OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 3/4

Entwicklung während der großen Depression war in einer Verminderung der Beschäftigten um 3,85 Prozent ersichtlich, während in Zisleithanien diesbezüglich eine Steigerung um 28,82 Pro zent erreicht wurde. Der Anteil des Linzer Un ternehmens an der Gesamtzahl der Tabakarbei ter der österreichischen Reichshälfte verringerte Zwischen 1875 und 1890 — 1895 wurden diese Gewerbe anläßlich der Handelskammerzählung ausgeklammert — wuchs die Zahl der Drucke reien und polygraphischen Anstalten um 94 Pro zent, der Beschäftigten aber nur um 75 Prozent. Es kann also eine Tendenz zum Kleinbetrieb festgestellt werden. Tabakfabrik in Linz 1872 1873 1874 1875 1880 1885 1890 1895 Beschäftigte 1.054 859 857 870 776 929 841 826 Produktion in mq 25.734 19.797 19.095 17.870 17.873 Wert in fl 3,506.000 3,644.572 3,420.655 2,325.490 ca. 2,265.000* Dampfkraft in PS 12 8 8 20 20 * Geschätzt nach N. Gross. sich von 1873 bis 1895 von 3,1 Prozent auf 2,3 Prozent. Der ungünstige Standort des Linzer Betriebes verschlechterte die Absatzmöglichkeiten. Durch Gründung neuer Tabakfabriken in allen Teilen der Monarchie gingen nach und nach wichtige Märkte verloren, so daß das Unternehmen vor nehmlich auf den Verkauf im eigenen Land an gewiesen war^®®. BUCHDRUCKEREIEN UND POLYGRAPHISCHE GEWERBE Eine Trennung zwischen Handwerk und Groß gewerbe ist mangels an Daten schwierig. Die Betriebserhebungen der Handelskammern hatten alle bestehenden Unternehmen erfaßt, auch wenn diese neben dem Eigentümer keine weiteren Per sonen beschäftigten. Die oberösterreichischen Buchdruckereien arbeiteten in erster Linie für den Lokalbedarf. Die beiden größten Betriebe, die Buchdruckerei Wimmer in Linz, die 1889 an Julius Wimmer überging®®^, und die Firma Jo sef Feichtingers Erben, erhielten auch aus ande ren Provinzen, zum Teil aus Bayern, größere Lieferaufträge. Buchdruckereien 1875 1880 1885 1890 16 21 28 31 267 297 351 394 ZUSAMMENFASSUNG Betrachtet man abschließend die Entwicklung der oberösterreichischen Industrie während der gro ßen Depression, so wird eine Fortsetzung der in der Einleitung für die Gründerzeit festgestellten Tendenzen ersichtlich. Einem weiteren Nieder gang der kleingewerblichen Betriebe — Kleineisenindustrie, Leinenhausweberei und Holz warenerzeugung — stand in diesen Branchen nur eine schwach parallel dazu verlaufende Gegen bewegung der Fabriksindustrie gegenüber. Die Ursachen dieser „industriellen Regression" hat bereits K. Bachinger ausführlich analysiert®®®. Der Vorgang der „Entindustrialisierung" zeigte für weite Gebiete umfangreiche Folgen. Neben den Auswirkungen auf das Siedlungsbild war eine Parallelität in der Bevölkerungsbewegung erkennbar. Es kam nicht von ungefähr, daß ge rade diese Teile Oberösterreichs im Wachstum der Population stagnierten®®®. Obwohl ein Ab sinken der Einwohnerzahlen nicht ausschließlich durch den Niedergang der kleingewerblichen Produktion verifiziert werden kann, so bleibt 263 100 Jahre Tabakfabrik Linz 1850—1950 (Linz 1950), S. 12 f. Die Großindustrie Österreichs, Bd. 6, Wien 1898, S. 158 f. 266 Bachinger Karl, Der Niedergang der Kleineisen industrie .. ., S. 283 ff. 266 Mejzlik Heinrich, Die nördlidien Eisenwurzen..., S. 18.

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