OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 3/4

Altarweihen auf seinen Titel auch bei uns verbreitet sind. Der zeitliche Höhepunkt der Kirchen- und Altar weihen, die die Verfasserin in guten tabellarischen Über sichten aufzeigt, fällt mit den „Wandmalereien außen" zusammen und war auch bei uns das 15. Jahrhundert. Die umfangreichste Arbeit war die Erstellung des Kata logs der Christopherus-Zeugnisse in der Schweiz und im angrenzenden Ausland (in Auswahl). Wie auf Karte 1 gut veranschaulicht, liegt der Schwerpunkt der „Wand malereien außen" in der Südost-Schweiz und setzt sich nach Osten fort. (Auch Oberösterreich besitzt hiefür einige, z.T. jedoch nur mehr fragmentarisch erhaltene Beispiele.) Kirchen bzw. Kirchtürme mit riesigen Christophorusdarstellungen liegen zumeist an alten wichtigen Verkehrswegen, wie dies z. B. die Massierung im ehemals so bedeutenden Verkehrsraum des Vintschgaues (und nicht, wie fälschlich durchwegs angegeben, im Pintschgau) beweist. D. Assmann Karl Ilg: Pioniere in Brasilien. Durch Bergwelt, Urwald und Steppe erwanderte Volkskunde der deutschsprachi gen Siedler in Brasilien und Peru. Innsbruck 1972 (Tyrolia-Verlag), 223 Seiten mit 49 Farbbildern, 21 Zeichnun gen und 4 Vorsatzkarten. S 190.—. Der Ordinarius für Volkskunde (Europ. Ethnologie) an der Universität Innsbruck, Univ.-Prof. Dr. Karl Ilg, un terbreitet mit dem vorliegenden Werk die Ergebnisse zweier mehrmonatiger Forschungsreisen (1965/66 und 1968/69) nach Südamerika der Öffentlichkeit. Auf langen und mitunter gefahrvollen Wegen hat Ilg die Siedlungen der deutschsprachigen Kolonisten in Brasilien und Peru aufgesucht. Unter ihnen befinden sich auch nicht wenige Oberösterreicher, vor allem aus dem Salzkammergut. Der 1. Teil des Buches „Auf Erkundung — Das Milieu" gibt einen interessanten und umfassenden Uberblick von der gegenwärtigen kulturellen und wirtschaftlichen Si tuation der Kolonisten. Die historische Entwicklung und die geographische Lage der Kolonistensiedlungen wird ausführlich geschildert. Neben dieser Bestandsaufnahme kommt aber immer wie der die Sorge um die Weiterexistenz dieser deutschen Kulturgemeinschaften zum Ausdruck. Ilg, bekannt auch als ein Vertreter der Angewandten Volkskunde, macht uns mit seinen kulturellen und wirtschaftlichen Ent wicklungsprojekten für diese Kolonistensiedlungen be kannt und kann bereits von schönen Erfolgen berichten. Ein großartiges Beispiel dafür, wie sinnvoll Entwick lungshilfe auch von einem einzelnen Menschen geleistet werden kann! Der 2. Teil des Buches „Volkskunde der deutschsprachi gen Kolonisten in Brasilien und Peru" enthält eine Dar stellung der Siedlungsweise, Wirtschaftsformen und Volksnahrung, schildert das Bauen und Wohnen und die Trachten der Kolonisten, beinhaltet eine Ubersicht von Sitte und Brauch und umreißt die sprachliche Si tuation. Das Buch ist in allgemein verständlicher Form geschrie ben, die Bilder sind qualitativ und dokumentarisch aus gezeichnet, die Karten informieren bestens über Lage und Dichte der Siedlungen, sowie über die Herkunft der Kolonisten, und die Textabbildungen zeichnen sich durch die von Ilg bereits gewohnte Anschaulichkeit und Exakt heit aus. Am Ende des Buches befindet sich ein aus führliches Orts-, Personen- und Sachregister. Dieses Werk, das einen ersten umfassenden Überblick über die Situation der deutschsprachigen Kolonisten ver mittelt, trägt wesentlich dazu bei, eine Lücke in der deutschen Volkskundeforschung zu schließen. Es ist zu hoffen, daß dieses Buch, das sich an eine breite Leser schaft richtet, nicht den Abschluß der Veröffentlichungen Ilgs über seine Forschungsreisen nach Südamerika dar stellt. Herwig van Staa Rotraut Sutter: Die Siebenbürger Sachsen in Stadt und Land Salzburg (= Sehr .reihe d. Komm. f. ostdeutsche Volkskunde, Bd. 10). Marburg 1972 (Elwert-Verlag), 324 Seiten mit 19 Abb., 3 Kartenskizzen, Tabellen und Diagrammen. Brosch. DM 19.50. Die vorliegende Untersuchung erfolgte im Rahmen einer Dissertation am Institut für Volkskunde (Europ. Ethno logie) der Universität Innsbruck und stellt einen aus führlichen Beitrag zur Gegenwartsvolkskunde dar. Dar über hinaus ist es der Verfasserin ausgezeichnet gelun gen, die dynamische Wandlung, die Umschichtung des Volkslebens und der Volkskultur eines, wenn auch rela tiv kleinen Bevölkerungsteiles darzustellen, wobei die gegenseitigen Beeinflussungen zwischen den neu ange siedelten Siebenbürger Sachsen und den einheimischen Salzburgern neue Lebensformen entstehen ließen, die schon heute manchmal gar nicht mehr als solche bewußt sind. In einem 1. Teil wurden die Ergebnisse der „Vorunter suchungen" niedergelegt, wobei das Untersuchungsgebiet vorgestellt und ein statistischer Uberblick „dieses neuen Sozialgebildes" gegeben wird. Der 2. Teil trägt den Titel „Volksleben und Volkskultur". Nach der eingehen den Schilderung der Flucht und der Seßhaftwerdung der Siebenbürger Sachsen werden die Salzburger „Sachsen dörfer" Sachsenheim, Bergheim und Bürmoos ausführ lich behandelt, insbesondere auch das Brauchtum, des gleichen die in der Stadt und im übrigen Land Salzburg angesiedelten deutschen Flüchtlinge aus Siebenbürgen. Die mit sehr gutem Einfühlungsvermögen geschriebene Arbeit basiert auf gründlichen Untersuchungen, die manchmal bis ins kleinste Detail gehen. Sie bieten nicht nur jedem Volkskundler wertvolles Material, sondern geben auch der betroffenen Volksgruppe selbst einen vorzüglichen Einblick in ihr Schicksal und wie sie es meisterte. D. A.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2