eine mit hervorragenden Abbildungen ausgestattete In ventarpublikation zu der Sammlung von Holzmasken vorgelegt zu haben, die der Begründer des österreichi schen Museums für Volkskunde, Univ.-Prof. Dr. Michael Haberlandt, noch um die Jahrhundertwende in Tirol und Salzburg aus dem unmittelbaren Volksbrauch auf sammeln lassen kormte. Allerdings: Perchtenmasken sind davon nur ein verhältnismäßig kleiner Teil, zahlreiche dieser Objekte werden nämlich vom Verf. selbst als „Hochzeits-" und „Volksschauspielmasken" angespro chen. Es wäre daher sehr den Erwartungen der Leser, die sich von dem Buch eine Gesamtdokumentation des Perchtenbrauditums erhoffen, entgegengekommen, wenn das Abbildungsmaterial durch Beispiele aus den schönen Beständen der Museen in Salzburg und Innsbruck und insbesondere auch aus dem lebenden Perchtenbrauchtum in Tirol und Salzburg und evtl. auch aus dessen Varian ten in den anschließenden österreichischen Bundeslän dern ergänzt worden wäre. Ernst Burgstaller Burgenländisches Jahrbuch 1973. Hrsg. von der Diözese (Pastoralamt) Eisenstadt. Eisenstadt 1973, 192 Seiten, reich illustriert. Weit über den üblichen Themenkreis konfessioneller Kalender ragend, liegt hier ein Jahrbuch vor, das einen wichtigen kulturhistorischen und volkskundlichen Bei trag in der landeskundlichen Literatur Österreichs dar stellt. Die geschmackvoll gestaltete Broschüre widmet sich vor allem zwei aktuellen Hauptthemen, nämlich dem durch die Initiative des Wiener Dozenten für Volkskunde Dr. K. Caal ins Gespräch gebrachten Fra genkreis um die Gemeinsamkeiten der Ländereien im „pannonischen Raum" (Burgenland-Österreich, Ungarn, Jugoslawien) unter dem Titel „Schicksals- und Begeg nungsraum" und dem zur Erinnerung an den vor allem im Burgenland wirkenden Naturforscher Carolus Clusius (1526—1609) veranstalteten burgenländischen „ClusiusJahr 1973". In der Behandlung des erstgenannten Pro blemkreises werden außer historischen und wirtschafts geographischen Fragen insbes. auch volkskundliche The men (Volkskunst, Bauernhausformen, Landbau) behan delt und durch aufschlußreiche Großaufnahmen illu striert. Für den 2. Teil liegt, nach einer sorgfältig aus geführten Biographie des Naturforschers C. Clusius durch St. Aumüller, das Gewicht auf einem Kalendarium, zu dessen Illustration ausschließlich Bilder aus dessen Werken mit entsprechenden Erläuterungen verwendet wurden. In summa eine publizistische Leistung, um die andere Diözesen das Burgenland beneiden könnten. Ernst Burgstaller Veröffentlichungen von Hugo von Preen, Richard Andree und Marie Andree-Eysn um die Jahrhundertwende ein, wird dann in besonders gründlicher Weise von Ru dolf Kriss aufgenommen, der in seinem Hauptwerk ins bes. das Innviertel ausführlich behandelt', und wird nun mehr von dessen Adoptivsohn in einer, jetzt allerdings ganz Europa und Teile Amerikas einbeziehenden For schung fortgesetzt. Kein Wunder, daß sich im Laufe der Zeit sowohl Methode wie Betrachtungsart gewandelt ha ben: Waren es früher in erster Linie Materialdarbietun gen zur Erforschung eines regionalen Vorkommens, oder von Sakralbräuchen in der Verehrung eines bestimmten Heiligen, steht jetzt das psychische Phänomen des Votivwesens in dem Spannungsverhältnis zwischen der realen Welt des Votanten und der irrealen Welt des gnaden vollen Heiligen im Mittelpunkt der Untersuchung. Wer sich durch die div. philosophischen Theorien, mit denen der Verf. seine Erkenntnisse ummantelt, durchgekämpft hat, wird dafür in überaus reichem Maße belohnt. Kern stück des Werkes bildet die Besprechung der Votivbilder, denen der Verf. bereits früher größere Untersu chungen gewidmet hat®, um an ihnen seine (überzeu gende) Beurteilung des Votivwesens zu demonstrieren. Demnach stellen die Votivbilder den ganzen Heilsvor gang von der auslösenden Ursache und der Anrufung der heiligen Person über den Weg zum Wallfahrtsort bis zur Erhörung und Danksagung entweder in seinem vollständigen Verlauf in Wort und Bild oder in formel hafter Abkürzung dar („Repräsentation"), das Doku ment erhält aber seinen vollen Wert erst durch die „permulgatio", die öffentliche Kundmachung, die sowohl durch Mitteilung an die geistlichen Stellen als auch durch öffentliche Anbringung der Votive erfolgen kann, und schließt in sich den Akt der „dedicatio", der Anheim stellung des Hilfeflehenden, ein, durch die sich dieser für einige Zeit oder für immer in die Abhängigkeit von dem gnadenspendenden Heiligen begibt. Hier wurzeln nach Ansicht des Verf. auch die Verfügungen hochge stellter Personen zur Aufstellung von echten Herzen (in kostbaren Urnen) oder zur Bestattung des ganzen Kör pers nach ihrem Tod in unmittelbarer Nähe des Altares oder an der Kirchenwand und die Darbrdngung bestimm ter Votive wie Ringe, Kränze, Kronen, aber auch Haare (obwohl diese Opfer auch durch verschiedene Krankhei ten und Seelennöte veranlaßt werden können). Natür lich fällt aus der Erörterung der erläuternden Bilder stets auch ein Licht auf die übrigen Votive, unter denen insbesonders auch die sogenannten „seltenen", wie Be sen-, Löffel-, Hammer-, Schlüssel-, Kröten-, Tonkopfurnenopfer usw., ausführlicher behandelt werden. Jede Feststellung des Verf. wird durch ausgezeichnetes Bild material in hervorragender Weise belegt, so daß das Lenz Kriss-Rettenbeck: Ex voto. Zeichen, Bild und Ab bild im christlichen Votivbrauchtum. Zürich 1972 (Atlan tis-Verlag), 420 Seiten, 209 meist farbige Bildtafeln, 67 Figuren. DM 88.—. Die Votivforschung kann in Oberösterreich auf eine lange Tradition zurückblicken. Sie setzt bereits mit den 1 Richard Andree, Votive und Weihegaben des katholischen Volkes in Süddeutsdiland, Braunschweig 1904; Marie Andree-Eysn, Volkskundiidiesaus dem bairisch-österreichisdieAnlpengebiet,Braun schweig 1910; Hugo V. Preen, Eine Wallfahrtswanderung im oberen Innviertel, Ztschr. f. Volkskunde 1906; Rudolf Kriss, Volkskundliches aus altbairischen Gnadenstälten, Wien 1930 ff. 2 Lenz Kriss-Rettenbeck, Das Votivbild, München 1958; ders., Bilder und Zeichen religiösen Volksglaubens, München 1963.
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