OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 3/4

wärtigen Kirchenraum sich unmittelbar davor aufbauten, hatte auf die Höhe des Mietschillings keinen Einfluß. Der Platzinhaber mußte selbst für das Schildchen sorgen. Offenbar gab es dazu von Seiten der Pfarrkirche keine Richtlinien, denn zu groß ist die Vielfältigkeit in der Form, dem Dekor, der Textierung und wie schon erwähnt auch im Material. Die meisten Schilder sind vier eckig oder oval und mit 4 Rxmdkopfnägeln befe stigt. Nur vereiirzelt gibt es eigenwilligere For men wie z. B. in einer Doppelbank dicht am Sa kramentsaltar, wo zwei Phantasie-Wappenvögel ein kreisrundes Schild umrahmen (Abb. 6). Ein einziges Mal fällt auch die Herzform auf (Abb. 4). Mindestens ein Dutzend Taferl aus den Jahren 1801 bis 1820 verraten durch ganz gleich gezeich nete Initialen und Jahreszahlen, sowie nur ge ringfügig variierte Einrahmung, eine ihnen allen gemeinsame Hand. Ein weiteres gutes Dutzend aus den Jahren 1839 bis 1858 weist ebenfalls sehr einheitliche Buchstabentypen und gleiches Dekor auf. Aber selbst innerhalb dieser Serien sind die Variationen gegeben und besonders reizvoll dann, wenn den Initialen oder ausge schriebenen Namen Zeichnungen beigefügt sind, die sich immer als Symbole für den Berufsstand verstehen. Gekreuzte Heugabel und Rechen für die Almerin (Abb. 14), Hobel, Winkeleisen und Zirkel für den Zimmermann (Abb. 6), Tanne und Sappl für den Holzknecht (Abb. 3), das Brezl natürlich für den Bäcker (Abb. 20), drei ineinander verschlungene Fische (Abb. 13), ein Mühlrad, eine Langsäge, ein Stiefel (Abb. 9) ... Familien- und Ortschaftsnamen sind häufig falsch oder in mundartlicher Lautsprache ge schrieben: Abspasbachner, Aberspaner = Appesbacher, Ruesbacher = Rußbacher, Gramer = Grabner, Gram, Grabm = Graben. Frauen erhalten zum Familiennamen den in-Anhang: Theresia Lienortnerin, Wolfgang Walner und Arma Walnerin. Hausnamen kommen nicht vor. Das Alter der Taferl ist an das Alter der Bank reihen gebimden und nimmt dementsprechend vom hinteren zum vorderen Kirchenraum ab. Offenbar sind beim Austausch der Bänke zwi schen Kommuniongitter und Sakristei die Schil der verlorengegangen und durch neue ersetzt worden. Bei diesen neuen Taferln dominiert der Druckbuchstabe, wurde die Zeichnung nicht mehr dem geschickten Dilletanten überlassen und mit einer sachlichen, nüchternen Form dem Zug der Zeit Rechnung getragen. Schildermacher in Bad Ischl und Salzburg werden bestimmt auch immer gleich zwei Schilder in Auftrag bekommen ha ben: eines für die Haustüre und dasselbe noch einmal für den Kirchenstuhl. Von „Kleinkunst" zu sprechen oder gar von Kost barkeiten, das wäre übertrieben. Die Schil der sind aber immerhin doch mehr als nur ein Kuriosum. Sie stellen nämlich zu den hohen Kunstwerken der Meister Pacher, Schwanthaler und Guggenbichler den eigentlichen Kontrapunkt dar, indem sie auch in der leeren Kirche verdeut lichen können, daß die Strahlkraft der Bilder und Bildnisse zuerst und vor allem auf den betenden Gläubigen in der Kirchenbank gerichtet ist. Aus seiner Sicht, einer durchaus alltäglichen und menschlichen, erhalten die Figuren und Male reien ihre eigentliche Bedeutung, die allein das Genie ihrer Meister bewegte.

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