OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 3/4

äußerte sich besonders kraß in der Preispolitik®^. Deshalb errichteten einige Sensenwerke zur Dekkung des eigenen Rohstoffes Zerrenhämmer. Ne ben den Werken der Innerberger Hauptgewerk schaft zu Reichraming, Weyer und Kleinreifling bestanden 1875 noch Puddel- und Walzwerke in Unterhimmel sowie in der Haunoldmühle in Obergrünburg. Zerren- und Streckhämmer arbei teten außerdem in Unterhimmel, Obergrünburg, Frankenmarkt, Mölln, Roßleithen und Pießling. Die kleinen, bedeutungslosen, im Land zerstreut liegenden Betriebe wurden stillgelegt®^. Die Ei sen- und Stahlerzeugung des Landes hatte, ge messen an der österreichischen Reichshälfte, we nig Bedeutung. Sie umfaßte 1880 nur 0,6 Pro zent der Produktion, 1,8 Prozent der Beschäf tigten und 1,7 Prozent des Wertes. Gegenüber 1871 verminderten sich bis 1895 Beschäftigten zahl und Erzeugung um 63 Prozent. gegen eine Erhöhung der Einfuhrzölle auf Roh eisen®^. Nach der Gründung der Österreichisch-Alpinen Montangesellschaft mußten die oberösterreichi schen Eisen- und Stahlhämmer auf Grund der Konzentrationsbestrebungen dieser Firma schritt weise aufgelassen werden. Das größte Werk der Gesellschaft in Oberösterreich, das Puddel- und Walzwerk Reichraming, war in den achtziger Jahren nur mehr unzureichend ausgelastet. Es wurde 1889 stillgelegt, die Werkseinrichtung zum Teil verkauft, zum Teil nach anderen Betrie ben überstellt®®. Um den oberösterreichischen Bedarf an Eisen und Stahl decken zu können, baute die Gesellschaft den Stahlhammer in Klein reifling aus. Infolge der Stillegung des Werkes Reichraming sank der Landesanteil der Gesell schaft an den Beschäftigten von 1871 bis 1895 von 76,9 Prozent auf 53,7 Prozent und an der Hämmer für Eisen und Stahl 1871 1875 1880 1885 1890 1895 Betriebe 9 12 2* 3 3 Beschäftigte 390 336 297 253 169 145 Produktion in mq 64.000 67.984 20.096 24.352 21.376 23.855 Wert in fl 1,400.000 552.400 441.413 Energie in PS 722 574 784 479 554 davon Dampfkraft in PS 222 258 235 — 30 Hämmer 27 20 16 20 18 Walzwerke 1 4 6 1 4 * 3 Betriebe, von denen nur von zweien nähere Angaben vorliegen. Der Niedergang zeigt sich am deutlichsten bei den Betrieben der Innerberger Hauptgewerk schaft. Das Werk Reichraming hatte im Oktober 1872 die Gußstahlerzeugung aufgelassen und nach Kapfenberg verlegt. Demgegenüber wurde die Frisch- und Puddelstahlproduktion erwei tert®®. Der Puddelstahl war aber für die Klein eisenindustrie qualitativ nur beschränkt verwen dungsfähig. Deshalb wechselte die oberösterrei chische Sensenindustrie zum Beispiel auf Fluß stahl über. Der hohe Preis der Erzeugnisse der Innerberger Hauptgewerkschaft veranlaßte viele Betriebe, aus Deutschland bessere und billigere Rohstoffe einzuführen. Infolgedessen wandte sich die oberösterreichische Handelskammer 1880 Produktion von 70,3 Prozent auf 29,3 Prozent. Im Jahre 1895 bestanden nur mehr das Hammer werk Kleinreifling, das Walzwerk Haunoldmühle zu Obergrünburg und das Walz- und Hammer werk in Unterhimmel. Summarischer Bericht 1872 ..., S. 97 f. Statistischer Bericht 1870—1875 ..., S. 482 f. Beiträge zur Statistik der österreichischen Industrie. In: Nachrichten über Industrie, Handel und Ver kehr ..., Bd. 3, S. 19. Mejzlik Heinrich, a. a. O., S. 180. Schuster Wilhelm, Die Erzbergbaue und Hütten der österreichisch-Alpinen Montangesellschaft. In: Die Österreichisch-Alpine Montangesellschaft 1881—1931, 2. Teil, Wien 1931, S. 247. Österreichisch-Alpine Mon tangesellschaft, Geschäfts- und Betriebsbericht für das Geschäftsjahr 1889, Wien 1890, S. 21.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2