So wie etwa der bedeutendste italienische Opernkompo nist Guiseppe Verdi stammt auch Bruckner aus ein fachen Verhältnissen, aufgewachsen in bäuerlicher Um gebung, und trotz vieler Triumphe so wie in den Nieder lagen nie einem Wahn verfallend. Zwar gewahrten einige wenige bei diesen beiden schon früh deren Musikalität, dodi wohl keiner erahnte das heranreifende Genie. Der Autor dieser faszinierenden Bild-Biographie ver stand es durch eine geschickte Auswahl der Bilder alle jene Stationen einzufangen, die Bruckner auf seinem Lebensweg beschritten hat. Der Spieltisch der kleinen Orgel in Ansfelden, der Firmzettel, viele Aufnahmen vom Stift St. Florian, in dem Bruckner u. a. von 1837 bis 1840 Sängerknabe war, ein alter Plan des Schul hauses in Windhaag, Zeugnisse, Diplome, Bilder von Linz und Wien, Porträts von Persönlichkeiten jener Zeit, von Verwandten unid Bekannten Bruckners, zeit genössische Aufnahmen und neuere Bilder, die seine Reise durch die Schweiz illustrieren, ein Bild der Metro politen Opera in New York vom Jahre 1884, in der 1885 mit der dritten Symphonie erstmals ein Werk Bruckners in der Neuen Welt erklang, usw. fehlen ebensowenig wie natürlich viele Autographen und Bil der vom Meister selbst. Das alles wird in wohltuender Klarheit bei wissenschaftlicher Exaktheit kurz und bün dig erläutert und bringt einem nicht nur das Genie, sondern auch den einfachen Menschen, der Bruckner zeit seines Lebens geblieben war, nahe. Viele klischee hafte Vorstellungen werden dabei korrigiert. Auf elf Seiten wird schließlich der chronologische Ablauf seines Lebens gerafft vorgestellt, verbunden mit einer genauen Werksübersicht mit den Daten der Vollendung und Uraufführungen. „Die Musik Anton Bruckners" wird ziemlich knapp in einem eigenen kleinen Kapitel behandelt. Die „in ihr vorhandene metaphysische Kraft" (S. 304) scheint zuwenig deutlich gemacht. Sie sei hier angedeutet mit Worten von H. Winterberger^, wonach „seine Kunst... dm letzten die Fähigkeit besitzt zu echter Transzendenz.., die hinüberleuchtet in Hori zonte eines gesamten Seins." Bei der dargebotenen Gründlichkeit und Vielfalt ver mißt man vielleicht einen kurzen Überblick über die Bruckner-Forschung, zumal das Werk „Dem Andenken der drei oberösterreichischen Bruckner-Biographen Max Auer, August Göllerich, Franz Gräflinger" gewidmet ist. Anmerkungen und Hinweise komplettieren die Bild erläuterungen im Text, bringen die vor allem für die jüngere Generation wichtige Transskription der abge bildeten, in Kurrentschrift geschriebenen Dokumente, Briefe und Aufzeichnungen, eine Menge Literatur angaben und viele weitere Einzelheiten. Bruckners Ahnenstamm (S. 305) läßt sich gesichert nach dem zitierten Aufsatz von O. Wessely' allerdings nur bis „Michael Pruckhner" (geb. ca. 1575) verfolgen; Bruck ners Großvater war — nach Wessely bereits 1776 — nach Ansfelden gezogen. Bei dem von Nowak genannten Pyhra und Oed handelt es sich um Orte westlich von Amstetten. — Ein Bild- und ein Textregister erschließen das umfangreiche Werk. Mit diesem prächtigen Bildband, der zudem äußerst preisgünstig ist, bereiten der Autor und der Verlag wahrlich ein würdiges „Geburtstagsgeschenk für Anton Bruckner", als das der Verfasser sein Werk im Nachwort bezeichnet. D. Assmaim Franz Braumann: Franz Stelzhamer, Leben und Dichtung. Linz o. J. [1973] (Oö. Landesverlag), 168 Seiten, 48 Ab bildungen, S 158.—. Seit der zweibändigen Stelzhamer-Ausgabe Hans Commendas 1953 bzw. 1955 ist nun erstmals wieder ein Stelzhamer-Buch erschienen. Es enthält erfreulicherweise eine reiche Bilddokumentation; mit seinen 48 meist ganz seitigen Bildern sticht es unter allen bisherigen Werken über Stelzhamer hervor. Um Aufbau und Auswahl dieses Volksbuches hat sich Franz Braumaim mit viel Hingabe angenommen. Auf den ersten 35 Seiten wird ein Lebensbild des Dich ters entworfen, das die Höhen und Tiefen seines wahr lich nicht bequemen Lebens nachempfinden läßt. Die weiteren Teile tragen die Überschriften „Auswahl aus den Werken Franz Stelzhamers" und „Prosa von Franz Stelzhamer". Unwillkürlich fragt man sich, ob die „Prosa" nicht auch zum „Werk" des Meisters gehört. Denn wie verstünde sich sonst die Aufteilung in „Werke" und „Prosa"? Überdies ist ein Teil der Prosaschriften, nämlich eine Auswahl aus den Aphorismen, rücht im dritten, der Prosa zugedachten Teil zu finden, sondern im zweiten, nämlich bei den „Werken". Auf eine wei tere Ungereimtheit stößt man im ersten Abschnitt („Franz Stelzhamers Leben"), in dem kurioserweise ein Kapitel „Zur Schreibung der Mundartgedichte" (!) ent halten ist. Wie leicht hätte sich dieses uimötige Durch einander im Aufbau des Buches vermeiden lassen! Der Benützer, der darüber hinwegsieht, erfreut sich an der klugen, leider etwas sparsamen Auswahl von nur rund 35 Dichtungen. Sie wird mit dem „Hoamatgsang" eingeleitet und enthält die volkstümlichsten und kostbar sten Schöpfungen des großen Piesenhamers. Vergeblich sucht man eigentlich nur ein Lied, nämlich „A lustige Eicht", den bekannten Lobpreis auf die Geselligkeit aus der „Königin Not". An der Sparsamkeit des Verlegers lag es, daß die Er klärungen mundartlich schwieriger Ausdrücke nicht — wie sonst üblich — in Fußnoten oder in einem eigenen Glossar stehen, sondern im Text unmittelbar hinter dem Mundartwort. Dies erschwert dem Leser, der gewöhn lich ohnehin mit der Mundartschreibung zu kämpfen hat, zusätzlich die Lektüre, wie folgende Textprobe beweist: ® Hans Winterberger; Anton Bruckner in seiner Zeit, hrsg. V. Bruckner-Konservatorium des Landes Oö., Linz 1964, S. 20 f. ' Othmar VJessely: Beiträge zur Familiengeschichte An ton Bruckners; in: Jb. d. Oö. Musealvereines, 100. Bd. (1955), S. 143 ff.
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