OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 3/4

Eine weitere staatliche Hilfsmaßnahme betraf die Kleineisenindustrie. Nach eingehenden Studien über die wirtschaftliche und technische Lage der Betriebe beschloß das Handelsministerium, un terstützt von der oberösterreichischen Landes regierung, umfangreiche Hilfsmaßnahmen®^. Die Aktion bezweckte eine Verbreitung des Genos senschaftswesens und eine Verbesserung der technischen Einrichtungen. Die Gewährung von Krediten und die Sanierung der Kleineisenindu strie betrafen fast ausschließlich das Klein gewerbe. Man wollte das Handwerk technisch und wirtschaftlich stärken, um die Konkurrenz der Großindustrie zu mindern. Eine Überleitung des kleinen Handwerks- in den Fabriksbetrieb wurde nicht angestrebt. In ihren Berichten wies die oberösterreichische Handelskammer immer wieder darauf hin, daß das Land zur Verbesserung der Infrastruktur dringend der Hilfe des Staates bedürfe. Die Summe der vom Land bezahlten Steuern und Abgaben hatte ein so hohes Ausmaß erreicht, daß nach Abzug des Anteils an der Verwaltung des Reiches beziehungsweise des Landes noch ein beträchtlicher Überschuß blieb. Dieser Geld betrag kam nicht Oberösterreich, sondern ande ren Ländern der Monarchie zugute®®. „Im Hin blick auf diese Tatsache aber glaubt auch gewiß Oberösterreich gerechten Anspruch auf die ünterstützung des Staates in solchen Angelegen heiten zu haben, welche in den Bereich dessel ben gehören®^." Im einzelnen wurden genannt: Förderung des ünterrichts durch Errichtung von Fach-, Staatsgewerbe- und Handelsmittelschulen. Auch die Forderungen nach der Gründung einer Hochschule oder Universität, einem Ausbau des Eisenbahnnetzes und einer Regulierung der wich tigsten Flüsse — vor allem von Traun und Inn, weil die an diesen gelegenen Fabriken oft unter den Überschwemmungen litten — wurden häufig erhoben®®. BERGBAU Die Entwicklung des Bergbaues stellt für die Industrialisierung eines Landes eine bedeutende Basis dar. Eine günstige Faktorausstattung von Kohle und anderen Mineralien, die für die Indus.trialisierung notwendig sind, zählt zu den wachstumsfördernden Merkmalen der Wirt schaft®®. Von den in Oberösterreich geförderten Mineralien hatten aber nur Braunkohle und Salz Bedeutung. Es gab daneben noch kurzfristige Ansätze zum Abbau von Eisen- und Mangan erzen. a) Eisenerzbergbau Von den diversen Bemühungen, den Eisenerz bergbau Oberösterreichs zu reaktivieren, ver dienen die Versuche der Innerberger Haupt gewerkschaft am Blahberger Hochkogel und am Prefingkogel bei Weyer besondere Erwähnung. Hier werden nämlich die Bestrebungen der Ge sellschaft erkennbar, die Eisenwerke mit nahe gelegenen Erzen zu versorgen. Tatsächlich för derte man Erz nur in Wendbach bei Ternberg. Der dort bestehende Hochofen war zwar schon lange außer Betrieb, doch konnte die Steg- und Wendbacher Eisengewerkschaft 1873 noch zirka 125 mq Eisenerze abbauen. Der Betrieb wurde 1875 endgültig eingestellt®^. b) Manganbergbau Auf Grund der geographischen Verhältnisse des Abbauortes waren die Braunstein- und Mangan funde auf der Glöcklalpe nicht zufriedenstellend. Der Erzpreis übertraf ob der hohen Förderungs kosten bei weitem die Durchschnittswerte der Monarchie. Durch die völlige Abhängigkeit des Abbaues von einer gesteigerten Nachfrage trat parallel zum wirtschaftlichen Abschwung nach 1873 auch ein Produktionsrückgang ein. Der Be trieb mußte 1885 endgültig stillgelegt werden. Manganbergbau in Oberösterreich Produktion Beschäf in mq Wert in fl tigte 1873 336 345 3 1879 931 2816 10 1884 40 160 3 Hack Viktor, Die oberösterreichische Messerindustrie. Vom Handwerk zur Industrie. Diss. Innsbruck 1957, S. 151 ff. Summarischer Bericht 1879 .. ., S. XI f. Summarischer Bericht 1876 ..., S. 23. Summarischer Bericht 1879 . . ., S. XII. " Hartwell R. M., a. a. O., S. 38. " Freh Wilhelm, Der Eisenbergbau im Lande ob der Enns. In: Beiträge zur Geschichte des Eisenwesens in Ober österreich. Bd. 1, Linz 1949, S. 12 ff.

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