OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 3/4

dinger Granit Aktiengesellschaft etwa 400 Ar beiter®®. Den Hauptabsatz stellten die Mauthausener Pflastersteine, die in Wien wegen ihrer vorzüglichen Qualität sehr gesucht waren®®. Der Rückgang in der Bautätigkeit nach dem Wie ner Börsenkrach wirkte sich für die Steinindu strie negativ aus. Die Nachfrage nach Pflaster steinen war in Wien noch vorläufig gut, doch mußten neue Kunden geworben werden. Die Schärdinger Granit Aktiengesellschaft fand zu nächst in Deutschland (München) neue Absatz märkte. Die hohen Frachtsätze, die die West bahn 1874 einführte, stellten jedoch die Beför derung über größere Entfernung in Frage und veranlaßten die Gesellschaften, auf den Trans port auf der Donau auszuweichen. Die im Stil „kapitalistischer Großmannssucht" geführten Betriebe ließen die Gesellschaften schwer verschulden^®. Die Schärdinger Granit Umfangreiche Rationalisierungsmaßnahmen wie eine Konzentration der Erzeugung wurden not wendig, weiter entfernte und ungünstig gelegene Steinbrüche abgestoßen, rentable Werke, zum Beispiel Neuhaus, ausgebaut. Eine der wichtig sten Investitionen stellte die Modernisierung der Verkehrsverbindungen zu den Verladestellen an der Donau durch den Bau von Schmalspur- und Schleppbahnen dar. Daneben mußten die ma schinellen Einrichtungen erneuert und der Schiffspark erweitert werden, um von der Do nau-Dampfschiffahrtsgesellschaft unabhängig zu sein^®. Nach 1880 ging durch die allgemeine Schutzzollpolitik der ausländische Markt zwar immer mehr verloren, doch brachte das Wieder aufleben der Bautätigkeit einen Aufschwung. Die Impulse gingen vor allem von Wien aus, das durch die Schaffung von „Großwien", den Aus bau der Wasserwege und Eisenbalmlinien ge nügend Aufträge bot. Steinindustrie 1872 1875 1880 1885 1890 1895 Betriebe 6 6 7 9 Beschäftigte 1.839 1270 1423 1778 2138 2322 Wert in fl 829.008 ca. 1,1 Mill. 1,13-1,15 Mill. Energie in PS 96 168 davon Dampfkraft in PS 10 16 8 Aktiengesellschaft setzte 1875 ihre letzten Hoff nungen in einen Vertragsabschluß zur Lieferung von 390.000 Pflastersteinen nach Berlin, um die Arbeiter über den Winter zu beschäftigen. Die Geschäftserfolge der beiden Firmen waren schlecht, weil die erzielten Preise kaum die Pro duktionskosten deckten^^. Durch die unwirt schaftliche Betriebsführung kam es 1876 zur Auflösung der Aktiengesellschaft für Straßenund Brückenbauten. Die Steinbrüche gingen an den von einer längeren Studienreise durch die großen europäischen und amerikanischen Gra nitwerke zurückgekehrten Anton Poschacher über. Ein Jahr später liquidierte die Schärdinger Granit Aktiengesellschaft. Ihre Betriebe über nahm die Firma Karl von Normann, später die Bayrische Granit Aktiengesellschaft. Anton Po schacher, der damit zum Alleinbesitzer des „weit aus größten Granitwerkes der alten Monarchie" wurde^®, mußte zunächst den Betrieb sanieren. Zu den beiden großen Gesellschaften kamen in den achtziger Jahren viele kleinere und mittlere Betriebe hinzu. Die Bedeutung der oberösterrei chischen Granitindustrie geht aus ihrem Anteil mit etwa 47 Prozent des Produktionswertes Zisleithaniens im Jahre 1880 hervor. Anteile an Zisleithanien (in ®/o) 1880 1885 Betriebe 19,3 9,6 Beschäftigte 42,4 36,7 Wert ca. 47,0 28,1 Dampfmaschinen in PS 5,9 Summarischer Bericht 1872 .. ., S. 130. Summarischer Bericht 1874 ..., S. 82. 100 Jahre Granitwerke Anton Posdiadier, Linz 1939, S. 12. " Statistischer Bericht 1870—1875 . .., S. 510. 100 Jahre Granitwerke Poschacher, S. 12. " Ebenda, S. 13.

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