OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 1/2

kommen und ganz allgemein als Vorläufer für die „Bauemkapellen" den Bildstock annehmen lassen, zumal diese Form zu den ältesten erhal tenen Kapellen zählt. Bezeichnenderweise wurde ihr Grundriß auch bei jüngsten Kapellenbauten (z. B. Abb. 1) übernommen. Der voll gemauerte Rechteckbau mit zumeist apsidialem Altarraum ist typisch für Bauten aus dem 19. Jahrhundert. Hinsichtlich der Dachform fallen die Kapellen in Eberschwang auf, die zumeist ein Zeltdach haben — einige auch in Ottnang —, während ansonsten Qebeldächer vorherrschen, wobei barock ge schwungene Giebelformen vor allem Kapellen in Gaspoltshofen und die einzige Kapelle im be nachbarten Altenhof zieren. Das Baumaterial ist größtenteils Stein und Zie gel. Holzkapellen sind lediglich zwei in Ampflwang und eine in St. Marienkirchen. Gelegent lich ist jedoch bei älteren Kapellen festzustellen, daß der bildstockartige Altarraum gemauert und der anschließende Vorraum — wohl später an gebaut — aus Holz ist, wie bei der Elisabetha in Eberschwang, in Friesam und bei einigen, deren Betraum nur durch das vorgezogene, auf zwei Holzsäulen ruhende Dach entstand, eventuell — wie in Hundassing — durch ein hölzernes Gitter betont. Die Größe der Kapellen ist ziemlich schwan kend. Die geräumigste war die Jakobskapelle in Köppach, die mit einer Grundfläche von ca. 140 m^ bereits die Ausmaße einer Filialkirche hatte; in ihr standen auch drei Altäre. Wesent lich kleiner sind die noch bestehenden Kapellen, mit Ausnahme des „Mausoleums" zu Köppach, das jedoch im Rahmen dieser Untersuchung eine Sonderstellung einnimmt. Mit gut 30 m^ umbau ter Fläche zählt die Kapelle in Wegleithen (siehe Grundrißskizze 2) mit jenen zu Marschalling, Langau und Obeltsham zu den wenigen „gro ßen". Die meisten Bauten sind zwischen 10 bis 20 m^ groß, doch sind auch nodi kleinere ver treten, die daim nur mehr wenigen Personen Platz bieten. Soweit Kapellen, Bildstöcke, Kreuze usw. vor 1800 errichtet wurden, ist ihr Entstehungsjahr kaum mehr festzustellen; es sind allerdings ohnehin nur wenige, die älter als 150 Jahre sind. Der Großteil der Kapellen usw. wurde im 19. Jahrhundert erbaut, doch schließt das kei neswegs aus, daß nicht zumindest einige davon schon an derselben Stelle einen entsprechenden Vorläufer hatten, wie z. B. die 1891 erbaute Mo serkapelle anstelle einer angeblich bis um 1700 zurückgehenden Kreuzsäule. Nachweislich gab es aber auch im Hausruck schon viel früher der artige religiöse Kleindenkmäler. In einer Grenzbeschreibung®" des Landgerichtes Ried von 1582 und 1593 wird im Bereich von Tanzboden bei Holzleithen von einer „Creuzseylen", ein ander mal von der „Marter Seil" gesprochen, die zu gleich die alte Grenze zwischen Bayern und Österreich markierte. Beachtenswert ist die Tatsache, daß eine Reihe von kleinen Sakralbauten noch nach dem Zwei ten Weltkrieg neu errichtet wurde, wobei die meisten einen Vorläufer hatten, der entweder baufällig geworden war oder einer Straßenerwei terung u. ä. weichen mußte. Es gibt aber auch einige Fälle, daß an einer Stelle zum erstenmal eine Kapelle noch nach 1945 erbaut wurde, so z. B. zwei Lourdeskapellen in Atzbach, die Hu bertuskapelle bei Eberschwang, die Gedenk kapelle im Pramwald u. a. In direktem Zusammenhang mit dem Entste hungsjahr einer Kapelle, Kreuzsäule usw. steht häufig der Erbauungsgrund. Bauten aus den ersten Jahren nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg wurden oft zum Dank für die glück liche Heimkehr aus dem Krieg errichtet; als Bei spiel seien die anstelle bereits desolater Objekte nach dem Zweiten Weltkrieg neu erbauten Krie gerkapellen zu Eggerding oder zu Weibern ange führt. Einige „Säulen" erinnern an Gräber aus den Franzosenkriegen®^. Krankheiten, Viehseu chen, Unfälle, Flurschäden u. ä. waren nicht sel ten Anlaß zu einem Gelübde, eine Kapelle zu bauen oder ein Kreuz zu setzen. Eine Reihe sa kraler Kleinbauten verdankt allein der Frömmig keit ihrer Initiatoren ihr Entstehen (und mancher vielleicht auch einem nicht gerade religiösen Mo tiv). Während der äußere Erhaltungszustand der Ka pellen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, Julius Strnadt: Grenzbeschreibungen von Landgerich ten des Inviertels (= AföG, 102. Bd./II), Wien 1913, S. 670. Vgl. die Arbeit über die Doblkapelle; in diesem Heft, S. 81 ff.

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