OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 3/4

erzeugten Bauchsägen 300 nach Bayern, 400 in die Schweiz und 25 nach Rumänien. Der Rest wurde in allen Ländern der Monarchie abgesetzt^®^. 8. Die Walfenerzeugung Die Umrüstung des Heeres der Monarchie und verschiedener europäischer Staaten auf das Hin terladergewehr beschleunigte eine günstige Ent wicklung der österreichischen Waffenfabrik mit ihren Betrieben in Steyr, Oberletten, Wien und Budapest. Diese Konjunktur hielt bis 1875/76 an. Ab 1875 zeichnete sich ein Rückgang der Aufträge auf Gewehre ab. Durch die Umstellung auf die Erzeugung anderer Artikel wie Bajonette, Lanzenbestandteile, Säbel etc. konnte zunächst ein Abschwung aufgefangen werden. Im Ge schäftsjahr 1876/77 wurde mit 870.481 Gulden trotzdem der höchste Reingewinn seit Bestehen des Unternehmens erzielt. Die bedenkliche Lage zwang die Gesellschaft zum Verkauf der Fabrik in Wien. Der Betrieb in Budapest wurde an das ungarische Honvedministerium vermietet und in eine Kaserne umfunktionierti®^. In den beiden oberösterreichischen Werken mußte der Arbei terstand bedeutend reduziert werden^®®. Die jährlich von der österreichischen und ungarischen gert^®^. „Sollte sich aber die Lösung der Repe tiergewehrfrage noch längere Zeit hinausziehen, so wäre ich bemüßigt, die Zahl der Arbeiter bis auf einige hundert zu vermindern und auch den Stand der Beamten nicht unwesentlich herab zusetzen^®®", schrieb Josef Werndl im Jahre 1882 an die Belegschaft der Fabrik in Steyr. Da die Lösung des Problems unmittelbar bevor stand, blieben die Aufträge auf andere Gewehre aus. Werndl, der den Weiterbestand seines Le benswerkes, der Waffenfabrik in Steyr, bedroht sah, versuchte durch die Einführung der Erzeu gung von elektrodynamischen Maschinen und Lampen die Krise zu überbrücken^®®. Im Geschäftsjahr 1884/85 traten die größten wirtschaftlichen Verfallserscheinungen seit dem Bestehen des Unternehmens auf. Die Erzeugung sank auf 31.510 Gewehre und der Gewinn auf 45.960 Gulden. Man initiierte daher eine fünfprozentige Verzinsung des Aktienkapitals, wo für namhafte Beträge aus dem Reservefonds entnommen wurden^®^. Ein Jahr später war die Repetiergewehrfrage gelöst. Die österreichische Regierung beschloß sofort die Einführung dieser Waffe — System Mannlicher. Nun setzte ein gigantischer Aufschwung der Steyrer Fabrik Waffenfabrik Beschäftigte Produktion in Stück Energie in PS davon Dampfkraft in PS 2.400 132.259 4.500 373.279 Regierung einlangenden Bestellungen sicherten aber die Erhaltung eines gewissen Arbeiterstokkes. Mit einer Produktion von 35.052 Stück Ge wehren und einem Gewinn von lediglich 274.429 Gulden wurde im Geschäftsjahr 1879/80 erst mals ein Tiefstand erreicht. Nach einem kurzen Aufschwung 1880/81 ver schlechterten sich die Geschäftsaussichten aber mals. Die Heere der europäischen Staaten waren damals bereits größtenteils mit Hinterlader gewehren ausgerüstet. Die Entwicklung eines völlig neuen Systems, des Repetiergewehres, hatte sich trotz intensivster Forschungen verzö3.000 119.669 1.064 244 2.232 31.510 903 240 9.039 1,003.077 1.998 637 2.345(?) Statistischer Bericht 1876—1880 . . ., Bd. 2, S. 87. Summarischer Bericht 1877 . . ., S. 103. Brief von Josef Werndl aus Paris vom 19. September 1879. Abschrift im Technischen Museum in Wien, Sammlung Unternehmerbiographien. Seper Hans, 100 Jahre Steyr-Daimler-Puch-AG. Der Werdegang eines österreichischen Industrie-Unter nehmens. In: Blätter für Technikgeschichte, Bd. 26 (1964), S. 10. Brief von Josef Werndl an seine Arbeiter vom 27. No vember 1882. (Abschrift im Technischen Museum in Wien.) Seper Hans, a. a. O., S. 10 ff. Statistischer Bericht 1881—1885 ..., S. 544 f. "8 Seper Hans, a. a. O., S. 13 f.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2