OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 1/2

In der Volkskunde ging man jedoch erst relativ spät daran, diesen Kapellen, Bildstöcken usw. die ihnen entsprechende Beachtung zu zollen. Wall fahrten und die damit verbundenen Dinge wie Votivtafeln, Andachtsbilder usw. standen im Vordergrund der Forschung. Wenngleich bereits so manche Kapelle und so mancher Bildstock heute nicht mehr anzutreffen und vor allem das Inventar der Kapellen nur mehr in den seltene ren Fällen vollständig vorhanden ist, so läßt sich doch auch heute noch eine gültige Aussage über deren Wert und Bedeutung in der Volksfröm migkeit machen. Dabei mag besonders beein drucken, daß daneben auch eine Reihe neuer Bauten errichtet wurde und es daher völlig falsch wäre, hier von einer Relikterscheinung zu spre chen. Im folgenden wurde versucht, eine Aufnahme vor allem der Kapellen und Kapellenbildstöcke, im weiteren auch von Marterln, Kreuzsäulen, Baumbildem und Wegkreuzen in dreizehn Pfar ren des östlichen Hausruck niederzulegen. Mit dieser Dokumentation soll einerseits aufgezeigt werden, wieviel derartige Zeugnisse der Volks frömmigkeit in der Landschaft vorhanden sind — und es ist eine enorme Anzahl (siehe Kar tenskizze); desgleichen dient sie aber auch dazu, auf diese Dinge aufmerksam zu machen und sie für den Fall, daß durch irgendein Ereignis etwas davon vernichtet wird, wenigstens mit einer kur zen Beschreibimg, teilweise auch im Bild festzu halten. Was ehe einzelnen Begriffsbestimmungen be trifft, sei auf eine ähnliche Arbeit außerhalb Oberösterreichs verwiesen^, in der bei den Ka pellen vor allem auf ihre private Sphäre hinge wiesen wird. Auch in unserem Raum sind ehe meisten Kapellen in Privatbesitz, und zwar hauptsächlich in bäuerlichem, die wenigen ande ren im Besitz einer kleinen ortsgebundenen Ge meinschaft (z. B. Jagdkonsortium einer bestimm ten Gemeinde, eine Dorfgemeinschaft oder ein sonstiger kleiner Interessentenverband). Fried hofs- und Schloßkapellen werden in cheser Unter suchung nicht behandelt. Der Begriff „Kapellenbildstodc" mag zwar etwas umständlich wirken, trifft aber genau das Objekt: der Form nach eine kleine Kapelle, nicht aber in der Funktion, da man in diesen nicht ein treten kann. Wie in anderen Landschaften zählt auch im Hausruck diese Form zu den ältesten erhaltenen Kleinbauten der Volksfrömmigkeit. Und unter den älteren Kapellen fallen vor allem jene auf, ehe in der Art gehalten sind, daß durch das Vorziehen des Daches gleichsam ein Kapel lenbildstock mit offenem, überdachtem Vorraum entstand (vgl. Grundrißskizze 1 und die Abbil dungen 7 und 8). Der Bildstock — „ein Pfeiler (Säule) aus Stein oder Holz, zur Aufnahme eines Bildes religiösen Inhaltes bestimmt"^ — ist in unserem Gebiet nur selten anzutreffen. Legt man die Begriffsbestim mung jedoch weiter aus, so kann man in diese Kategorie auch die „Kreuzsäulen" — ein kldneres, zumeist hölzernes Kreuz mit einem Bild am Schnittpunkt der Balken — einbeziehen, ehe viel häufiger vertreten sind. In dieser oder in Form eines Bildstockes oder „Baumbildes" — ein an einem Baum angebrachtes Bild — sind ehe „Marterl" gehalten, die an einen Unglücksfall oder ein ähnliches Ereignis erirmem und an der betreffenden Stelle gesetzt wurden. Als Beson derheit sind die bis zu über 5 m hohen Holz kreuze zu nennen, an denen der gekreuzigte Christus, häufig darunter die Muttergottes, zu meist als bemalte Blechschnittfiguren angebracht sind. Eine kurze Übersicht über lokale bauliche Beson derheiten, die bevorzugte Form in gewissen Ge bieten, Gründungsursachen, Funktion usw. folgt nach der Übersicht der aufgenommenen Objekte®. EBERSCHWANG Elisabetha-Kapelle Auf einer kleinen Anhöhe südöstlich von Eber schwang — auf ehe schöne Lage der Kapelle ver wies bereits B. Pillwein* — liegt die sogenannte ' Dietmar Assmann: Kapellen in und um Kitzbühel; Stadtbuch Kitzbühel, Bd. IV, 1971, S. 167—240; hier audi die entsprechende Grundlagenliteratur. ' Franz Hula; Die Totenleuditen und Bildstöcke Öster reichs, Wien 1948, S. 17. ® Die Untersuchungen wurden in den Jahren 1970/71 durchgeführt, Ergänzungen dazu 1972. * Benedikt Pillwein: Geschichte, Geographie tmd Sta tistik des Erzherzogthums Oesterreich ob der Enns, Bd. 4 (Der Irmkreis), Linz 1832. Die betreffende Stelle auf Seite 350 lautet: „Auf einer Feldanhöhe, der

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