Schrifttum Fritz Berger: Frauen und Männer aus Oberösterreidi. Linz 1972 (Gutenberg-Verlag), 352 Seiten, 3 Abb., Vor satzkarte. S 88.—. Der Deutsch-Professor Dr. Fritz Berger bietet im vor liegenden Buch eine Art Lesebuch zur oberösterreichi schen Literaturgeschichte der Neuzeit; in einer sehr eigenwilligen Auswahl zeigt er in 23 Kapiteln ein bun tes Mosaik des heimatlichen Kulturlebens, das kaleido skopartig dem Leser lebensnahe Zeitbilder vermitteln hilft. Viel Unbekanntes und Vergessenes wird dabei wieder entdeckt und so der Nachwelt neu geschenkt. Dazu kommen noch einige eigens vom Verfasser ge schriebene Kapitel, in denen er seiner persönlichen Mei nung über Vergangenheit und Gegenwart Ausdruck ver leiht, besonders in seiner „programmatischen Einlei tung", die den steilen Aufstieg Oberösterreichs von den Tiefen der Nachkriegszeit bis zu den Höhen der Gegen wart schildert. Er bedient sich dabei auch öfters offizieller Berichte oder dichterischer Darstellungen. Nach Schil derung der äußeren Erfolge gibt er auch der „inneren Heimat" Raum, zeigt die Sehenswürdigkeiten der Natur und der Kultur des Landes auf und würdigt die Großen unserer Heimat. In seiner „Hasladier Marktvolkskunde" beschreibt er die Besonderheiten eines Marktes, die nicht in der Orts chronik verzeichnet sind, wohl aber das pulsierende Leben eines Ortes ausmachen, gesegnet mit aufregenden Skandälchen, vielfach in Wirtshausrunden erlauscht oder den Spalten der Lokalzeitung entnommen, also eine „menschlich betonte Volkskunde". Von der hussitischen bis zur russischen Besatzung reicht der bunte Bilderbo gen, reichen die vielen Episoden, die sich — fast — alle wirklich abgespielt haben. In den weiteren Kapiteln werden vorwiegend literarische Themen dargeboten, eine eingehende Behandlung jedes einzelnen Kapitels ist aber wegen der Fülle des Stoffes nicht möglich, so daß ich mich mit einer kurzen Be sprechung der folgenden Kapitel begnügen muß: „Ein Frauenschicksal aus vorbiedermeierlichen Tagen: Aus dem Tagebuch der Demoiselle Josepha von Steyrer", deren Sohn Anton von Spaun seinem Vater im Amte als Syndikus der oö. Stände folgte, sich an der Grün dung des oö. Heimatmuseums beteiligte und als Heimat forscher verdient machte. — „Vollstrecker des Gesetzes in gnadenloser Zeit: Der Graf von Windhag" behan delt in Form eines Hörspiels den Aufstieg des aus Schwa ben stammenden einfachen Schulmeistersohnes Enzmilner zum reichen Grafen von Windhag bei Perg und den Untergang seines Geschlechts unter seiner einzigen Er bin Eva. „Aus der selbstbiographischen Gabenschüssel: Jeder sieht's mit seinen Augen", aus einfachen, verstaub ten Handschriftbeständen ersteht hier das echte, leben dige Bild vergangener Tage: Graf Harrachs Donaureise 1698, Pflügls Reise nach Gastein 1834; Franz Keim, Fi scher Colbrie, Rudolf Bayr, Julius Zerzer, Hugo Schanowsky sowie die Frauen Peteani und Wallner treten hervor: Ich vermisse hier die Wahl-Linzerin aus Leon ding Gertrud Fussenegger, aber auch die in Linz ver storbene Enrica von Handel-Mazzetti. In den „Streifzügen durch die heimatliche Literatur" kommt als erster „still bescheiden plaudernd: Franz Karl Ginzkey" zu Wort, gefolgt von Hermann Bahr, Adalbert Stifter, Anton Bruckner und Emanuel Schikaneder. Unter „Ein Kaiser und seine Literaten" sind wei tere Kapitel zusammengefaßt: so „Oberösterreichs Bei trag zur josephinischen Dichtung", überleitend zu einer „freizügigeren Berichterstattung: Eine Lokalzeitung mel det ...", schließlich die Einleitungskapitel zu einem un vollendeten Roman über Johann Aloys Blumauer: „Glückstopfspektakel". Unter dem Titel: „Ein Grafenkind geht unter die Dich ter" wird die Schriftstellerin Gräfin Salburg vorgestellt. Das barocke Leben einer schönen Patrizierin und eines stolzen Erzbischofs behandelt das Hörbild: „Salome Alt"; eine Erinnerung an die tragische Liebe zwischen dem reizenden Salzburger Bürgerkind und dem Erzbischof Wolf Dietrich von Raitenau; der Sohn aus dieser Verbindung war der Kremsmünsterer Pater Aegydius Everard. Es folgen ein Kapitel aus Stifters Erzählung „Joseph Ritter Arneth und seine Gemahlin Antonie, geb. Adamberger", ferner eine Novelle in drei Sätzen: „Schnee treiben am Viehberg" betitelt, schließlich „Die ober österreichische Frau in dichterischer Schau", dargestellt u. a. auch von Franz Stelzhamer, Peter Rosegger, Norbert Hanrieder und Adalbert Stifter. Den Abschluß bildet „Ein bittersüßes Dichterleben: Der Linzer Jungpoet Lud wig Stifter" und sein Freund, der donauschwäbische Dichter Adam Müller Guttenbrunn. Alle Persönlichkeiten und Erzählungen aber verbindet ein Merkmal: die oberösterreichische Heimat, wie es der Titel des Buches ankündigt. Alfred Zerlik Die Linzer DonaubrUcken. Festschrift zur Fertigstellung der zweiten Linzer Donaubrücke im Dezember 1972, hrsg. von der oö. Landesregierung; Gesamtredaktion: W. Hofrat Dr. Otto Watzel. Linz 1972 (Oö. Landesver lag), 160 Seiten mit 8 ein- und 40 mehrfarbigen ganz seitigen Bildtafeln, sowie 23 Textabb. und Skizzen. S 280.—. Nach einem Vorwort von Landeshauptmann Dr. Erwin Wenzl beschreibt Karl Mittermayr „Die Donaulandschaft in Oberösterreich" in ihrem reizvollen Wechsel von engen Durchbruchsstrecken und weiten Ebenen, und bringt etwas Geologie und gewässerkundliche Daten. Gertrud Fusseneggers Beitrag ist „Brücken und Fähren" betitelt. In Otto Wutzels Arbeit „Die Linzer Brücken im Bild" wird eine kurze Übersicht über Linzer Stadtansichten geboten, wobei er zu dem Schluß kommt, daß die Donaubrücke geradezu zum Wahrzeichen von Linz ge stempelt wurde — bei Wolf Hubers Federzeichnung (1511/13) genauso wie Jahrhunderte später in den Ve duten der Romantiker, desgleichen auch bei vielen Mo dernen. Die vielen hervorragend reproduzierten Stadt bilder, von O. Wutzel bestens ausgewählt, machen diese Festschrift auch zu einem gediegenen Kunstband.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2