OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 3/4

5. Sonstige Textilien Unter den anderen Textilbetrieben nahm die Gummiwarenerzeugung der Firma Josef Reithoffers Söhne in Garsten und Pyrach eine her vorragende Stelle ein. Das Unternehmen besaß in Pyrach ein Fabriksgebäude und verlegte eine Filiale in die Strafanstalt Garsten. Die Erzeugung litt unter den Folgen der Krise von 1873. Der Absatz mußte sich nahezu auf das Inland be schränken, nur ein kleiner Teil der Waren konnte nach Italien verkauft werden. Besonders schlecht waren die Geschäftsverhältnisse im Jahre 1880, Ihre Fabrikate waren entscheidend für die Pro duktionsmittel herstellenden Industriezweige und erfüllten die Voraussetzungen für eine schnelle Durchführung der wissenschaftlich-technischen Revolution. Die chemische Industrie nahm in Oberösterreich zwischen 1873 und 1895 einen enormen Auf schwung. Ihre Entwicklung wurde zwar durch die Geldkrise und die ausländische Konkurrenz bis 1880 empfindlich gehemmt, doch beweist die spätere rege Gründungstätigkeit neuer Betriebe die günstige Konjunktur dieser Gruppe. Chemische Industrie 1875 1880 1885 1890 1895 Betriebe 14 15 39 25 20 Beschäftigte 317 242 443 852 935 Werte der Produktion 731.750 1,598.847 Energie in PS 92 140 431 500 869 davon Dampfkraft in PS 22 24 379 342 817 da die Produktion auf drei Wochentage einge schränkt werden mußte^®®. Durch umfangreiche Exporte nach Rumänien, Serbien, Griechenland, Italien, Holland, Deutschland und in die Türkei trat zu Beginn der achtziger Jahre eine Konjunk turbelebung ein. Aus dem Inland kamen Bestel lungen zur Innenausstattung von Eisenbahnwag gons. Nach 1885 behinderten die Zollerhöhungen die Exporte nach Rußland und Rumänien. Da durch die Veränderungen in der Einrichtung der Eisenbahnwaggons ebenfalls Aufträge ausblie ben, war das Unternehmen nur zeitweise ausgelastet^^®. BEKLEIDUNGSINDUSTRIE Die Herstellung von Bekleidung hatte in Ober österreich bis 1895 nie fabriksmäßigen Charak ter angenommen. Die Handelskammerzählung von 1885 wies zwar die beiden „Kappen- und Hütefabriken" als Bekleidungsindustrie aus, doch hatten diese nur 23 Beschäftigte und arbeiteten auf handwerklicher Basis^^°. CHEMISCHE INDUSTRIE Die chemische Industrie wurde im vorigen Jahr hundert ein volkswirtschaftlich immer wichtig werdender Bereich der industriellen Fertigung. Nach 1885 erreichte die chemische Industrie die höchsten Zuwachsraten der gewerblichen Pro duktion. Zwischen 1875 und 1895 stieg die Zahl der Beschäftigten um 195 Prozent, die PS-Lei stung der Dampfmaschinen sogar um 3614 Pro zent. Dennoch war die Bedeutung dieser durch wegs kleingewerblichen Betriebe zwischen 1880 und 1885 mit 1,3 Prozent sowie 1,7 Prozent des Produktionsanteiles Zisleithaniens gering. Die günstige Konjunktur der chemischen Indu strie nach 1885 ging auf folgende Faktoren zu rück: 1. Einführung neuer Fahrikationszweige bezie hungsweise Gründung von Fabriken Im Jahre 1884 wurde in Ebensee durch die Firma „österreichischer Verein für chemische und me tallurgische Produktion & Co." eine AmmoniakSoda-Fabrik (System Solvay) errichtet. Diese Kommanditgesellschaft war durch die Firma „Solvay & Cie" in Brüssel und dem „österreiStatistischer Bericht 1876—1880 . .., Bd. 2, S. 200. Statistischer Bericht 1881—1885 . . ., S. 580. Ebenda, S. 587.

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