OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 1/2

kartographische Übereinstimmungssdiwierigkeiten. Für den gesamtösterreidiischen Raum war man daher um Vereinfachungen in den Signaturen bemüht. Das didite Belegnetz Oberösterreichs macht eine Vielfalt an For men und Bezeichnungen deutlich. Von den Böhmholz schuhen des Nordens bis zum Trittling im Südosten ist Verschiedenartiges vertreten. Das Kartenbild zeigt für Oberösterreich eine bis zum zweiten Weltkrieg starke Verbreitung der Schnürschuhe mit Holzsohle (Holzbund schuhe.) — Für den ober- und rüederösterreichischen Raum ist bemerkenswert, daß der niedere Holzpantoffel auch mit Lederkappe — zumeist in Eigenerzeugung — heute noch überwiegt (von der gegenwärtig starken Verbreitung der Gummistiefel abgesehen). An sprachgeschichtlichen und gelegentlichen dialektgeo graphischen Untersuchungen wird die Herkunft des Wor tes erklärt. Historische Belegnamen und geographische Belegorte (Sprachinseln) werden zur Klärung herange zogen. Zur Karte „Burschenschaftsbrauchtum — termingebun dene Unruhnächte" treten die Termine Pfingsten, 1. Mai und Ostern am deutlichsten hervor, wobei sich der Pfingsttermin in größerer Dichte im Bereich des nörd lichen Innviertels und des gesamten Mühlviertels sowie in der Südsteiermark manifestiert, der Mai-Termin sich besonders im Waldviertel verdichtet und bis über den Manhartsberg reicht. In den übrigen Bereichen sind die Vorkommen äußerst sporadisch. Derartige Handlun gen können nach Gehalt, Gestalt und Termin gegliedert werden. Auf der Karte sind nur jene verzeichnet, die zu einem bestimmten Zeitpunkt des Jahreslaufes statt finden. „Haustrunk — Most, Bier, Wein im bäuerlichen Haus halt" (Ingrid Kretschmer) werden auf ihre Vorkommen und ihre Verbreitung untersucht und dargestellt. Auf die ökologisch bedingte Zweiteilung Österreichs in Obstund Weinbereich sowie auf die im Haustrunk benach teiligte Stellung des alpinen Bereiches wird grundsätz lich hingewiesen. Die Art und Verbreitung der land schaftsüblichen Getränke zeigen seit 1700 einen bemer kenswerten Wandel. Das „Lärmbrauchtum: Weihnachten- und Neujahr-An schießen" (Edith Klenk) zeigt ein dichtes Vorkommen im nördlichen und östlichen Teil von Salzburg und in Oberösterreich, im östlich angrenzenden Niederöster reich nimmt die Brauchdichte ab. In den südlich gelege nen Alpenländern finden wir nur geringe Streubelege, in Tirol und Vorarlberg hingegen wieder eine Zunahme. Einen stark differenzierten Fragenkomplex weisen die 3 Karten über Einführungszeit, das Aufstellen und den Stehlbrauch von „Maibäumen" (Ernst Burgstaller) auf. Allgemein dürfte das Hauptverbreitungsgebiet des alt überlieferten Maibaumes, das sich über das mittlere, nördliche und östliche Österreich erstreckt und gegen Westen hin verebbt, von besonderem Interesse sein. In die Augen springend ist die große Belegdichte in Oberösterreich und im ostburgenländischen Raum. Für eine soziologische Auswertung wäre zur zweifellos einseitig durchgeführten Befragung auch eine Erfas sung nach Art des Baumschmuckes von Bedeutung, wie ich sie beispielsweise in eigener Exploration für den Be reich des Unteren Mühlviertels unternahm und die eine klare Abgrenzung nach sozial-wirtschaftlichen Bereichen erkennen läßt. (Die alte Riedmarkstraße teilt das nörd liche Bergland vom südlich angrenzenden fruchtbaren Flachland und bildet ebenso die Grenze zwischen dem schmuckärmeren Kletterbaum mit nacktem Stamm und dem bis zum Grund des Stammes kranzumwundenen Schmuckbaum.) Diese Erscheinung läßt sowohl auf die regional verschiedenen wirtschaftlichen Verhältnisse schließen, wie auch im Erklettern des Wipfels an die den heutigen Brauchtumsträgern unbewußten archaischen Glaubensvorstellungen in der Bedeutung von Glück und Heil erinnert wird. Die krafterfüllten „Segenszweige" (Richard Wolfram) finden in verschiedenen Formen zu bestimmten Terminen auch bestimmte Plätze. Die demgemäße Verbreitung er streckt sich über ganz Österreich. Vorherrschend ist der Fronleichnamstermin, der sich besonders im Norden und Osten Österreichs verdichtet. Somit werden auch hier wieder geschlossene und abzugrenzende Gebiete deut lich. Kartographisch heben sich im Alpenbereich die Symbolzeichen für Fronleichnam farblich stärker ab, als dies für den Bereich des Berg- und Flachlandes der Fall ist. Auf Anlässe, die mannigfachen Arten der „Jahresfeuer" (Richard Wolfram) sowie auf die verschiedenen Feuer bräuche geht der Kommentar in ausführlicher Weise ein. Das Kartenbild zeigt die Frühjahrs-, Winter- und Som merfeuer klar nach Landschaften, wobei das häufige Vorkommen mehrerer Feuertermine am gleichen Ort in landschaftlich typischen Kombinationen auffällt. Mit einer in zwei Karten anschaulichen Darstellung der bedeutendsten „Schutzheiligen der Haustiere" (Helmut Fielhauer) schließt die 3. Atlaslieferung ab. An diesem Kapitel zeigt die Erhebung, was ich im Einleitungsteil als Befragungskriterium angeführt habe. So dient z. B. der Leonhardiseitenaltar in Maria Schö(!)ndorf bei Vöcklabruck nur zur Andacht und nicht als Kultstätte wall fahrtsmäßiger Verehrung. Dieses Quellenwerk volkskundlicher Forschung soll fürs erste über die eigenen Grenzen hinaus volkskulturelle Bereiche erschließen, vermag ferner die Querverbindun gen zu Nachbarwissenschaften und die integrierenden Funktionen der Volkskunde aufzuzeigen und soll neben seiner wissenschaftlichen Bedeutung auch eine vielfache schul-, berufs- und lebenspraktische Anwendung ermög lichen. Für unser Bundesland Oberösterreich ist auffallend, daß es hinsichtlich Befragungs- und Belegdichte im gesamt österreichischen Raum einen Schwerpunkt bildet und da mit eine erwiesene Sonderstellung einnimmt. Dies zei gen insbesondere Wolframs Belegkarten über die Jah resfeuer sowie die Karten Burgstaliers über Burschen schaftsbrauchtum und Maibaum, die auf ein enges Be fragungsnetz und dichtes Vorkommen hinweisen. Dar-

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