halbjährliche Ruhepausen einlegen mußte®®. Ein zweiter Trend brachte zwischen 1880 tmd 1890 einen raschen Rückgang der Werke bei weiter hin stagnierenden Beschäftigtenzahlen und nach 1885 einen erheblichen Aufschwung der Pro duktion. Betrachtet man aber die Periode zwischen 1870 und 1895, so wird man bei einem Rückgang der Werke um 41,2 Prozent, Stagnation der Beschäf tigten und Produktionsausweitung um 77,7 Pro zent eher von einer Konzentration der Erzeu gung beziehungsweise von Rationalisierungsmaß nahmen sprechen als von einem Verfall. Diese Entwicklung führte zur Entstehung von Groß betrieben. In Molin hatte bereits 1864 Christof Pießlinger drei nebeneinander bestehende Sen senwerke vereinigt®^. In Micheldorf besaßen zum Beispiel im Jahre 1880 Franz Zeitlinger fünf und Gottfried Zeitlinger vier Sensenhämmer. Weitere Werkskonzentrationen existierten in Steyrling und im Almtal. Die strukturellen Änderungen in der oberöster reichischen Sensenindusrtie wirkten vor allem auf die Sensenwerke des Mühl vierteis ruinös. Bis 1885 mußten alle Betriebe mit Ausnahme des Oberhammers stillgelegt werden. Im Krems-, Steyr- und Ennstal war die Verminderung der Hämmer zwischen 1885 und 1890 am größten. Die Sensengewerken im Windischgarstner Bekken setzten ihre Existenzhoffnungen in den Eisenbahnbau. Durch das Ausbleiben der Ver kehrserschließung gingen aber knapp vor 1890 die meisten Sensenhämmer zugrunde. Viele die ser aufgelassenen Betriebe wurden exekutiv feil geboten, wobei die Sparkasse Steyr häufig als Rechtsnachfolger auftrat. Die beachtliche Quote der oberösterreichischen Sensenindustrie an Zisleithanien wies sie als eine wichtige Erzeugungssparte des Landes aus. Ver glichen mit dem österreichischen Durchschnitt waren die oberösterreichischen Betriebe relativ unproduktiv. Bei einem Anteil von 34,8 Prozent der Beschäftigten erreichten sie 1880 nur 25 Pro zent der Produktion. Die Ursache lag wohl in der Vielzahl der kleinen Hämmer des Mühlvier tels, des Alm- und Mattigtales. Anteil an der österreichischen Reichshälfte (in ®/oJ 1880 1885 Betriebe 30,5 29,7 Beschäftigte 34,8 30,9 Produktion in Stück 25,0 26,2 Wert in fl 29,5 30,7 a) Probleme des Markenschutzes im In- und Ausland Die österreichische Sensenindustrie beherrschte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts den europäischen Markt. Ihre Erzeugnisse wurden nur nach den gewerb lichen Marken gekauft. Um in diese Absatzmärkte Ein gang zu finden, begannen verschiedene in- und auslän dische Firmen, die Marken führender österreichischer Sensenfabrikanten nachzuschlagen. Im Inland konnte dieser Mißbrauch gerichtlich geahndet werden. Die Kirch dorf-Micheldorfer Genossenschaft verklagte zum Beispiel den Scharnsteiner Sensenfabrikanten Marcus Holländer wegen „Nachschlagens der Marken". Im Jahre 1888 wurde Holländer wegen des Betruges sowie Zufügung schweren Schadens an anderen Sensenwerken zu fünf Jahren Kerker und Landesverweis verurteilt"''. Im Aus land konnte der Markenmißbrauch anfangs überhaupt nicht unterbunden werden. Die deutsche Sensenindustrie versah seit den fünfziger Jahren ihre Produkte, die infolge des günstigen Standortes billiger, aber qualita tiv minderwertiger waren, mit den Marken renommier ter österreichischer Firmen. Dadurch wurden die ober österreichischen Industriellen immer mehr aus ihren traditionellen Absatzgebieten verdrängt. Bis zum Jahre 1873 war fast der gesamte deutsche Markt verloren gegangen"". Trotz mehrfacher Bemühungen kam es erst im Jahre 1874 zwischen der Monarchie und dem Deut schen Reich zum Abschluß einer Markenschutzkonven tion. Die deutschen Sensenerzeuger ließen ihre nach geschlagenen Marken in Deutschland protokollieren, wo durch die oberösterreichischen Sensenindustriellen aber mals in Nachteil gerieten"'. Daraufhin wandte sich die Kirchdorf-Micheldorfer Ge nossenschaft 1876 an die oberösterreichische Handels kammer mit der Bitte um Unterstützung. Obwohl das Handels- und Außenministerium diesbezüglich inter venierten, blieb der Aktion der Erfolg versagt. Die BeiStatistischer Bericht 1881—1885 . . ., S. 527. Mejzlik Heinrich, Die nördlichen Eisenwurzen in österreiA. WirtsAaftsgeographie, Heft 8, Wien 1935, S. 45. Brachmann Gustav, Die oberösterreiAisAen Sensen schmieden im Kampfe um ihre Marken und Märkte. Schriftenreihe des Oö. Musealvereines, Bd. 1, Wien 1964, S. 31 ff. "" Summarischer BeriAt 1873 . . ., S. 122. " StatistisAer Bericht 1870—1875 . . ., S. 484. Vgl. Brach mann Gustav, a. a. O., S. 71 ff.
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