durchaus als gut zu bezeichnen ist und die Bau ten an sich zumeist gekormte Arbeit beweisen, ist das Inventar keineswegs immer in so ordent lichem Zustand, wie es der äußere Eindruck er warten ließe; desgleichen ist es nur in den sel tensten Fällen künstlerisch beachtenswert. Das „Mausoleum" zu Köppach als herrschaftliche Ka pelle bildet auch lüerin eine besondere Aus nahme. Mehrmals mußte jedoch in der Untersu chung darauf hingewiesen werden, daß Statuen, Bilder und dgl. aus Kapellen entwendet oder veräußert und durch billige Drucke, Gipsfiguren etc. ersetzt wurden. Diese sind zwar für den, der sich mit Fragen der Volksfrömmigkeit befaßt, von gleichem Inter esse, erwecken aber in der oft ungeschickten Art der Aufstellung und in der ebenfalls oft fehlen den Pflege den Eindruck einer „Religiösen Rum pelkammer". Da damit der Begriff „Kitsch" ver bunden wird, was jedoch keineswegs immer zu treffend ist, wird dann das ganze Phänomen et was abgewertet. Was die Einschätzung der Devo tionalien des 19. und des beginnenden 20. Jahr hunderts betrifft, so sei beispielsweise vermerkt, daß so manche Chromolithographie, die vor we nigen Jahren noch als religiöser Kitsch abge tan wurde, heute bereits wieder ihre Liebhaber gefunden hat. Doch — und das sei betont — ma terieller Gegenwartspreis sollte nicht ausschlag gebend sein für den Wert oder Unwert eines religiösen Gegenstandes; die religiöse Funktion des Bildes bleibt davon unberührt. Von Altären im üblichen Sinne kann nur selten gesprochen werden, wie ja auch die wenigsten Kapellen eine Meßlizenz haben. In kleineren Ka pellen und Kapellenbildstöcken dient zumeist ein Brett oder ein gemauerter Vorsprung als Altar tisch, auf dem die verschiedensten religiösen Ge genstände aufgestellt sind. Als zentrales Bild fungiert in den meisten Fällen ein Marienbild, und zwar sind die verschiedensten Typen ver treten. Am häufigsten finden wir Lourdesstatuen, Vesperbilder (Pietä), Darstellungen der Mater dolorosa, der Krönung Mariä (zusammen mit der Trinität), Herz Mariä sowie, wenn auch nur relativ wenig, Kopien von Gnadenbildern an Wallfahrtsorten wie Maria-Hilf®^, Maria von Altötting imd Mariazell. Auch auf den hohen Kreuzen mit Blechschnittfiguren ist unter dem Gekreuzigten häufig die „Schmerzhafte" darge stellt. Bilder an Kreuzsäulen haben ebenfalls zu meist irgendeinen Marientypus als Gegenstand. Einige Kapellen haben als Titel die Dreifaltig keit, Christus oder die Eucharistie. Neben der Gottesmutter sind zwar in den meisten sakralen Kleinbauten auch Bilder anderer Heiliger vertre ten (z. B. Florian, Leonhard, Anna, Josef, An tonius V. Padua, Johannes Nepomuk usw.), doch nur in den seltensten Fällen scheinen sie als Ka pellenpatron auf. Hinsichtlich der Funktion kann man sagen, daß die bäuerlichen Privatkapellen in erster Linie in time Andachtsstätten sind, wobei zu berücksich tigen ist, daß die nächste Kirche oft kilometer weit vom betreffenden Hof entfernt ist. Gemein same Andachten der Hofbewohner, bzw. wenn die Kapelle die einzige in einer Ortschaft ist, auch für die übrigen Ortsbewohner, werden heute noch gelegentlich im Marienmonat Mai gehalten, hin und wieder in Anwesenheit eines Vertreters der Pfarrgeistlichkeit. Früher — heute nur mehr in ganz wenigen Fällen — wurde darin auch gemeinsam der Samstag-Rosenkranz gebe tet. Eine häufig erwähnte Funktion ist auch heute noch die einer „Segenstatt" bei der Fronleich namsprozession. Die Kapelle in Pledi wurde erst 1950 eigens dafür gebaut, nachdem schon zuvor hier im Freien eine „Station" war. Bis nach dem Ersten Weltkrieg verrichtete man in einer Reihe von Kapellen oder vor so manchem Kapellenbildstock das Abschlußgebet beim „Kornfeldbeten"; einige Bauten seien sogar eigens dafür errichtet worden. Nur ganz wenige Kapellen besitzen eine Meß lizenz. Nach dem Realschematismus®® von 1930 waren dies in Köppach die „Sommerkapelle zur seligsten Jungfrau" (das „Mausoleum") und die nun profanierte „Winterkapelle zum hl. Apostel Jakobus" sowie die Tommerlbauern-Kapelle in Wegleithen; ebenso haben einige Anstalts- und Schloßkapellen Meßlizenz. Gelegentlich wurde aber auch in der Langauer-Kapelle, der Kapelle Mariahilfberg ober Passau; das Gnadenbild dieser Wallfahrtskirche ist selbst eine frühe Kopie des 1650 in den nunmehrigen Dom zu Innsbruck übertragenen Originals von Lukas Cranach. Realschematismus sämtlicher Pfarren der Diözese Linz, Linz 1930, S. 32, 314.
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