OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 3/4

Österreichs keine Maschinenindustrie etablieren konnte, führte die Handelskammer folgende bemerkenswerte Tatsache an: Einzelne Gemeinden verbieten jegliches Ge räusch, besonders das Dröhnen der Hämmer. „Die Angst vor Motoren, besonders vor Dampfmaschinen ist nir gends größer als in Linz, und es würden hier schon man che Industrien entstanden sein, wenn der bezügliche Paragraph der Bauordnung auf mildere und angemes senere Weise angewendet worden wäre''®." Während in anderen Städten auch in den Stadtzentren Betriebe mit Dampfmaschinen eingerichtet wurden, stieß die Auf stellung einer Dampfmaschine und sogar eines Gas motors in Linz auch außerhalb der bewohnten Gebiete auf Schwierigkeiten, „so daß in den meisten Fällen die projektierte Anlage eines Unternehmens unterbleiben mußte"'". Ende des Jahres 1878 zeigten sich in dieser Branche Auftriebstendenzen, die zunächst in einer größeren Auslastung der bestehenden Be triebe ihren Niederschlag fanden^®®. Bedarf der oberösterreichischen landwirtschaft lichen Großbetriebe spiegelte sich in den Pro duktionsprogrammen der Unternehmen wider. Es wurden vor allem Dampf- und Göpeldresch maschinen sowie Pressen, Pumpen und Schneid maschinen hergestellt. Die zweite Ursache für die Zuwachsraten der Maschinenfabriken lag im Nachholbedarf an technischen Einrichtungen der oberösterreichischen Industriebetriebe. Die Be sitzer der Mühlen, Brauereien und Sägewerke mußten aus Konkurrenzgründen ihre Produk tionsstätten mit neuesten Maschinen einrichten. Auch die Verbesserung der Triebwerke — Über gang vom Wasserrad zur Turbine — die Neu einrichtung von Papierfabriken und Sensen werken, stellte für die Vielzahl kleiner Firmen eine lohnende Beschäftigung dar. Die Betriebe in Steyr profitierten von der österreichischen Maschinenfabriken 1870 1873 1875 1880 1885 1890 1895 Betriebe 1 4 6 7 13 10 10 Beschäftigte 130 200 160 463 685 513 Wert der Produktion in fl 125.000 300.000 330.000 1,100.000 Kraftantrieb in PS 120 150 158 191 davon Dampfkraft in PS 41 79 112 133 Die Impulse für den Aufschwung nach 1880 gin gen vom Industrieanlagenbau und von der Land wirtschaft aus. Der Bedarf an landwirtschaft lichen Maschinen war in Oberösterreich infolge fortschreitender Mechanisierung der Betriebe überaus groß. Die inländische Industrie ver mochte nicht den Anforderungen gerecht zu wer den, so daß eine Einfuhr im größeren Ausmaß notwendig wurde. „Durch die massenhafte inund ausländische Konkurrenz lassen sich daher nur mit Mühe bei langerstreckten Zahlungsfri sten Aufträge gewinnen und das nur bei gleich gestellten billigen Preisen der Spezialfabriken'®®." Wenn auch die Handelskammer im Jahre 1880 feststellte, daß die oberösterreichi schen Maschinenfabriken alle nur möglichen Ar beiten annehmen mußten, um bestehen zu können^®^, so sollte sich dieser Zustand in den kom menden Jahren grundlegend ändern. Fast alle Maschinenfabriken in den Zentren Wels, Erms, Urfahr, Schärding, Ried und Steyr erzeugten in erster Linie landwirtschaftliche Maschinen. Der Waffenfabrik. Als Zulief erfirmen erzeugten sie Gewehrbestandteile, Werkzeuge und Maschi nen^®®. Infolge einer wirtschaftlichen Notlage nahm die österreichische Waffenfabrik in Steyr 1882 die Produktion von elektrodynamischen Maschinen und Lampen auf. In einem Brief an seine Arbeiter schrieb Josef Werndl: „Da jedoch vorläufig Aufträge für Waffen schwer zu erhal ten sind, so habe ich mich mit dem Patentinha ber für Maschinen und Lampen zur elektrischen Beleuchtung ins Einvernehmen gesetzt, um die sen Fabrikszweig nach Steyr zu übertragen, eventuell die Erzeugung genannter Gegenstände im großen Umfang zu betreiben^®®." Dieser Ebenda. Ebenda, S. 124. Matis Herbert, Industrielles Wachstum . . ., S. 204. Statistischer Bericht 1876—1880 . .., Bd. 2, S. 123. Ebenda. Ebenda, S. 127. Brief von Josef Werndl an seine Arbeiter vom 27. No vember 1882.

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