OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 1/2

eigene Nummer, wie jetzt nodi an manchen Stellen des Gemäuers zu sehen ist"." Als Begräbnisplatz der vielen hier verstorbenen kranken Soldaten dienten, wie oben erwähnt, die Stiftsfelder hinter der Doblkapelle und nahe des ehemaligen Aspachgutes. Ein gemaltes Spruch band über dem Torbogen des Portals zum Kreuz gang, rechts neben dem Eingang zur Stiftskirche, erinnert an die Zeit des Militärspitals im Stift: „Tausend kranker Krieger bleiche Schatten Hier im Haus ihr Todeslager hatten. Himmlischer Patron schütz uns hienieden. Erfleh Segen fürder uns tmd Frieden." Über die Zahl der in den Stiftsfeldem bei der Doblkapelle Begrabenen schreibt K. Meindl: „Dort liegen Hunderte todter Krieger aus dem Spitale zu Reichersberg von den Jahren 1796, 1797, 1800, 1805, 1809 tmd 1810 begraben, Grenadiere Napoleons neben den Söhnen deutscher Erde, Russen und Tartaren neben Soldaten aus der pyreneischen Halbinsel." Und einige Seiten weiter: „Aus dem französischen Spitale selber starben an verschiedenen Krankheiten vom 8. Oct. 1809 bis 20. April 1810 bei 1000 Soldaten, welche wie in den früheren Jahren auf den Tobler Feldern begraben wurden'®." In den Sterbebüchern der Pfarre Reichersberg ist von den im Ort verstorbenen Franzosen nur ein Major Champion eingetragen, der am 15. Fe bruar 1810 am Faulfieber starb und im Pfarr friedhof bestattet wurde. In diesem Jahre sind aber bei 30 Einheimische verschiedenen Seuchen zum Opfer gefallen, die vom Spital ihren Aus gang genommen hatten. Auch die Stiftsgeistli chen wurden davon nicht verschont: die zwei Ältesten, der damalige Stiftspfarrer und der Propst Ambrosius Kreuzmayr starben an der „Spitalseuche". „Franzosengräber" gibt es übrigens in ganz Oberösterreich verstreut eine ganze Menge. R. W. LitscheP® erwähnt sie in seinem Buch zur oö. Wehrgeschichte; Reichersberg nennt er aller dings dabei nidit, auch nicht unter jenen, die nur nach mündlicher Überlieferung als solche bezeichnet werden. Desgleichen scheint bei Litschel das Stift Reichersberg nicht als Lazarett während der napoleonischen Kriege auf; er gibt nur die ehemaligen Stifte Suben und Wald hausen und einige Schlösser an. Schern zu jener Zeit stand an Stelle des 1845 neu errichteten Baues eine kleine Feldkapelle. Neben entsprechenden Stellen in der zitierten Literatur seien als Beweise dafür der diesbezüg liche Passus in der Stiftschronik sowie die Weiheurkunde angeführt. In der Stiftschronik heißt es vor den Angaben über den Bau der Doblkapelle: „Nördlich von dem Doblerhause stand ehedem zwischen hohen Linden [die auch heute noch vorhanden sind] eine kleine Feldkapelle, in welcher das Bild des leidenden Heilandes sich befand^®." Genauso eindeutig geht das Vorhandensein einer früheren, kleineren Kapelle an derselben Stelle aus dem Schriftverkehr des Stiftes mit dem Ordinariate in Linz über die Einweihung der neuen Kapelle hervor^': „11. August 1845. An ton Propst . . zu Reichersberg bittet um gnä dige Einweihung der erweiterten (!) Kapelle zu Tobel in der Stiftspfarre." Bereits am 13. August wurde das Antwortschreiben des Ordinariates erledigt: „Euer Hochwürden werden von Seite des bischöflichen Ordinariates dele giert, die Kapelle zu benedicieren. J. Aigner, Kanzler." Die Anzeige der durch Propst Anton Straub voll zogenen Weihe „der renovierten Kapelle zu Dobl" erfolgte am 8. Dezember. Am 15. d. M. wurde in Anlage die von Bischof Gregorius Tho mas (Ziegler, 1827—1852) xmterfertigte und ge siegelte Urkunde über die „vorgenommene Benedizierung der renovierten Kapelle zu Dobl" ab gesandt; in der Weiheurkunde selbst heißt es: „Hisce attestamur, Sacellum ampliatum in Dobl Parochiae Reichersbergensis .. .", als Weiheda tum ist der 26. September 1845 angegeben. In der Stiftschronik scheint jedoch als Benedik tionstag der Kapelle der „25. September 1845" auf, jedoch mit dem Hinweis „wie die Gedenk tafel, welche vor der Kapellentür angebracht ist. " Ebenda, S. 127 u. 129. Ebenda, S. 92 f. u. 133. " Rudolf Walter Litschel: Lanze, Schwert und Helm — Beiträge zur oberösterreicbischen Wehrgeschichte, Linz 1968, S. 177 ff. Chronicon Reichersbergense, Tom. V., S. 461. „Akt betreff die Weihe der Kapelle und Glocken zu Tobel. 26. 9. 1845." Im Archiv des Stiftes Reichersberg, Nr. 1580.

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