OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 3/4

troffen. Nur unter Aufbietung aller Kräfte konnte ein totaler Zusammenbruch verhindert werden, da auf Grund des tatsächlichen Verlustes von 817.932 Gulden die Bank hätte liquidiert werden müssen^^. Diverse Maßnahmen wie Bildung eines Garantiefonds von den Mitgliedern des Verwaltungsrates, Auflösung der Filialen, Einzahlung des gesamten Aktienkapitales bei gleichzeitiger Herabsetzung desselben auf die Hälfte und verschiedene Einsparungen ergaben einen bilanzierten Verlust von 461.000 Gulden. Die großen Geschäfte der Oberbank wurden auch weiterhin nicht auf industriellem Gebiet ge macht. Vielmehr übernahm man 1886 die Lan desanleihe zur Rückzahlung der oberösterreichi schen Grundentlastungsschuld und 1891 die Un terbringung der ersten Emmission der Oberöster reichischen Landeshypothekenanstalt®^. Durdi die Kontakte zu den Kirchdorf-Micheldorfer Sen sengewerken betrieb die Bank den Ausbau der Kremstalbahn®®. Bis 1895 war die Oberbank das dominierende Geldinstitut Oberösterreichs. Da neben bestanden noch die Filiale der österreichisch-Ungarischen-Bank in Linz mit einer Banknebenfiliale in Ried (gegr. 1880), die Oberöster reichische Landeshypothekenanstalt (gegr. 1891), der Oberösterreichische Volkskredit und die Fi liale der Wiener Allgemeinen Depositenbank in Steyr. Die geringe Bedeutung der oberösterreichischen Aktienbanken als Geldgeber für die Industrie geht aus einem Vergleich des eingezahlten Ak tienkapitals mit Zisleithanien hervor. Ein Jahr nach dem großen Börsenkrach betrug der Anteil der oberösterreichischen Institute nur 0,13 Pro zent rmd wuchs bis 1895 geringfügig auf 0,2 Pro zent. Die große Bankenkrise von 1873 führte zu einem Vertrauensschwund der Bevölkerung gegenüber den Banken. Die beherrschende Stellung in der Kreditorganisation nahmen nun die Sparkassen ein, die von den Folgen des Abschwunges unbe rührt blieben. Auf Grund der mangelnden Entwicklung des Bankenwesens in Oberösterreich hatten die Spar kassen bereits vor 1873 wichtige Agenden des Wirtschaftslebens übernommen. Die Sparlei stung pro Kopf der Bevölkerung Oberösterreichs lag 1875 mit 47 Gulden hinter Niederösterreich und der Steiermark an dritter Stelle in der Mon archie®®. Auch wenn die oberösterreichische Handelskammer 1876 bemerkte: „allerdings re präsentiert diese große Summe (gemeint sind die Spareinlagen) nicht durchwegs die Erspar nisse der Bevölkerung Oberösterreichs, sondern befinden sich hierunter wohl auch nicht unbe deutende Summen, welche infolge des allgemei nen Mißtrauens gegenüber dem Effektenmarkte sowie gegenüber der Industrie vorläufig ihre Fruktifizierung in den Sparkassen suchen®®", blieb dennoch die führende Position dieses Kron landes unbestritten. Der Anteil der Einlagen Oberösterreichs stieg von 1873 bis 1895 von 7,22 Prozent auf 8,1 Prozent, obwohl die Zahl der Sparkassen in der österreichischen Reichs hälfte rascher wuchs. Jährliches Wachstum der Sparkassen 1873-1895 (in »/o) Oberösterreich österreidiisdie Reichshälfte Parteien 3,53 4,02 Einlagen 6,12 5,59 Die Mittelpunkte der Sparkassenorganisation mit der Mobilisierung größerer Kapitalien für den Handels- und Gewerbestand deckten sich mit den Geschäftszentren des Landes, nämlich Linz, Wels und Steyr®®. Die Sparkasse in Steyr trat häufig als Geldgeber der oberösterreichischen Kleineisenindustrie auf. Die Krise des Jahres 1873 hatte auch die übrigen Aktiengesellschaften getroffen. Von den acht Aktiengesellschaften des Jahres 1873 blieben bis 1882 nur mehr fünf. Vom ursprünglichen Kapi tal von 4,245.400 Gulden ging über 50 Prozent verloren. Unter den liquidierten Instituten be fanden sich die Schärdinger Granit Aktiengesell schaft und die Aktienvereine der Kasinos in Bad Ischl und Gmunden. Nach einer Stagnation bis zu Beginn der neunziger Jahre trat nach 1892 " PrösM Siegfried, a. a. O., S. 71 f. Ebenda, S. 88 ff. " Ebenda, S. 50. Statistischer Bericht 1870—1875 ..., S. XVI. Summarischer Bericht 1876 ..., S. 21. " Hoffmann Alfred, a. a. O., S. 15.

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