bürg. Wir sind gewohnt, den „ländlichen Raum" als Gegenstüdc städtisdi-industrialisierter Ballungsgebiete zu sehen und vergessen dabei oft die Tatsadie, daß sidi im Umland der Städte ein Durdidringungsprozeß zwischen Stadt und Land vollzieht, der für beide Siedlungs-, Wirtschafts- und Lebensformen befruchtend wie auch bedrohend wirken kann. Mit Recht sucht der Autor eine frühestmögliche histo rische Basis für seine Untersuchung und findet sie in den Darstellungen des Franziszeischen Katasters um 1830. Zahlreiche Tabellen, Diagramme und Karten so wie die Photos im Anhang belegen einen dynamischen Umwandlungsprozeß in allen außerhalb der historischen Altstadt gelegenen Gebieten. Dabei wurde, soweit es nur irgend möglich war, eine detaillierte Darstellung nach Stadtteilen, Ortschaften und Katastralgemeinden gesucht. Die quellenmäßigen und statistischen Schwierigkeiten einer solchen ins Detail gehenden Untersuchung dürfen nicht unterschätzt werden, hat doch die Änderung der Verwaltimgseinteilung in einem so langen Zeitraum die Vergleichbarkeit der Daten äußerst erschwert. Neben der demographischen Struktur der Bevölkerung und dem Siedlungscharakter wurden an Hand der drei letzten landwirtschaftlichen Betriebszählungen (1951, 1960, 1970) auch die wesentlichen Betriebsformen und -merkmale dargestellt und untersucht, sowie die Eigen tümlichkeit der Produktion und Arbeitsweise stadtnaher landwirtschaftlicher Betriebe klar herausgearbeitet. Be merkenswert ist, daß im Untersuchungsgebiet keines wegs eine Zunahme der Nebenerwerbsbetriebe festzu stellen ist und diese vielfach überhaupt aufgegeben werden. Anderseits gibt es auch hier eine uralte Ver bindung von Landwirtschaft und Gewerbe, die in modi fizierter Form auch heute besteht (z. B. Gastwirtschaft, Privatzimmervermietung, Betrieb von Schottergruben und Torfstichen). Ein weiterer Gesichtspunkt ist die Stadt als zentraler Ort für die Landwirtschaft, da sich hier die Behörden, Bildungseinrichtungen und das Kreditwesen befinden und die Stadt als Veranstaltungsort landwirtschaftlicher Feste und Ausstellungen dient. Den Abschluß der Arbeit bilden dann die raumplanerisdien Fragen: Deutlich wird der Gegensatz zwischen Unordnung und Agrar- und Grünflächenplanung aufge zeigt und dargestellt, ohne auf die durch Bodenpreise bedingten Gesetzmäßigkeiten der Stadtentwicklung zu vergessen. Hier zeigen sich in Salzburg ähnliche Erscheinüngen eines radialen Wechsels höherer geschlosse ner mit niederer offener Bauweise wie in München. Oberzeugend wird schließlich die Notwendigkeit einer teilweisen Erhaltung und Förderung der Landwirtschaft im Interesse der Stadt nachgewiesen. Flurbereinigung und Landnutzungstausch zumindest in den Umgebungs gemeinden würden Stadt und Land in gleicher Weise nützen. Wichtiger als die Größe der bewirtschafteten Fläche ist für die Erhaltung der Betriebe ihre Anpas sungsfähigkeit an die wirtschaftlichen Erfordernisse der Stadt (z. B. Gemüse- und Milchversorgung). Nur wenn die Landwirtschaft als Partner und nicht als Opfer der Stadtentwicklung gesehen wird, ist eine plan- und sinn volle Entwicklung möglich, die letztlich auch die Erhal tung einer gesunden Umwelt für den Städter dient. Die Arbeit stellt eine fruchtbare und beispielgebende Synthese Stadt- und agrargeographisdier Forsdiung dar. Sie hat methodisch die Grenzen erreicht, die einer Un tersuchung durch einen einzelnen gesetzt sind. Man kann nur wünschen, daß sie ähnliche Forschungen in vergleichbaren Stadtregionen anregt und damit einen Impuls gibt, aktuelle Planungsprobleme in echt geogra phischer Synthese von Grund auf zu erforschen. Trotz einer großen Konkurrenz vielfältiger moderner regionalund sozialwissenschaftlicher Disziplinen kann diese Auf gabe nur von der Geographie als der raumsynthetischen Wissenschaft geleistet werden. Herbert Maurer Österreichischer Volkskundeatlas. Hrsg. von der Wiss. Kommission für den Volkskundeatlas unter ihrem Vor sitzenden Richard Wolfram. 3. Lieferung, Wien 1971 (Kommissionsverlag H. Bühlau), Karten Nr. 33—54. Im Gegensatz zum Schweizer Volkskundeatlas, der auf Exploration beruht, stützt sich sein österreichisches Ge genstück vor allem auf eine umfangreiche Fragebogen aktion, ergänzt durch persönliche Erforschungen bei einigen Nacherhebungen. Mit den schriftlichen Befra gungen wurden vor allem die Pflichtschulen befaßt und betraut. Vorstände und Kommission ließen sich für die Erfüllung dieser Aufgabe von der Überlegung leiten, die Lehrkräfte als Befrager auszuwählen, da diese die nöti gen Voraussetzungen an sachlichem Interesse, aber auch örtliche und personelle Kenntnisse nachzuweisen im stande seien. Über diesem persönlichen Interesse und der Befragereignung steht noch die für alle Lehrer verpflichtende Lehrplanvorschrift. Diese organisatorische Überlegung und Durchführungsmaßnahme für eine er folgversprechende Befragung lassen aber noch immer einige Kriterien offen, wonach auf Klarheit, Eindeutig keit und Verständlichkeit der konzipierten Fragestellung und des gesamten Fragekomplexes mehr Bedacht genom men werden müßte. Bei vorauszusetzender Aufgeschlossenheit und der zu erwartenden intellektuellen Eignung der Befrager bzw. Gewährsleute muß fürs erste die zu beantwortende Frage in ihrer sprachlichen Konzeption vom Befrager ver standen werden können. Das Fehlen derartiger Bedin gungen führt allzu leicht zu unklaren Auffassungen und Vorstellungen, läßt Mißverständnisse und Fehldeutungen zu. Der Befrager hat seinerseits hinsichtlich Alter, Kompe tenz, Ansässigkeit, Zuverlässigkeit, Seriosität und Glaub würdigkeit seiner Gewährsleute strengere Maßstäbe an zulegen als dies in einigen Fällen geschehen sein mochte. Gelegentlich treffen wir solch wenig vertrauenswürdige Gewährsleute an, die trotz Unkenntnis oder Unsicherheit auszusagen oder anzuführen, zu bejahen oder zu ver neinen bereit sind, um nicht schweigen zu müssen oder auch nur, um dienlich sein zu können. Mehren sich derartige Fälle, so ergeben sich in Abgrenzung, Vergleich, Auswertung und Gesamtschau unrichtige Resultate und folgenwidrige Konsequenzen.
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