ein rascher Aufschwung der Aktiengesellschaften Oberösterreichs ein. Im Jahre 1895 existierten elf Unternehmen mit 5405.000 Gulden Kapital. Dennoch kann man feststellen, daß der Typ der Aktiengesellschaft in Oberösterreich wenig ver breitet war®^. Die großen Gesellschaften wie die Steyrmühl Papierfabriks- und Verlagsgesell schaft, die österreichische Waffenfabriksgesell schaft und die Kleinmünchner Baumwollspinne reien und mechanische Weberei hatten ihren Stammsitz außerhalb des Landes. Die kleingewerbliche Struktur der oberösterrei chischen Wirtschaft verlangte nach Institutionen, die dem kleinen Unternehmer die Möglichkeit boten, sich billiges Betriebskapital zu verschaffen. Diese Aufgabe erfüllten die nach 1873 entstan denen gewerblichen Vorschuß- und Kreditver eine®®. Die oberösterreichischen Kreditorganisa tionen waren zwar hinsichtlich ihrer Wertigkeit äußerst vielfältig, doch den Bedürfnissen der Industrie nur beschränkt angepaßt. SCHULBILDUNG Im Verlaufe des Industrialisierungsprozesses ge wann die Schulbildung immer mehr an Bedeu tung. Die im Entstehen begriffene Industrie ver langte einerseits ein qualifiziertes Arbeiterpoten tial, andererseits ausgebildete Führungskräfte, einschließlich technologisch und kaufmännisch versierter Unternehmer. Die Ausbildung der Ar beitskräfte mußte vor allem in einer wissen schaftlich orientierten Technologie erfolgen. „Außerdem kaim die ,Produktion' dieser Gruppe nur Teil eines umfassenden allgemeinen Bildungs- und Ausbildungssystems sein, das die Auswahl derer ermöglicht, die sich am besten für die schwierigen Aufgaben der modernen Tech nologie eignen®®." Die Investitionen eines Un ternehmens betrafen daher nicht nur das Sach kapital, sondern auch Menschen durch Beiträge in Erziehung und Ausbildung. Inwieweit man bereits im vorigen Jahrhundert die Wertigkeit der Schulausbildung für den Aufschwung der Industrie erkannte, zeigte die Beteiligung des österreichischen Unterrichtsministeriums in Form einer Kollektivausstellung an der Weltausstel lung 1873 in WieM®. Zur besseren Meßbarkeit der obigen Forderungen wurde eine Beschränkung auf Real-, Handels- und Gewerbe schulen (inclusive gewerbliche Fortbildungsschulen) vor genommen, weil diese Schultypen als Vermittler des technischen imd kaufmännischen Wissens angesehen wer den können. a) Realschulen Nach Einführimg neuer Lehrpläne im Jahre 1870 nahmen die Realschulen in Österreich bis 1876 einen steten Aufschwungs^. Dann trat infolge der Wirtschaftskrise ein rascher Verfall ein, der bis 1883 anhielt. In Oberösterreich machten sich seit 1874 in den beiden Realschulen in Linz und Steyr Abschwungstendenzen bemerkbar, die be deutend stärker gegenüber der österreichischen Reichshälfte ausgeprägt waren. Während im österreichischen Durchschnitt seit 1883 die Schü lerzahlen fast kontinuierlich anstiegen, stagnier ten sie in Oberösterreich ab 1887. Mit 367 Schü lern im Jahre 1895 blieb man bedeutend hinter 1873 (527 Schüler) zurück, was einem jährlichen Verlust von 1,66 Prozent gleichkam. Demgegen über verzeichnete Zisleithanien einen jährlichen Zuwachs von 0,49 Prozent (Abb. 1). Zisleithanien Oberösterreich Abb. 1: Realschüler (1873 = 100) b) Handelslehranstalten In Oberösterreich bestanden anfangs nur zwei Handelsschulen, in Linz und Steyr, die vom Han- " Ebenda. Summarischer Bericht 1878 ..., S. 133. " Kuznets Simon, a. a. O., S. 23. Egger Alois, Industrie und Schule in Österreich. Eine kulturpolitische Studie. Volksbildung und Schulwesen, Bd. 1, Wien 1874, S. 5. " österreichische Statistik, Bd. 3/2, Wien 1884, S. XVI.
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