OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 3/4

delsstand des Landes erhalten wurden. Die bei den Lehranstalten konnten bei der Beschränkt heit ihrer finanziellen Mittel keine ausreichende Ausbildung des Nachwuchses für die Kaufmann schaft ermöglichen^^. Die Handelskammer for derte deshalb seit Beginn der siebziger Jahre die Errichtung einer staatlichen Handelslehranstalt, die zumindest den Rang einer Mittelschule ha ben sollte. Nach der Gründung einer staatlichen Handelsakademie in Linz im Jahre 1882 nahm die Zahl der Handelsschüler einen raschen An stieg. Oberösterreich verzeichnete nach 1891 Stagnationstendenzen, Zisleithanien hingegen seit 1889 eine ständige Zunahme. Jährliche Zuwachsrate der Real-, Handels und Gewerheschüler 1873—1895 (in "/oj österreichische Oberösterreich Reichshälfte Realschüler Handelsschüler Gewerheschüler Oberösterreich -1,66 6,98 8,89 Die günstige Entwicklung der oberösterreichi schen Handelslehranstalten zeigt sich in einer Erhöhung des Anteiles an den Handelsschüler zahlen Zisleithaniens, von 1,47 Prozent im Jahre 1873 auf 2,24 Prozent bis 1895. Schüleranteil an der österreichischen Reichshälfte (in %) 1873 1895 Realschüler 2,49 1,56 Handelsschüler 1,47 2,24 Gewerbeschüler 3,08 1,44 c) gewerbliche Schulen Die Feststellung der Handelskammer, „für den gewerblichen Unterricht ist in Oberösterreich bis her leider nur wenig geschehen^®", war nur be schränkt gültig. Mit 3,08 Prozent der Gewerhe schüler Zisleithaniens wurde 1873 etwa der Stand des Bevölkerungsanteiles erreicht, doch konnten die vorhandenen Ausbildungsstätten den qualitativen Forderungen nur wenig entspre chen. Das Land bedurfte damals dringendst nach stehender Fortbildungsschulen: 1. einer Fachschule für Eisen- und Stahlindustrie mit dem Standort Steyr 2. einer Fachschule für Weberei mit dem Standort Rohrbach, Haslach oder Helfenberg 3. einer Fachschule für das Baugewerbe mit dem Standort Linz. Diese Lehranstalten sollten den teilweise not leidenden Industriezweigen richtungsweisende Impulse geben. Spätere Wünsche betrafen die Errichtung einer Schnitzereischule für Spielwa ren, Haus-, Feld- und Küchengeräte für die als Hausindustrie betriebene Holzschnitzerei der Viechtauer Gegend sowie die Gründung einer Staatsgewerbemittelschule in Linz. Die meisten Gewerbetreibenden Oberösterreichs hatten nach der Volksschule keine weitere Aus bildung erfahren und verfügten daher nur über mangelhafte Kenntnisse, die sie sich selbst er warben. Neben einer Allgemeinbildung war die fachliche Befähigung zum Betrieb der Gewerbe gerade in der zweiten Hälfte des vorigen Jahr hunderts notwendig geworden^*. Die Fachschule für Eisenindustrie in Steyr besaß für den Fortgang und den Entwicklungsgang der Kleineisenindustrie eine gewisse Bedeutung. An läßlich der Gründung der Lehranstalt äußerte die Handelskammer den Wunsch, daß es ihr gelin gen möge, „allmählich den althergebrachten, den Bedürfnissen der Neuzeit längst nicht mehr ent sprechenden Handwerksbetrieb zu beseitigen, die Erfahrungen der Technik auf diesem Gebiet der Industrie immer mehr und mehr bei den klei nen Produzenten einzubürgern, den Geschmack zu bilden und ihnen die wichtigen Kenntnisse der merkantilen Fächer zu verschaffen^®". Im Jahre 1887 wurde die Schule durch eine Ver suchsanstalt für Eisen- und Stahlgewerbe erwei tert. Dennoch ließ die Frequenz der Schule zu wünschen übrig. Vor allem in den Sommermona ten war die Besucherzahl geringer, so daß häu fig am Ende des Schuljahres nicht einmal die Hälfte der Teilnehmer übrigblieb. Die Ursachen für diese Entwicklung wurden in der Wanderlust der Gesellen, in den Arbeiterentlassungen in der Waffenfabrik infolge der Wirtschaftskrise sowie in der Militärpflicht gesehen. Nur weiüge Be triebe hielten ihre Lehrjungen an, den UnterSummarischer Bericht 1878 ..., S. 157. Summarischer Bericht 1871 .. ., S. 17. Statistischer Bericht 1870—1875 ..., S. 726. Ebenda, S. 731.

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