OÖ. Heimatblätter 1973, 27. Jahrgang, Heft 1/2

Die Kommentare sind in einzelnen Fällen sehr ausführlidr imd gewinnen die Bedeutung von Monographien. Die thematisdie Zusammengehörigkeit und Gesdilossenheit dürfte nicht unterbrochen werden, Kommentar und Kar tenlieferungen sollten stets übereinstimmen. Zu folgenden Karten der 3. Lieferung fehlen die Kom mentare: Backofen innerhalb des Wohngebäudes, Bur schenschaftsbrauchtum I, II und Maibaum I, II und III. Dem Benützer des Kartenwerkes, der in die Belegorte karten mit den darin enthaltenen Angaben über Aus sendung, Rücklauf und Reduktion nur schwer Einblick gewinnen kann, wird nicht klar, ob Massierungen von Belegen auf eine größere Befragungsdichte oder auf eine größere Häufigkeit volkskultureller Erscheinungen zu rückzuführen sind. Der ur- und römerzeitliche „Bergbau" (Franz Kirn bauer) wurde auf den Kommentarkarten als bedeutsamer Vorläufer der für den Ausgang des Mittelalters zum Höhepunkt führenden kartographisch ausgewiesenen Bergbautätigkeit dargestellt. Von den beiden Karten über den Historischen Bergbau I u. II (Ende 15. Jhdt. bis Mitte 16. Jhdt.) zeigt erstere den Abbau zum Zeit punkt der höchsten Entfaltung, womit verbunden eine relativ dichte und frühe Besiedlung unserer Alpentäler gesehen werden muß. Erzgewinnung und -Verarbeitung bestimmen bis zum heutigen Tag und in ferne Zukunft die Wirtschaftsentwicklung unseres Landes. Vom zwei teiligen Kommentar werden im ersten die beiden Kar ten über den historischen Bergbau erklärt (Vorkommen der Bodenschätze, Gewinnung in historischer Sicht, wirt schaftliche und technische Verhältnisse, damalige Berufs zweige und Bevölkerungsanteil). Zu Vorkommen, Gewinnung, Verarbeitung und Handel soll mm ein 2. Teil des Kommentars auf die Bedeutung des Bergmannes, Hüttenmannes und Hammerherrn für die Zweige unserer Volkskultur hinweisen. In der Ge samtschau wird deutlich, daß trotz Änderung von Ar beitsmethoden und Techniken die Bergmanns-, Hüttenund Hammerherrnkultur in vielen Bereichen unserer Volkskultur, in Spruch, Lied, Tanz, Sage, Brauch und erneuerten Trachtenformen weiterzuleben vermögen. Die „Giebelzeichen in unheilwehrender und segenbrin gender Funktion" (Richard Wolfram) sind Denkmäler und Zeugen unserer Volkskultur, die sich in Formen der Altschichten und jenen der christlichen Glaubens sphäre präsentieren. Das Schwinden der Giebelzeichen aus sozialen und bautechnischen Gründen, vor allem in den letzten Dezennien, schließt eine richtungsweisende Gegenwartserhebung und -betrachtung aus. Der bloße Gegenwartsstand, ca. das 20. Jhdt. betreffend, hätte eine zu geringe Aussage für eine geschichtlich gewachsene Erscheinung; es wird daher in der Darstellung nicht zwischen vorhandenen und nicht vorhandenen unter schieden, was diese Karte von anderen in der Zeichengebung unterscheidet. Besonders bemerkenswert zur Karte der Giebelzeichen ist, daß sie nicht, wie die mei sten anderen des österreichischen Volkskundeatlasses, auf Fragebogenerhebung beruht, sondern auf persön lichen Aufnahmen und Sammlungen und in eigener Feldforschung. Es wurde versucht, jedes noch vorhandene Beispiel zu erfassen; hier steht der Ortspunkt für sich selbst, wogegen er bei den meisten anderen Karten des Atlasses repräsentativ auch für die Umgebimg gilt. Im Waldviertel und in der Buckligen Welt ist die Belegdichte stellenweise so groß, daß einige Nachbarorte zu einem Zeichen zusammengeschlossen werden mußten und so reduzierte Orte darstellen. Allgemein zeigen die Zeichen und Karten für den österreichischen Raum eine klare Gliederung und Abgrenzung nach Landschaften. Die ebenfalls fast ausschließlich vom Bearbeiter stam menden technisch wertvollen photographischen Aufnah men wirken als Bilddokumentation sehr anschaulich tmd überzeugend. Der ausführliche Kommentar behandelt zu den allgemeinen Bemerkungen die Kapitel Formen, Ver breitung der Giebel, europäische Gegenstücke, Alter der Zeichen, Schmuck oder Sinnbild, Bedeutung der Pferdeköpfe am Giebel und das Drachensymbol. Die Drachenkopfgiebel sowie die dritte Gruppe der auf der Karte dargelegten Denkmäler werden in dem vom Bearbeiter 1968 erschienenen Buch „Die gekreuzten Pferdeköpfe als Giebelzeichen" zum ersten Male im Zusammenhang nachgewiesen und besprochen. Ferner finden wir darin noch ausführliche Einzelheiten. „Frühformen volkstümlicher Möbel in Österreich — Truhen" (Franz Lipp). Die „Frühform" volkstümlicher Möbel, ein nach O. Moser bezeichneter Entwicklungsgang ohne stilgeschichtliche Zeitmarke — auch zeitloses Gut der Mutterschichten unseres Volkes genaimt —, beginnt mit der Darstellung über Herkunft und Verbreitung der Einbaumtruhe (mit Übergangsformen) und setzt mit den rätischen, karantischen, ufernorischen und pannonischen Typen fort. Das Verzeichnis über Typen und Herkunftsorte ist im Kommentar ausführlich und übersichtlich dargestellt. Die Kartographie kennzeichnet eine relativ großzügige Darstellung und demonstriert den gewagten und auch gelungenen Schritt von der Punkte- zur Flächenkarte. Eine Gesamtveröffentlichung der donauländischen Möbel ist geplant. Die klare, fundierte Darstellung der „Grundtypen der Männertracht um die Mitte des 19. Jahrhunderts" (Franz Lipp) weist für das Donaugebiet und das Alpen vorland, mit besonderer Dichte im Innviertel bis über die Traun reichend, auf die donauländische Stiefeltracht. Die südlichen Alpenländer sind durch die graugrüne Lodentracht gekennzeichnet, hingegen zeigt das nördlich der Donau gelegene Bergland des Mühlviertels zusam men mit dem benachbarten Wald- und Weinviertel und dem südlich der Donau fortführenden Burgenland eine geschlossene Belegdichte der Schurztracht. Auch hier fin den die Kulturräume nach Landschaftsregion und Wirt schaftsräumen eine deutliche Abgrenzung und Prägung. Drei Karten und zwei Kommentare beschäftigen sich mit den Holzschuhen: „Holzschuhe als Arbeitsschuhe — Form, Material und Herstellung" (Gunhild HolauhekLawatsdi) und „Holzschuhe — vorwiegende mundart liche Bezeichnungen" (Maria Hornung). Die Vielfalt der mundartlichen Bezeichnungen der Holzschuharten ergibt in Verbindung mit den verschiedenen Holzschuhtypen

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