Letztlich zeigte auch die mangelhafte Verkehrserschlie ßung Auswirkungen auf den Kohlenbergbau. Erst der Bau der Salzkammergutbahn sicherte der oberösterrei chischen Braunkohle den Absatz bei den Salinen in Ischl und Hallstatt. Der verlangte Ausbau der Strecke Attnang—Steyr, der die Kohlenbeldeferung der verschie denen eisenverarbeitenden Betriebe garantieren sollte, unterblieb zunächst. Eine weitere Forderung der Kohlengesellsdiaft betraf den Bau der Linie von Thomasroith nadr dem Innviertel und weiter nach Bayern — bessere Erschließung des bairischen Marktes'®. Infolge dieser aufgezeigten Tendenzen konnte der oberöster reichische Braunkohlenbergbau für eine rasche Industria lisierung des Landes keine günstigen Voraussetzungen schaffen. d) Salzbergbau Die Salzgewinnung hatte nur beschränkt Einfluß auf die Industrialisierung Oberösterreichs. Der Aufbau einer chemischen Industrie fußte einer seits auf dem Vorhandensein von Kohlenlager stätten, andererseits auf einer ausreichenden Salzgewinnung. Die Impulse, die von der che mischen Industrie ausgingen, wurden erst zu Ende der großen Depression spürbar, als der chemischen Industrie im Industrialisierungspro zeß eine Art „leading sector" zukam®^. Die oberösterreichischen Salinen zeigen, vergli chen mit der österreichischen Reichshälfte, in ihren Entwicklungstendenzen ein äußerst günsti ges Ergebnis. Mit einem jährlichen Produktions zuwachs von 1,7 Prozent, einer Wertvermehrung von 1,3 Prozent sowie einem Beschäftigtenrück gang von 0,02 Prozent hatten sie bessere Werte als Zisleithanien. Jährliche Zuwachsrate der Salzerzeugung 1873-1895 (in "/o) OberÖsterreich österr. Reichshälfte ...... Zisleithanien ■ OberÖsferrelcb Produktion 1,7 0,4 Wert der Produktion 1,3 0,4 Beschäftige — 0,02 —0,7 Die Zahlen lassen eine steigende Produktion bei sinkenden Preisen und einer stagnierenden be ziehungsweise leicht rückläufigen Beschäftigten zahl erkennen. Dies ist die Folge günstiger be triebswirtschaftlicher Organisation (Abb. 4). Die hier wiedergegebene Entwicklung des Be schäftigtenstandes entsprach nicht ganz dem völ ligen Verlauf, da bis 1894 der Rückgang der Abb. 4: Salzproduktion (1873 — 100) Arbeiterzahlen in Oberösterreich größer war als in Zisleithanien. Diese genannten Faktoren machten Oberöster reich zu einem der führenden Salzproduzenten der im Reichsrat vertretenen Königsreiche und Länder. Zwischen 1873 und 1895 vermochte es seinen Anteil an der Produktion von 19,5 Pro zent auf 25,7 Prozent, hinsichtlich des Wertes von 24,5 Prozent auf 29,8 Prozent und der Be schäftigten von 12,8 Prozent auf 14,8 Prozent zu steigern. Was begünstigte die Aufwärtsentwicklung der oberösterreichischen Salinen? Ein Grund war die gute Investitionspolitik der Unternehmen; alle drei Werke — Hallstatt, Ebensee und Bad Ischl — wurden in diesen 22 Jahren um- und ausgebaut. Eine Vergrößerung und Veränderung der Sud pfannen ermöghchte mit einer geringeren Be schäftigtenzahl einen größeren Produktionsaus stoß. Infolge Mangels an Zulieferfirmen errich tete man Zweigwerke, die die verschiedenen Be darfsgegenstände herstellten. Zum Beispiel er baute die Saline in Bad Ischl eine Zementröhren fabrik, um die bislang teuer bezogenen hölzer nen durch billigere Zementröhren zu ersetzen®®. Aber auch eine Änderung in der BrennstoffverVgl. Summarischer Bericht 1874 . . ., S. 36. Matis Herbert, Österreichs Wirtschaft 1848—1913, S. 420. Statistischer Bericht 1876—1880 . . ., Bd. 1, S. 215.
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