OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 3/4

Die Frage, warum Wolfgang gerade in Pupping starb, scheint spitzfindig zu sein. Man könnte sa gen: Er ist eben nicht weiter gekommen und wollte, was damals durchaus üblich war®, in einer Kirche sterben. Damit ist aber sicher nicht alles gesagt. Es ist doch recht auffällig, daß die „Vita" jene Erzählung über die Otmar-Vision 22 Jahre vor dem Sterben des Bischofs enthält. Der Visionsbericht stellt ohne Zweifel den Versuch dar, die wunderbare Fügung zu erklären, daß das Leben Wolfgangs, der St. Otmar stets hoch ver ehrt hatte, gerade in einem diesem Heiligen ge weihten Gotteshaus endete. Wir kommen der Beantwortung unserer Frage näher, wenn wir die Herkunft des Patroziniums zu klären versuchen. Lamprecht und Mehler haben recht unbeküm mert die Vermutung ausgesprochen, daß einge wanderte Schweizer die Otmarverehrung hierher gebracht hätten^. Dafür aber haben wir nicht die geringsten Anhaltspunkte. Ich habe daher in an derem Zusammenhang darauf hingewiesen, daß viel eher Beziehungen zu Regensburg in Frage kommen, zumal in unmittelbarer Nähe (Hartkir chen) Besitz der Abtei „inferioris monasterii", die man mit Niedermünster identifizieren könnte, nachweisbar ist®. In diesem Falle aber kann der Heilige um die Existenz des Otmarkirchleins ge wußt haben. Es ist ja auffallend, daß Wolfgang nach den ältesten Berichten nicht nach einer Kir che bzw. deren Patrozinium zu fragen braucht, sondern sofort Befehl erteilt, ihn ins Gotteshaus zu bringen („iussit ut in oratorium sancti Otmari, quod ibi situm erat, portaretur et ante altare eius deponeretur"). Es ist nicht unwahr scheinlich, daß der Heilige während seines Ober österreichaufenthaltes auch Pupping kennenge lernt hat, war er doch ganz allgemein am Regens burger Besitz sehr interessiert. Ja es wäre nicht unmöglich, daß der greise Bischof von vornher ein einen Besuch Puppings eingeplant hatte, daß er in seinen alten Tagen noch einmal diese Kult stätte eines seiner Lieblingsheiligen sehen wollte. Der Wunsch Wolfgangs, vor seinem Tode noch einmal nach (dem zu Regensburg gehörigen?) Pupping zu kommen, köimte auch die (spätere) Visionslegende inspiriert haben. Es wäre sogar denkbar, daß Kirche und Patrozinium Wolfgang selbst zum Urheber haben, läßt sich doch sein Einfluß auch bei der Entstehung und Dedizierung der Gotteshäuser von Oberwang, St. Wolfgang und Wieselburg wahrscheinlich machen bzw. nachweisen®. Während man den Leichnam des Heiligen zu Schiff nach Regensburg brachte, wurden Herz und Eingeweide an der Stelle beigesetzt, an der Wolfgang seinen Geist aufgegeben hatte^". Der Leichnam langte am siebten Tag nach dem Ster ben in der Bischofsstadt ein^^. In St. Peter wurde das Totengedächtnis begangen, in St. Stephan erfolgte die feierliche Aufbahrung und schließlich in der Klosterkirche St. Emmeram die Beisetzungi®. Die erste „Erhebung" oder „elevatio" des Heili gen — es folgten später noch deren drei — fand im Jahre 1052 durch den deutschen Papst Leo IX. statt^®. Sie kommt einer Heiligsprechung gleich. Der Papst weihte am 7. Oktober des Jahres die neue Krypta von St. Emmeram. Die Überreste des Heiligen wurden aus dem bisherigen Grab genommen und in einem neuen Holzsarg in der Krypta bestattet. Bei einer zweiten Erhebung im Jahre 1612 fanden sich noch das bischöfliche Pektorale, die Bleibulle des Papstes von der Erhe bungsurkunde von 1052 und eine kleine Blei platte mit der Inschrift „Pri. kl. Nov. VVolfkangus Eps. ob." (Wolfgang starb am 31. Oktober), die offenbar noch vom Erstbegräbnis herrührt^^. Zu einer bildlichen Darstellung der „elevatio" des hl. Wolfgang Im berühmten Furtmeyr-Missale aus dem ausge henden 15. Jht.^®, einer der größten Kostbar- ' Vgl. ihre in Anm. 3 genannten Arbeiten. ® R. Zinnhobler, Die Beziehungen des hl. Wolfgang zu Oberösterreich (wie Anm. 2), S. 21—24. ° Ebd., S. 15—21. " J. B. Mehler, a. a. O., S. 91. Das Leben des heiligen Wolfgang nach dem Holz schnittbuch des Johann Weyssenburger aus dem Jahre 1515, hrsg. V. H. Bleibrunner, Regensburg 1967, S. 118. J. Staber, a. a. O., S. 92. G. Jacob, Grab und Krypta und die vier Erhebungen des Leibes St. Wolfgangs, in: Historische Festschrift... (wie Anm. 3), S. 100—115, vgl. bes. S. 100—104. Ebd., S. 102 mit Abb. Clm 12.708—12.712, ein Missale für die Pontifikalämter der höchsten Feste in fünf Bänden. Zu diesem Werk und seinem Illuminator Berthold Furtmeyr vgl. B. Haendke, Berthold Furtmeyr. Sein Leben und seine

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2