OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 1/2

des Dorfes eine Burg zu errichten^. Der Bau dieser wehrhaften Sitze der landsässigen Dienst leute bedurfte der Bewilligung des jeweiligen Grundherren, dem seinerseits daran gelegen war, sein Herrschaftsgebiet durch die Burgen ihm ergebener Ritter zu verstärken, und so finden sich im Umkreis einer Dynastenburg die Sitze der Dienstmannen®. Der Burgenbau scheint im 12. Jahrhundert wie eine Welle über Europa gegangen zu sein. Ein wehrhafter Turm oder mindestens ein festes Haus war sowohl für die Sicherheit als auch für das Standesbewußtsein eines Ritters unentbehrlich. Dem Ritterideal als edler Lebensform entsprach die Burg. Neben den uns bekannten Burgen bestand noch eine wesentlich größere Anzahl kleiner Wehrbauten. In vielen Ortschaften, deren Namen uns erstmals durch Urkundenzeugen überliefert werden, bestanden Stamm sitze, die nie zu richtigen Burgen ausgebaut worden sind und die oft spurlos verschwunden sind. Wie zähe jedoch nicht nur Namen, sondern auch Rechte an einem Ort haf ten konnten, zeigen eine Anzahl Orte, die im 12. Jahr hundert als Wohnsitz ritterbürtiger Leute genannt werden und in denen später, manchmal erst nach Jahrhunderten, plötzlich ein Edelmannssitz oder eine Hofmark mit alten Freiheiten und Rechten aufscheint. Nur durch systematische Forschung könnte noch mancher Stamm sitz nachgewiesen werden, wie es z. B. beim Sitz der Frodnacher geschah. Denn ursprünglich waren die Wohnstätten der Dienstleute nur Gutshöfe und ein solches Rittergut brachte vielfach nur so viel Pacht ein, daß davon die Familie eines Ritters leben konnte. Es waren diese Wehrbauten sehr bescheiden; ein Turm oder ein festes Gebäude, „Ansitz", „Gesässe" oder „Haus" genannt, oder nur ein gemauerter Stock inner halb des Gutshofes mußte genügen. Waren doch auch die Burgen reicher und mächtiger Herren anfangs klein, aber sie entsprachen der damaligen Lebensweise und dem Stand der Waffentechnik. Erst im Laufe der Entwicklung der Feuerwaffen und der erhöhten kulturellen Bedürfnisse wurden die Herrenburgen zu größeren Gebäudekomplexen ausgebaut. Der Ausbau eines Stammsitzes zur Burg hing naturgemäß von verschiedenen Faktoren ab: vom Erfolg der Besitzaus weitung zu einer Herrschaft, von strategischen Oberlegungen und idcht zuletzt von den finanziellen Mitteln des Bauherrn, deim Bauen war zu allen Zeiten kost spielig; selbst wenn zahlreiche Hörige als Arbeitskräfte zur Verfügung standen, mußten Baumeister und Stein metzen bezahlt werden. werden meist nicht mit dem Namen ihres Her kunftsortes, der deshalb unbekannt bleibt, sondern mit dem Namen der von ihnen betreuten Burg bezeichnet. Häufig behielten ihre Nachkommen diesen populären Burgnamen, audi wenn sie längst auf anderen Burgen seßhaft geworden waren. Diese Zunamen entwickelten sich allmählich zu Familiennamen, doch wurden sie oftmals nach dem Namen eines neuen Wohnsitzes geändert. So können manchmal nur durch Zufälle die verschiedenen Linien der Familien aufgefunden oder weitergeführt werden. Am häufigsten werden uns die Namen in den Zeugenreihen der Urkunden überliefert. Mitunter aber wird ein Familienname erst bekannt, wenn aus einem besonderen Anlaß eine Urkunde verfaßt wurde, etwa wenn ein Mitglied der Familie Burg- und Ritterdienste nahm, vom Landesherrn Güter zu Lehen erhielt oder eine fromme Stiftung für eine Kirche tätigte. So mag manche Familie schon lange auf ihren Eigen gütern gehaust haben, ehe ihr Name an das Licht der Öffentlichkeit tritt und mit der Über nahme eines einträglichen Amtes ihr gesellschaft licher Aufstieg begiimt. Diese Umstände mögen die enorme Schwierigkeit aufzeigen, mit Sicher heit und Systematik die frühen Familien des Landes als solche zu erkennen und zu unter scheiden. Folgend werden, nach ihrer vorwiegenden Lehensabhängigkeit in Gruppen zusammenge faßt, die oberösterreichischen Familien unfreier Dienstleute beschrieben. Vielfach bestehende doppelte und mehrfache Lehenszugehörigkeit wird in jedem einzelnen Fall aufgezeigt. Schaunberger Dienstleute Die hochfreien Herren, seit 1316 Grafen von Schaunberg, besaßen eine große Anzahl unfreier Dienstleute in dem von ihnen beherrschten Gebiet zwischen Hausruck und Traun, und weiterhin in ihren Bamberger Lehen im Attergau. Im Machtkampf zwischen Herzog Albrecht III. Im gleichen Zeitraum mit dem Burgenbau entstand allmählich der Gebrauch, dem Tauf namen der Adeligen den Namen ihres Wohn sitzes oder ihrer Burg beizusetzen. Burgmannen * R. Schmidt, Burgen und Schlösser in Schwaben, 10. ' Norbert Crabherr, Wehrbauten und Herrensitze in Oberösterreich, Ztschr. d. öst. Burgenvereines 1968, H. 4, 5.

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