nur in Ortsnamen, son dern auch im Brauchtum eine slawische Schacht lange nach der baiuwarischen Wiederbesiedlung nachwirkte. D. A. Friedrich Keplinger: Beiträge zur Geschichte der Wissen schaftspflege im Zisterzienserstift Wilhering. Wien 1969 (Dissertationen der Universität Wien, 36; Verlag Not ring). XXIII + 318 Seiten. Durch die Publikation der Dissertation Keplingers, einem Zisterzienserpater aus Schlierbach, gelangte eine äußerst interessante Arbeit über das mittelalterliche Bibliotheks wesen des nur wenige Kilometer an der Donau ober halb Linz gelegenen Zisterzienserklosters Wilhering an einere breitere interessierte Leserschicht. Lieferte sie doch einen wichtigen Beitrag zur mittelalterlichen Gei stesgeschichte unseres Landes, einen weiteren Baustein zur Geschichte der oberösterreichischen Klöster, die im Mittelalter wissenschaftlich bedeutende Leistungen voll bracht haben, als deren würdige Zeugen sich die Biblio theken mit ihren Handschriften- und Bücherbeständen erweisen. Der Bibliotheksbestand von Wilhering kann, wie der Au tor sehr richtig im Vorwort sagt und wie man nach Durchstudieren der Arbeit feststellen muß, „als Kultur pegel" betrachtet werden, gibt er doch den besten Ein blick in das geistige Leben des Klosters. Nach einer kurzen Einleitung mit der Geschichte der Klostergründung von 1146 und kurzem Eingehen auf den bedeutendsten Heiligen des Zisterzienserordens, Bern hard von Clairvaux, und seine theologische Auffassung, folgen vor der eigentlichen inhaltlichen Analyse der Wilheringer Bibliothek ein kurzer Abriß der Bibliotheks geschichte, der Handschriftenverluste und des Bücher zuwachses. Auch auf die Frage eines eventuellen Skriptoriums und Wilheringer Schreiber sowie auf den Be stand einer Klosterschule wird eingegangen. Daran schließt sich eine genaue Darbietung der 156 mittelalter lichen Handschriften, deren erstes Inventar erst aus dem Jahre 1566 stammt. Nach Jahrhunderten gegliedert, be ginnt Keplinger mit der inhaltlichen Bearbeitung der Handschriftenbestände. Die 12 Handschriften des zwölf ten Jahrhunderts beschränken sich auf liturgische Bücher und monastisch-asketische Erbauungsliteratur. Das 13. Jahrhundert, mit einem Zuwachs von 26 Handschrif ten, zeigt schon eine reichere Gliederung mit ersten Spu ren des Eindringens der Scholastik tmd Kanonistik sowie der Artes liberales und der Naturwissenschaften. 55 Hand schriften hat das 14. Jahrhundert zu verzeichnen; noch findet die eigentlich dogmatischispekulative Theologie keinen Eingang, man bleibt bei der dem praktischen Leben dienenden Literatur. Bei den Artes liberales er reichte Wilhering einen Höhepunkt in der Rhetorik. Im Gegensatz zu anderen Zisterzienserklöstern ist in Wilhering im 15. Jahrhundert kein Absinken des wis senschaftlichen Strebens, sondern der größte Zuwachs an Handschriften mit 68 Stück zu melden. Die Ursache dafür ist in der engen Verbindung mit der Universität Wien zu suchen, zumal auch eine große Zahl von Schriften Wiener Universitätsprofessoren vorkommt und über Wien der Htunanismus in Wilhering Eingang fand. Ein sehr ausführliches Literaturverzeichnis und ein für den wissenschaftlichen Gebrauch unerläßliches Register sowie ein gut zitierter Anmerkungsapparat runden die Arbeit ab. Heidelinde Jung Mitteilungen des österreichischen Staatsarchivs, hrsg. von der Generaldirektion, Redaktion Dr. Gerhard Rill und Dr. Christiane Thomas, 26. Band (1973). 567 Seiten, 1 Tafel, 1 Stammbaum. Brosch., S 480.—. Seit einem Vierteljahrhundert erschienen die MÖStA (wie die offizielle Abkürzung lautet) im schlichten grauen Gewände, ein Register dazu ist in Druck. Vorliegender Band, der 26., präsentiert sich mit einem Bild auf dem Einband (Überreichung der Stephanskrone an Fried rich III. nach einer Darstellung um 1580) und soll hier wegen verschiedener oberösterreichischer Themen ange zeigt werden. Unter dem Titel „Kammergut und Territo rium" behandelt Max Weltin grundlegende Fragen der Landeswerdung Oberösterreichs („scriba ducis in Anaso") und des Stadtrechts von Steyr. Daß die Herrschaft Steyr im 14. Jahrhundert nicht innerhalb der Haupt mannschaft ob der Enns lag, sondern ein ihr rechtlich völlig gleichgestelltes Territorium bildete, ist wohl das wichtigste Ergebnis des Aufsatzes. Die Veröffentlichung der „Korrespondenz des Kremsmünsterer Abtes Alex ander a Lacu mit den bayerischen Herzogen" bringt Streiflichter auf Khlesl und den Prälatenstand in Oberösterreich, läßt auch das Bild des ehrgeizig um den Kardinalshut bemühten Prälaten, der an den Wittels bachern eine Stütze zu haben hoffte, in neuem Licht erkennen. Maria Breunlich-PawUk behandelt „Die Auf zeichnungen des Sigmund Friedrich Grafen Khevenhüller 1690—1738" (der übrigens in Linz erzogen worden ist) und geht dabei auch auf die Linie Khevenhüller—Fran-
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