Steyr, Sierning und Neuzeug fügten die Schalen oder Griffe aus Horn, Holz, Bein und anderem an. Ihnen oblag auch die Verpackung der Ware. Den Vertrieb der Erzeugnisse organisierten Steyrer Messerkaufleute^^^. Rückgang der Messerer und Klingenschmiede Klingenschmiede 37 25 20 Messerer 294 221 174 Schleifer und Polierer ? 72 62 Noch stärker als hier dargestellt war der tat sächliche Niedergang dieses Handwerkes. Häu fig wurden aus steuerlichen oder sonstigen Über legungen die Gewerbe aufrechterhalten, obwohl man schon durch Jahre hindurch nichts mehr her gestellt hatte. Rückgang der ausgeübten Messerergewerhe in Steyr^^^ 1860 1875 1880 1886 Betriebe 55 43 41 17 Trotz dieser Verfallstendenzen konnte sich die Messererzeugung auf handwerklicher Basis in Oberösterreich noch bis in die siebziger Jahre relativ gut behaupten. Oherösterreichs Messerproduktion im Jahre 1575^^® Be Be schäf Produktion triebe tigte (in Stück) Messerer 189 380 6,300.000 Holztaschenmesser erzeugung 105 610 18,000.000 Klingenschmiede 37 78 3,500.000 Der aus dieser Entwicklung resultierende Pro duktionsrückgang kann mangels späterer Ver gleichszahlen nicht dargestellt werden. Von den vielfältigen Ursachen des Verfalles der österreichischen Kleineisenindustrie sei hier nur auf jene eingegangen, die unmittelbar auf das Messerergewerbe zutrafen: a) Konkurrenz durch die fahriksmäßige Erzeugung Für die gesamte Kleineisenindustrie war die Steyrer Waffenfabrik ein geschäftlicher Gegner, weil das Unter nehmen die qualifizierten Arbeitskräfte abwarb. Die Messerer traten mit den im Lande entstehenden Messer fabriken in Wettbewerb. „Zuerst wandten sich die Messerergesellen in die Fabrik, weil sie dort besseren Lohn fanden, schließlich sahen auch die Meister ein, daß sie gegen die übermächtige Konkurrenz der Fabrik nicht einmal das notdürftigste Aufkommen fanden und gingen ebenfalls in die Fabrik, weil sie dadurch der beständigen Sorge um die Arbeitsbeschaffung enthoben wuren'^"." h) Abhängigkeit vom Händler Den eigentlichen Geschäftsverkehr zwischen Handwer ker und Konsument wickelte der Kaufmann ab. Der Erzeuger „hatte nie Gelegenheit, die Usancen des kaufmännischen Verkehrs kennenzulernen, die Anbah nung und Abwicklung der Geschäfte, das Geld- und Kreditwesen" waren ihm fremd'®^. Im Laufe der Zeit gerieten die meisten Messerer in eine völlige Abhängig keit zum Verleger, der die Rohstoffbeschaffung und den Verkauf der Waren in den Händen hatte. Der Händler drückte den Preis der abgesetzten Erzeugnisse und ent lohnte den Messerer nur zur Hälfte in Bargeld. Für den Rest erhielt er Waren (Rohstoffe, Lebensmittel, Textilien usw.) zu überhöhten Preisen'^^. Eine Ausnahme in diesem Absatzsystem bildeten die Holztaschenmesser- oder sogenannten „Taschenfeiteh'-erzeuger in Trattenbach bei Ternberg. Während die Handwerker in Steinbach, Grünburg und Leonstein total den Verlegern ausgeliefert waren, erreichten die Trattenbacher durch die Bildung einer Messerergenossenschaft eine relative Unabhängigkeit. Der Versuch, eine Produktivgenossenschaft zu errichten, scheiterte bald nach der Gründung^®®. Bereits in den achtziger Jahren hatte die ober österreichische Handelskammer auf die Ursachen des Niederganges der Kleineisenindustrie hinge wiesen und Hilfsmaßnahmen vorgeschlagen. Im Auftrag des Handelsministeriums wurde Ende der achtziger Jahre eine Untersuchung über die Notlage der Steyrer Eisenindustrie durchgeführt. Statistischer Bericht 1876—1880 . .., Bd. 2, 5. 73. Statistischer Bericht 1881—1885 ..., S. 512. Vgl. Hadc Viktor, a. a. O., S. 153. Statistischer Bericht 1870—1875 . . ., S. 530 f. Mejzlik Heinrich, Die nördlichen Eisenwurzen..., S. 39. Hack Viktor, a. a. O., S. 139. Summarischer Bericht 1872 ..., S. 101. Vgl. Statisti scher Bericht 1876—1880 ..., Bd. 2, S. 69. Bachinger Karl, Der Niedergang der Kleineisenindustrie ..., S. 267 ff. Statistischer Bericht 1876—1880 .. ., Bd. 2, S. 74.
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