OÖ. Heimatblätter 1974, 28. Jahrgang, Heft 1/2

Wissenschaftlicher Konsulent Professor Franz Vogl t Nach einem schweren Herzanfall vorübergehend genesen, ist Wissenschaftl. Konsulent Professor Franz Vogl am 11. Februar 1974, an seinem Schreibtisch arbeitend, plötzlich verschieden. Die oberösterreichische Volkstumspflege und Erwach senenbildung vor allem der bäuerlichen Bevöl kerung erlitt durch das Hinscheiden dieses vor nehmen, liebenswürdigen und sowohl durch sein tieffundiertes Wissen als auch sein praktisches Können ausgezeichneten Mannes einen kaum zu ersetzenden Verlust, wie dies der Leiter des Landesinstitutes für Volksbildung und Heimat pflege, W. Hofrat Dr. Aldemar Schiffkorn, in seiner ehrenden Ansprache am Sarg des Ver ewigten zum Ausdruck gebracht hat. Franz Vogl wurde am 1. November 1898 in Wien geboren und während des Ersten Welt krieges noch während seines Mittelschulstudiums zu dreijährigem Frontdienst einberufen. 1920 trat Franz Vogl in den Schuldienst der Gemeinde Wien als Hauptschullehrer und als Betreuer des Faches Volkskunde an der „Wiener Frauenaka demie" (der Vorgängerin der Modeschule Het zendorf) ein, studierte aber gleichzeitig auch an der Universität Germanistik und Volkskunde und kam dadurch bereits frühzeitig mit den Be gründern dieses Faches in Österreich, den Pro fessoren Dr. Michael und Dr. Arthur Haberlandt und Dr. Viktor v. Geramb in Verbindung. Bald ergaben sich auch Kontakte zu den wichtigsten Vertretern der damals aufkommenden Bestre bungen zur Volksbildung wie Prof. Dr. Karl Lugmayr und in Oberösterreich Dr. Adalbert Depiny, Dr. Hans Commenda, Dr. Ernst Hamza, Dr. Wilhelm Gärtner und Dr. Eduard Kriech baum. Daher findet man Franz Vogl auch bereits unter den Teilnehmern der ersten Tagung für Volksbildung in Braunau 1921, einer Wissen schaft, der er sein ganzes künftiges Leben wid men sollte. Über 500 Aufsätze in den verschie densten Fachzeitschriften, Werkblättern und Zei tungen stammen aus seiner Feder — auch die „Oberösterreichischen Heimatblätter" durften ihn unter ihre geschätzten Mitarbeiter zählen —, die ihn alsbald so bekannt gemacht haben, daß er 1938 als Sachbearbeiter für Volkskunde und Heimatpflege in das Kulturamt der Stadt Wien berufen und mit der Verleihung des Titels „Wis senschaftlicher Rat" ausgezeichnet wurde. Von seiner Kriegsdienstleistung im Zweiten Weltkrieg kehrte Franz Vogl verwundet und schwer krank 1945 nach Linz zurück, wo er ab nun seinen ständigen Wohnsitz nahm. Sogleich trat er wieder in Verbindung mit Hof rat Doktor Hans Commenda, dem damaligen Bundesstaat lichen Volksbildungsreferenten für Oberösterreich, nahm an der Gründung des von Doktor H. Commenda ins Leben gerufenen „Heimat werkes" teil und wurde auch ständiger Mitarbei ter des späteren „Landesinstitutes für Volksbil dung und Heimatpflege", in dem er 1951 die Leitung der Beratungsstelle für Laienspiele, Feier und Fest übernahm. Seine großen Erfolge bei Kursen und Vorträgen in Volkshochschulen und Volksbildungswerken ließen ihn bald zu einem der gesuchtesten Refe renten für Volksbrauch und Familienkultur in den Veranstaltungen der diversen Kammern und Institutionen werden und seinen Ruf auch über die Grenzen Oberösterreichs dringen, so daß er zu unzähligen Vorträgen auch in den übrigen deutschen Sprachraum von Hessen bis Flandern, von der Schweiz bis nach Südtirol eingeladen wurde. Niemals vergaß Franz Vogl dabei aber, daß die Anfänge seiner großen Erfolge in der Wissenschaft und in der Verbreitung der Er kenntnisse der Wissenschaft gelegen waren, die ihm besonders ans Herz gewachsen war: der Erforschung und Pflege von Volkstanz und Volkslied, in der er zu den engsten Mitarbeitern der Begründer dieser Sparte der Volkskunde in Osterreich, Prof. Raimund Zoder, Dr. Josef Pommer, Dr. Franz Kotek und Dr. Hans Com menda zählte. Wenn heute in Oberösterreich der Volkstanz in weiten Kreisen der Bevölkerung sich wieder besonderer Beliebtheit erfreut, ist dies nicht zuletzt auch ein Verdienst von Franz Vogl. Das Land Oberösterreich hat die Tätigkeit dieses theoretisch wie praktisch gleich erfolgreichen Volksbildners 1951 durch die Verleihung des Titels „Wissenschaftlicher Konsulent der ober österreichischen Landesregierung" anerkannt, der 1959 die Auszeichnung durch den Herrn Bundespräsidenten mit Verleihung des Titels „Professor" folgte. Wie schmerzlich auch für alle, die wir Professor Franz Vogl unseren Freund nennen durften, sein

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2