treide, das in großen Mengen aus Ungarn im portiert werden mußte, verursachte einen sprunghaften Preisanstieg und minderte die Ab satzchancen des oberösterreichischen Mehls auf den Auslandsmärkten-®®. In Süddeutschland traten beispielsweise billiges französisches und russisches Getreide als Konkurrenten auf. Gute Ernten im Jahre 1876 führten zu besseren Ge schäftsergebnissen, so daß die verlorenen Posi tionen im Deutschen Reich zurückgewonnen werden konnten. Eine abermalige wirtschaftliche Verschlechterung nach 1879 brachte neben einem Umsatz- auch einen großen Kapitalverlust. Auf Grund dieser hartnäckigen Krise mußte im März 1881 das größte Unternehmen, die Kunstmühle der Brüder Löwenfeld & Hofmarm in Kleinmün chen, eine Arbeitseinschränkung vornehmen. Die Ursachen lagen in den schlechten Ernteergebnis sen, so daß sich die Getreidepreise abermals er höhten. Aber auch die Einführung eines Mehl zolles in Deutschland beeinträchtigte empfindlich die exportabhängige oberösterreichische Mühlen industrie. Zusätzlich wirkten die erhöhten Tarif sätze der Eisenbahnen für Getreide und Mahl produkte belastend. Tarife benachteiligten die oberösterreichischen Mühlen besonders im Export. Die Frachtkosten für 100 kg Mahlprodukte verringerten sich zum Beispiel auf der Strecke Wien—Amsterdam um 18 Prozent gegenüber der kürzeren Entfernung Linz—Amsterdam®®^. Dadurch wurde die ober österreichische Mühlenindustrie vom Handel mit vielen westeuropäischen Staaten ausgeschlossen. Im Jahre 1885 bemerkte die Handelskammer, daß infolge der Differentialtarife die oberösterreichischen Mühlen in ihrem Bestand auf das Ärgste bedroht seien^'^. Die Industriellen forderten, daß die günstigen Tarife den ungarischen Mühlenbesitzern nur für den Export als Ausgleich für den von Deutschland eingehobenen Schutz zoll gewährt werden sollten. Weiters verlangten sie die Einführung eines einheitlichen Frachttarifes für alle in ländischen Mahlprodukte. 5. Teigwaren Wie die Mühlen- war auch die Dampfteig warenfabrik der Brüder Löwenfeld & Hofmarm in Kleinmünchen vom Export nach Süddeutsch land abhängig. Die hohen deutschen Einfuhr zölle sowie die Konsumeinschränkung im Inland behinderten bis 1880 den Werdegang des Un ternehmens. Die Regelung dieser Schwierigkeiten ermöglichte eine günstige Entwicklung der Firma. Dampfteigwarenfabrik in Kleinmündien Beschäftigte Produktion in mq Wert in fl 16 1.450 14 1.500 60.000 Für den langanhaltenden Niedergang war die 6. Tabak Konkurrenz der Wiener und ungarischen Händ- Der rasche Aufschwung, den die Linzer Tabak ler beziehungsweise der transleithanischen Müh- fabrik nach ihrer Gründung genommen hatte, lenbesitzer ausschlaggebend. Die österreichischen kam nach 1873 zum Stillstand. Die rückläufige Kunstmühlen Betriebe Beschäftigte Produktion in mq Wert in fl 3 103 183.200 2,500.000 4 132 166.000 2,520.000 Eisenbahnen gewährten diesen sogenannte „Differentialtarife" auf Getreide und Mahlpro dukte, die bei größeren Entfernungen die Fracht sätze um mehr als die Hälfte reduzierten. Diese 4 169 189.006 4 164 341.000 Summarischer Bericht 1873 ..., S. 142 f. Statistischer Bericht 1876—1880 ..Bd. 2, S. 229 f. Summarischer Bericht 1876 ..., S. 38. Statistischer Bericht 1881—1885 . .., S. 595.
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