OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 3/4

und italienisches Leder ein, wodurch die Inlandspreise stark herabgesetzt wurden®"®. 2. Rohstotfmangel Durch Abholzung der heimischen Wälder entstand ein Engpaß an Fichtenlohe, durch Schlägerung der Eichen wälder in Ungarn, Kroatien und Serbien ein spürbarer Mangel an Knoppern®"". 3. hohe Frachtkosten der Westbahn für Leder Im Jahre 1873 verschlechterte sich die Situation der Le derindustrie durch die indirekten Folgen schlechter Ern ten und eines trockenen Herbstes. In diesem Jahr war fast kein Geschäft zu machen®'". Die Absatzgebiete cJer oberösterreichischen Le dererzeugnisse waren Wien, Ungarn, Galizien und die Donaufürstentümer. weiterer Folge ein geringeres Rohhäuteangebot und somit hohe Rohstoffpreise^^^. Aber auch eine verfehlte Produktionsplanung machte sich immer mehr bemerkbar. Im Jahre 1879 konnte sogenannte schwarze Ware mangels an Vorrä ten einen guten Preis erzielen. Daraufhin verstärkten alle Betriebe die Produk tion von Oberleder. Es kam 1880 zu einem Preis verfall von Oberleder und zu steigenden Lager beständen. Dasselbe wiederholte sich ein Jahr später bei Lohterzen^^^. Neben diesen struk turellen Mängeln verschärfte die Zollpolitik der österreichischen Regierung die Krise der Leder industrie. Einerseits ging durch die Einhebung Lederindustrie 1868 1872 1875 1880 1885 1890 1895 Betriebe 2 4 9 9 17 7 5 Beschäftigte 70 342 229 304 253 265 Produktion in Stück 50.000 84.000 53.800 50.691 Wert in fl 593.000 1,500.000 600.000 2,000.000 Energie in PS 133 145 173 194 davon Dampfkraft in PS 65 97 106 140 174 Bis zum Jahre 1880 war ein ständiger Rück gang der Beschäftigten festzustellen, der dann in eine Stockung überging. Der Wert der Produk tion sank zwischen 1872 und 1880 auf fast ein Drittel, was auf einen raschen Preisverfall schlie ßen läßt. Während sich in anderen Industrie zweigen in den achtziger Jahren eine konjunk turelle Besserung einstellte, verharrte die Leder industrie in einer Stagnation. Trotz einer bedeu tenden Verstärkung der Dampfkraft blieb ein Produktionsaufschwung aus. Die geringen Ab satzchancen der oberösterreichischen Lederindu strie auf den heimischen Märkten wird aus ihrem Anteil an Zisleithanien sichtbar. Im Jahre 1880 stellte sie 7,3 Prozent der Betriebe, 4,6 Prozent der Beschäftigten und 3,2 Prozent des Produk tionswertes (aber elf Prozent der PS-Leistung der Dampfmaschinen). Das Umschlagen der Konjunktur nach 1873 fügte der oberösterreichischen Lederindustrie einen schweren Schaden zu. Die großen Lager der Be triebe führten zu einem Preissturz bei dauernd steigenden Rohstoffwerten. Der durch die Krise eingetretene Rückgang des Fleischkonsumes be wirkte eine Verminderung der Schlachtungen, in hoher Einfuhrzölle auf Lederfabrikate in Deutsch land Bayern als Absatzgebiet verloren, anderer seits überschwemmten ausländische Produzenten den österreichischen Markt mit billigen Produk ten, weil der Staat sich nicht entschließen konnte, die geringen Importabgaben zu erhöhen. Die oberösterreichischen Lederfabrikanten mußten dadurch 1880 bezüglich Quantität und Rentabili tät der Erzeugung einen empfindlichen Rückgang verzeichnen. Gewinne wurden in diesem Jahr kaum erzielt. Diese angespannte Lage zwang die Betriebe, den Beschäftigtenstand drastisch zu vermindern^!®. Im Jahre 1875 hatte die Firma Josef Pöschls Söhne in Rohrbach noch 135 Be schäftigte, 1880 nur mehr 70®!^. ®"" Summarischer Bericht 1872 ..., S. 113. ®"" Summarischer Bericht 1874 ..., S. 73. ®'" Summarischer Bericht 1873 ..., S. 143. ®" Statistischer Bericht 1876—1880 ..., Bd. 2, S. 173. ®'® Ebenda, S. 172. ®'" Ebenda, S. 173. ®" Ebenda, S. 175. Über die Firma Posch! vgl. Otruba Gustav - Sagosdien J. A., Gerberzünfte in Österreich. Organisation und Brauchtum eines weitverbreiteten Handwerks in sieben Jahrhunderten, Wien (1964), S. 68 ff.

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