"In seinem Gutachten betonte der Delegierte, R. von Bazant, daß nur die Messerindustrie die Möglichkeit besäße weiterzubestehen, während die anderen Sparten der Kleineisenindustrie wie Nägel- xmd Ahlenerzeugung zugrundegehen müßten, da ihre Produkte auf maschinelle Art billiger, besser und schneller hergestellt werden könnten. Als erste Hilfsmaßnahme schlug Bazant die Errichtung einer Schleife nach Solinger Me thode in Steinbach an der Steyr vor. Der zweite Abgesandte, Professor Hauffe, forderte den Aus bau der Fachschule für Eisen- und Stahlindustrie in Steyr und deren Einstellung auf die unmittel baren Bedürfnisse der oberösterreichischen Kleineisenindus trie^^^. Auf Grund dieser Gutachten starteten Staat, Land und Gemeinden umfangreiche Hilfsaktio nen. Zunächst wurde der Zusammenschluß aller im Industriebezirk Steyr mit der Messerfabrika tion beschäftigten Genossenschaften zu einem Genossenschaftsverband betrieben. Die Aufga ben dieser Vereinigung bestanden in der Errich tung von Spar- und Vorschußkassen, Installie rung von Rohmateriallagern, Einführung und Überwachung eines gemeinschaftlichen Maschi nenbetriebes und in der Anlegung einer Ge werbestatistik. Das Handelsministerium widmete einen Betrag von 100.000 Gulden, der zur Grün würde, „das veralterte, in technischer und hygiescher Hinsicht verwerfliche Schleifverfahren gänzlich aufzulassen^^^". Der Niedergang des oberösterreichischen Messererhandwerks war aber dennoch nicht mehr aufzuhalten, weil den Gewerbetreibenden jegliche Eigeninitiative fehlte. Die Tatsache, daß die modernst eingerich tete Steyrer Genossenschaftsschmiede nur von zwei Meistern genutzt wurde, während alle übri gen weiterhin im traditionellen Betrieb verharr ten, charakterisiert auch die fachliche Rückständigkeit'^®. 4. Die Drahterzeugung Die noch in den fünfziger und sechziger Jahren bestehenden kleinen Drahtzüge auf handwerk licher Basis mußten infolge der Konkurrenz der fabriksmäßigen Erzeugung bis zum Ausbruch der großen Depression stillgelegt werden. Nur das Hammer-, Walz- und Drahtzugwerk des Franz Huber in Josephsthal bei Schwertberg und das Hammer-, Feinstreckwalz- und Drahtwerk des Franz Werndl in Unterhimmel bei Steyr schaff ten den Übergang vom Gewerbe zum Fabriks betrieb. Der Anteil der oberösterreichischen Drahtwerke, gemessen an der Produktion der österreichischen Reichshälfte, war im Jahre 1880 mit 2,5 Prozent relativ bescheiden. Drahterzeugung (einschließlich Herstellung von Drahtstiften) 1870 1875 1880 1885 1890 1895 Betriebe 2 2 2 1 2 2 Beschäftigte 65 60 45 40 65 69 Produktion in mq 3.761 3.500 3.540 4.805 8.100 8.100 Wert in fl 122.500 88.000 91.700 Energie in PS 220 190 110 82 dung von zwei genossenschaftlichen Klingen schmieden verwendet wurde'^®. Auch der ober österreichische Landtag stellte der Messerindu strie eine namhafte Summe zur Verfügung^^®. Unter Mitwirktmg des Genossenschaftsverban des konnten bis 1889 neun Schleifen nach So linger Art eingerichtet werden. Die Neuausstat tung der Werksgenossenschaften in Kleinraming, Steinbach an der Steyr, Neuzeug und Mölln machte große Fortschritte. Es schien die An nahme berechtigt, daß es in kurzer Zeit gelingen Nach Ausbruch der großen Krise bekamen auch die beiden Drahtwerke die Folgen des Abschwunges zu spüren. Die angespannte Lage wurde hier noch durch die große Konkurrenz der rheinischen und westfälischen Unternehmer ver1" Vgl. Hack Viktor, a. a. O., 5.145 ff. 125 Ebenda, S. 151 ff. 1®' Statistischer Quinquennalbericht, S. 17. 12' Mejzlik Heinridt, Die nördlichen Eisenwurzen..., S. 38. 128 Hack Viktor, a. a. O., S. 152.
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