OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 3/4

Tod, Begräbnis und ,,Erhebung" des heiligen Wolfgang Von Rudolf Zinnhobler xmd Karl A m o n Mit 1 Abbildung Das Tausendjahrjubiläum der Bestellung Wolfgangs zum Bischof von Regensburg (972) wurde sowohl von seiner Bischofsstadt als auch von Oberösterreich, das mit dem Heiligen in vielfältiger Weise verbunden ist, durch die Herausgabe einer Festschrift gewürdigt'. Für die Publikation des Oberösterreichischen Musealvereins war ursprünglich auch als Bildbeigabe eine Darstellung der „elevatio" (= Erhebung, Heiligsprechung) des hl. Wolfgang, die von Univ.-Prof. Dr. Karl Amon, Graz, entdeckt wurde, vorgesehen, doch langte das Foto nicht rechtzeitig ein. Die nachfolgenden Ausführungen sind daher als kleiner Jubiläumsnachtrag gedacht. Der erste Abschnitt von Prof. Zinnhobler, Linz, mag als knappe Zusammenfassung früherer Arbeiten^ und als Einführung dienen. Die im zweiten Abschnitt gebotenen Darlegungen von Prof. Amon machen es wahrscheinlich, daß die Darstellung der Rupert-Translation in dem in München aufbewahrten Furtmeyr-Missale in Wirklich keit die mißverständliche Übernahme einer WolfgangTranslation ist. Die Redaktion Die Ereignisse Am 31. Oktober 994, an einem Mittwoch zur Abendstunde, endete das tatenreiche Leben des hl. Wolfgang, des großen Regensburger Bischofs. Über sein erbauliches Sterben ist schon oft be richtet worden^. Die Biographie Otlohs von St. Emmeram und die Hinweise Arnolds in sei nem „Liber de S. Emmeramo" bieten hierfür reichlich Material^. Die beiden Werke sind zwi schen 1030 und 1050 entstanden, also wenige Jahrzehnte nach dem Tod des Heiligen, und es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, daß für die Berichterstattung noch Gewährsmänner zur Ver fügung standen, die beim Sterben des Bischofs persönlich zugegen gewesen waren. Wir erfahren, daß Wolfgang auf einer Donau fahrt in den Osten Bayerns („in orientalem Bavarie regionem") vom Fieber befallen wurde („febricitare cepit"). Als er bei Pupping ankam, fühlte er sein Ende herannahen. Da erinnerte er sich einer Vision vor 22 Jahren, in der ihm der hl. Otmar erschienen war und ihm prophezeit hatte, daß er sein Leben an einem Ort beenden werde, wo er, Otmar, verehrt werde. Weil Wolfgang seine Fahrt nicht fortsetzen konnte, gab er Befehl, ihn in die Otmarkapelle zu tragen und ihn vor dem dem Heiligen geweihten Altar auf den Boden zu legen. Er erholte sich wieder etwas, setzte sich auf und legte seine Beichte (confessio) ab. Damit ist wohl die Rezitation des „Confiteor" und des „Misereator" gemeint®. Nach Empfang der hl. Kommunion warf er sich zu Boden. Inzwischen war das Volk herbeigeeilt, um den Bischof zu sehen. Als man das den Leuten verwehren wollte, sagte der „Mann Gottes": „öffnet die Tore und hindert keinen, hereinzu kommen. Wir brauchen uns dessen nicht zu schä men, daß wir, die wir sterblich sind, unsere To desschuld begleichen, es sei denn unserer schlech ten Taten wegen. Hat doch auch Jesus Christus, der dem Tod nichts schuldete, sich rücht ge schämt, für das Heil der Menschheit nackt auf dem Kreuze zu sterben. Mag jeder an unserem Sterben sehen, wovor er sich bei seinem eigenen Tode fürchten und hüten soll. Gott erbarme sich meiner als eines armen Sünders, der sich nun dem Tode übergibt, als auch eines jeden, der bang und demütig zusieht." Nach diesen Worten schloß Wolfgang ehrfürchtig die Augen und starb. Soweit seine Biographen. Man hat zu Recht vermutet, daß der schon greise Bischof noch einmal nach den Regensburger Be sitzungen in Österreich oder denen des Regens burger Eigenklosters Mondsee sehen wollte. ' G. Schwaiger - J. Staber (Hrsg.), Regensburg und Böh men (Beiträge zur Geschichte des Bistums Regens burg, Bd. 6), Regensburg 1972; K. Holter (Hrsg.), Der hl. Wolfgang und Oberösterreich (Schriftenreihe des Oö. Musealvereines, Bd. 5), Linz 1972. 2 R. Zinnhohler, Wie alt ist die Kirche von St. Wolfgang am Abersee? Zum Mondseer Urkundenwesen im 12. Jahrhundert, in: Mitt. des Oö. Landesarchivs 9 (1968), S. 163—169; ders.. Der historische Kern der Wolfgang-Legende, in: Oberösterr. Heimatblätter 21 (1967), Heft 3/4, S. 85—87; ders.. Das Leben des hei ligen Wolfgang, in: Der hl. Wolfgang und Oberöster reich (wie Anm. 1), S. 9—13; ders.. Die Beziehungen des hl. Wolf gang zu Oberösterreich, ebd., S. 14—25; ders.. Der hl. Wolfgang und Österreich, in: Regens burg und Böhmen (wie Anm. 1), S. 95—103. ' Neben den in Anm. 2 verzeichneten Arbeiten vgl. z. B. J. E. Lamprecht, St. Wolfgang und das einstige Kloster zu Pupping, Linz 1874; E. Hager, Die St. Otmarkapelle und nachmalige St.-Wolfgang-Kirche in Pupping, JbOÖMV 80 (1924), S. 115—137; J. B. Mehler, Pupping, die Todesstätte des hl. Wolfgang, in: Der heilige Wolf gang, Bischof von Regensburg. Historische Festschrift zum neunhundertjährigen Gedächtnisse seines Todes, Regensburg - New York - Cincinnati 1894, S. 90—99; J. Staher, Die letzten Tage des heiligen Wolfgang in der Darstellung Arnolds von St. Emmeram, in: Regensburg und Böhmen (wie Anm. 1), S. 89—94. * MG SS IV, S. 521-568. ® So J. Staber, a. a. O.

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